10. Mai 2019
KAMPAGNEN

Hintergrund: Was ist für den Sozialverband VdK Generationengerechtigkeit?

Das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung muss wieder gestärkt werden. Viele junge Menschen glauben, später nicht von ihrer Rente leben zu können.

Zukünftig wird es immer mehr Rentnerinnen und Rentner im Vergleich zu jüngeren Menschen geben. Auf eine jüngere Person werden laut Voraussagen des Statistischen Bundesamtes nicht mehr zwei, sondern drei Personen im Rentenalter kommen. Wegen dieses demografischen Wandels wird von manchen Seiten gefordert, das Renteneintrittsalter über 67 Jahre hinaus zukünftig weiter anzuheben.

Meinungsumfragen belegen jedoch, dass eine weitere Erhöhung der Regelaltersgrenze von der Bevölkerung abgelehnt wird. In einer aktuellen Umfrage im Auftrag des ZDF sprachen sich 84 Prozent gegen eine Erhöhung aus. Gegen eine weitere Anhebung der Regelaltersgrenze spricht außerdem, dass der Großteil der Rentnerinnen und Rentner vor dem gesetzlichen Rentenalter in Altersrente geht und sogar Abschläge in Kauf nimmt. Im Jahr 2017 sind laut der Deutschen Rentenversicherung 57,9 Prozent aller Altersrentnerinnen und -rentner vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze in Rente gegangen. 23,3 Prozent aller Altersrentenzugänge bekamen aufgrund des früheren Renteneintritts eine Rente mit Abschlägen. Eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters wäre damit ein reines Rentenkürzungsprogramm.

Entscheidend sind viele Beitragszahler

Wir als Sozialverband VdK sagen: Für die Stärke der Deutschen Rentenversicherung ist nicht das Verhältnis von älteren zu jüngeren Menschen, sondern das Verhältnis von Nicht-Erwerbstätigen zu Erwerbstätigen entscheidend (die sogenannte „ökonomische Gesamtabhängigkeitsquote“). Denn nicht jeder unter 65 Jahren zahlt auch Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung (zum Beispiel Hausfrauen, Hausmänner, Arbeitslose, Studierende oder Beamte).

Diese ökonomische Gesamtabhängigkeitsquote wird voraussichtlich in den nächsten Jahren zwar ebenso wie der Altenquotient steigen, aber nicht in einem so großen Ausmaß. Wird darüber hinaus hypothetisch angenommen, dass sich die Erwerbsquoten nach Geschlecht und Alter an die entsprechenden Erwerbsquoten in Schweden aus dem Jahr 2016 angleichen und die Quote der Arbeitslosen bis 2050 auf vier Prozent fällt, sinkt die ökonomische Gesamtabhängigkeitsquote sogar. Dies ist in der Grafik dargestellt. Die Grafik basiert auf Daten der Bundesagentur für Arbeit, der Europäischen Kommission und einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung (2018).

Grafik mit dem Titel „Prognose des Altenquotienten und der öko-nomischen Gesamtabhängigkeitsquote: Eine gute Arbeitsmarktpolitik lässt die ökonomische Gesamtabhängigkeitsquote sinken“. Dargestellt ist ein Liniendiagramm mit drei Linien. Der Altenquotient wird von 2016 bis 2040 um 72,5% und von 2016 bis 2060 um 83,7% zunehmen. Für die ökonomische Gesamtabhängigkeitsquote liegen diese Werte bei 21,8% und 27,7%. Wird eine positive Beschäftigungsentwicklung unterstellt, liegen die Werte der ökonomischen Gesamtabhän-gigkeitsquote bei minus 3,1% und minus 7,9%.
Der Altenquotient wird von 2016 bis 2040 um 72,5% und von 2016 bis 2060 um 83,7% zunehmen. | © Sozialverband VdK

Für die Zukunftsfähigkeit der gesetzlichen Rentenversicherung ist daher eine gute Beschäftigungsquote nötig. Dafür kann bei der Erwerbstätigkeit bestimmter Personengruppen angesetzt werden: Damit mehr Mütter arbeiten können, brauchen wir mehr und bessere Kindertagesstätten, eine gute Versorgung von Pflegebedürftigen und gute Arbeitsplätze, jenseits von 450-Euro-Jobs. Auch müssen mehr Väter zu einer partnerschaftlichen Aufteilung der Kinderbetreuung und Hausarbeit bereit sein. Außerdem ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen mit Behinderungen in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden. Damit mehr Ältere arbeiten können, brauchen wir gute und altersgerechte Arbeitsplätze und mehr Anstrengungen bei der Rehabilitation. Auch qualifizierte Zuwanderung hilft, die Balance von Einzahlern und Beziehern zu halten.

