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Viele Menschen in Deutschland kennen keinen Feierabend. Sie gehen neben ihrer Hauptbeschäftigung einem weiteren, meist schlecht bezahlten Job nach. Auf der Strecke bleiben Familie, Gesundheit und die soziale Absicherung. Eine aktuelle Studie geht den Ursachen der Mehrfachbeschäftigung nach.
8,3 Prozent aller Erwerbstätigen haben einen Nebenjob. Das sind 3,3 Millionen Menschen, die regelmäßig ein oder sogar zwei weitere Arbeitsplätze aufsuchen, um ihr Einkommen aufzubessern. Seit 2003 hat sich der Anteil der Erwerbstätigen mit Nebenjobs verdoppelt. Das ist im europäischen Vergleich einzigartig, sagt ein Forscherteam des WSI-Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.
Unzureichende soziale Absicherung durch Kranken- oder Rentenversicherung, fehlende betriebliche Interessenvertretung und Weiterbildung, Arbeit auf Abruf und damit kein planbares Zusatzeinkommen prägen die meisten dieser Arbeitsverhältnisse, stellte das WSI-Forscherteam bei einer repräsentativen Befragung fest. 45 Prozent wählen eine Kombination aus sozialversicherungspflichtigem Erst- und einem selbstständigen Zweitjob. Im Hinblick auf spätere rentenrechtliche Ansprüche ist diese Wahl besonders fatal, warnen die Studienautoren.
Zu denken geben sollte auch, dass insbesondere Sozialberufler Gehaltsaufstockungen brauchen. Mehr als jeder fünfte Minijobber arbeitet hauptberuflich in Sozialberufen in Pflege und Betreuung, Erziehung und Schule, daneben auch in Forschung und Wissenschaft, bei Polizei und Feuerwehr.
Mit Selbstverwirklichung haben die Zusatzjobs in der Regel wenig zu tun: 39 Prozent sind einfache Tätigkeiten, die niedrig bezahlt werden, meist im Bereich Transport, Logistik, Reinigung, Hauswirtschaft oder in der Gastronomie. Nur 15 Prozent der Befragten gaben an, dass sich Haupt- und Nebentätigkeit von der beruflichen Qualifikation her decken.
Die Studie zeigt, dass 36 Prozent aller Mehrfach-Jobber zusätzlich zu ihrem Vollzeitjob arbeiten. 57 Prozent aller Befragten kommen auf über 40 Arbeitsstunden pro Woche, nicht wenige auf über 60. Die meisten arbeiten im Zweitjob, weil sie müssen: 24 Prozent sagen, dass sie keine Vollzeitstelle finden, 53 Prozent geben finanzielle Nöte an. Die 20 Prozent, die „Spaß und Interesse“ als Gründe nennen, sind nicht darauf angewiesen, denn sie verdienen in ihrem Hauptberuf oft recht gut.
Der Sozialverband VdK sieht die Ausbreitung von Mini- und Nebenjobs sehr kritisch: „Diese Jobs verdecken nur soziale Probleme und verschieben sie, wenn wegen Krankheit oder Alter nicht mehr so viel gearbeitet werden kann. Jeder muss von seiner Arbeit leben können“, fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele.
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bsc
Schlagworte Nebenjob | Armut | Zweitjob | Minijobber
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