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Geringfügig Beschäftigte verlieren in der Krise am deutlichsten
Dass „flexibel“ ein anderes Wort für „unsicher“ ist, müssen in Corona- Zeiten viele Menschen bitter lernen. Minijobber sind die größten Verliererinnen und Verlierer auf dem Arbeitsmarkt. Dies ergab eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Der Sozialverband VdK fordert, den prekären Arbeitsmarkt generell einzudämmen.
Hotels, Restaurants, Konzert- und Messehallen: Überall gingen coronabedingt die Rollläden herunter. Wer das Glück eines sozialversicherungspflichtigen Vertrags hat, bekommt in der Zeit des Stillstands immerhin Kurzarbeitergeld. Doch eine große Schar an Beschäftigten steht ohne Job und Anspruch vor der Tür.
850 000 Minijobber haben laut DIW schon ihre Beschäftigung verloren. Das ist ein Minus von zwölf Prozent im Vergleich der Junimonate 2019 und 2020. Der Rückgang fester Arbeitsplätze wird für denselben Zeitraum mit nur 0,2 Prozent beziffert, das entspricht 63 000 Personen.
Das politische Versprechen aus dem Jahr 2003, Minijobs würden in normale Beschäftigung führen, hat sich nicht einmal in der Phase des größten Wirtschaftswachstums bewahrheitet. So wird weder Einkommens- noch Altersarmut bekämpft. „Eine Reform der Minijobs ist überfällig“, lautet das Fazit von DIW-Studienautor Markus M. Grabka.
Prekäre Beschäftigungen wie Minijobs sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt weit verbreitet. Für 19 Prozent aller Arbeitsplätze sind Tarifbindung, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Urlaubsanspruch, Rentenversicherungspflicht, reguläre Arbeitszeiten oder Mindestlohn alles andere als selbstverständlich. Insbesondere die Sozialversicherungspflicht wird mit Minijobs ausgehöhlt.
Die Forderung aus Teilen der Unionsparteien, die Minijob-Verdienstgrenze von 450 auf 600 Euro anzuheben, lehnt der Sozialverband VdK deshalb vehement ab. Damit würden 500 000 Menschen aus der Sozialversicherungspflicht fallen. Das DIW schlägt eine Absenkung der Schwelle auf 300 Euro vor. Der VdK fordert in jedem Fall eine Sozialversicherungspflicht vom ersten Euro an: als kleinen Beitrag gegen Willkür und für mehr soziale Absicherung.
„Die Rente muss zum Leben reichen. Die Niedriglohnpolitik der letzten Jahrzehnte muss endlich ein Ende haben. Denn sie führt immer mehr Menschen in die Altersarmut, wie die jetzige Krise zeigt“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Minijobs hätten die Armut Älterer bisher oft kaschiert, die ihre geringe Rente auf diese Weise aufbessern. Ohne Zusatzverdienst sind viele jetzt mit der Miete im Rückstand oder müssen um Lebensmittelspenden bitten.
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte Minijobs
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