Sinkendes Vertrauen in die gesetzliche Rente

Doch zurück zur derzeitigen Situation: Wie blicken junge Menschen auf das Thema Rente? Fast drei von vier jungen Menschen, nämlich 73 Prozent, zwischen 14 und 34 Jahren haben die Befürchtung, später nicht gut von der Rente leben zu können. 60 Prozent der jungen Menschen haben kein Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie der IG Metall. Eine aktuelle Studie des DGB belegt, dass vier von fünf jungen Menschen, 79 Prozent, zwischen 18 und 29 Jahren zu höheren Beitragszahlungen in die Rentenversicherung bereit wären, wenn daraus höhere Renten resultieren.

Für eine ausreichende Rente ist unter anderem das Rentenniveau entscheidend. Das sogenannte Standardrentenniveau ist ein abstrakter Wert, der sich durch den Vergleich der sogenannten Standardrente – der Rente, die ein Durchschnittsverdiener nach 45 Beitragsjahren erhält – mit dem Durchschnittseinkommen aller Erwerbstätigen im selben Jahr als prozentualer Wert ergibt. Das Rentenniveau wird stets in netto vor Steuern angegeben.

Grafik mit dem Titel „Entwicklung Rentenniveau und Beitragssatz seit 1990: Das Rentenniveau sinkt“. Dargestellt ist ein Liniendiagramm mit zwei Linien. Das Rentenniveau lag 1990 bei 55% und ist seitdem gesunken. 2019 beträgt es 48,1%. Der Beitragssatz ist im selben Zeitraum zunächst gestiegen und dann wieder gesunken. 1990 lag der Beitragssatz bei 18,7% und 2019 liegt er bei 18,6%.
Das Rentenniveau lag 1990 bei 55% und ist seitdem gesunken. 2019 beträgt es 48,1%. | © Sozialverband VdK

Ein hohes und stabiles Rentenniveau ist wichtig dafür, dass die Renten entsprechend den Löhnen steigen. Außerdem verhindert es, dass nicht immer mehr Menschen nach einem Leben voller Arbeit in Altersarmut rutschen. Wie aus der Grafik hervorgeht, lag das Rentenniveau bis zum Jahr 2011 bei über 50 Prozent. Erst ab 2012 ist es unter 50 Prozent gesunken. Ohne Anhebung würde das Rentenniveau in den nächsten Jahrzehnten weiter sinken. Bis 2032 könnte es auf 44,9 Prozent fallen, so das BMAS.

Wir als Sozialverband VdK fordern

  • Eine gute Rente muss für alle Generationen garantiert werden: Menschen sollen von der gesetzlichen Rente leben können und nicht auf eine zusätzliche betriebliche oder private Rente angewiesen sein.
  • Keine weitere Erhöhung der Regelaltersgrenze.
  • Dauerhafte Anhebung des Rentenniveaus auf 50 Prozent: Ein Rentenniveau von 50 Prozent stellt sicher, dass sogenannte Standardrentnerinnen und -rentner die Hälfte des geltenden Durchschnittsverdienstes erhalten.
  • Erwerbstätigkeit von Frauen stärken: Es gibt viele Menschen, die gerne arbeiten gehen würden, dies zurzeit aber nicht können. Vor allem Frauen sind häufig als Mutter oder Pflegeperson zu stark in der Familie eingebunden. Wir brauchen daher Investitionen in gute Kindertagesstätten und gute Pflege, damit Frauen arbeiten gehen können. Frauen brauchen gut bezahlte Arbeit, keine 450-Euro-Jobs, damit sie eine eigene gute Rente aufbauen können. Altersarmut ist viel zu häufig Frauenarmut.

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Schlagworte Sozialverband VdK | #Rentefüralle | Altersrente | Generationengerechtigkeit

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© Sozialverband VdK

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