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Die Alpenrepublik hat seit dem Jahr 2005 eine Rentenversicherung für alle.
Eine Erwerbstätigenversicherung, in die alle Arbeitskräfte einzahlen, ist eine der zentralen Forderungen der VdK-Kampagne #Rentefüralle. Dafür gibt es mit Österreich ein erfolgreiches Vorbild.
In Deutschland zahlt der Großteil der Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Selbstständige, Beamtinnen und Beamte, Abgeordnete und andere haben eigene Systeme, die den Einzahlenden bei gleicher Arbeitsleistung oft deutlich höhere Ruhestandseinkommen garantieren. „Diese deutliche Ungleichbehandlung der Arbeitnehmergruppen wird von vielen Menschen als sozial ungerecht empfunden. Deswegen fordert der VdK die Einführung einer Erwerbstätigenversicherung“, erklärt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Nach einem solchen Systemwechsel würde die Rentenversicherung langfristig auf eine stabile Finanzierungsbasis gestellt. Gleichzeitig muss auch das Rentenniveau auf mindestens 50 Prozent angehoben werden.
Österreich hat diesen Schritt nach der „Pensionsreform 2003“ gewagt. Mit Erfolg, wie sich belegen lässt. Seit 2005 zahlen in der Alpenrepublik alle neuen Beamtinnen und Beamten in die allgemeine Rentenversicherung ein. Wer vorher verbeamtet wurde, genießt Vertrauensschutz und bleibt im alten Pensionssystem. Selbstständige waren je nach Berufsgruppen schon zwischen 1958 und 1997 einbezogen worden, Landwirte 1971.
In Österreich hat man sich politisch klar für das Ziel der Lebensstandardsicherung durch gesetzliche Absicherung mit Umlagefinanzierung entschieden. Dort spielt private und betriebliche Vorsorge bei den Rentnereinkommen kaum eine Rolle. Hierzulande wird die stärkere private Verantwortung des Einzelnen für die Altersvorsorge propagiert.
Mit Vater Staat als Rentenverwalter fährt man in unserem Nachbarland nicht schlecht. Die Rente kommt 14-mal im Jahr aufs Konto, denn einmal Urlaubs- und einmal Weihnachtsrente gibt es dazu. Gerechnet auf zwölf Monatszahlungen erhalten Frauen in Österreich durchschnittlich etwa 500 Euro und Männer fast 900 Euro mehr als hierzulande.
Die Unterschiede in den Altersarmutsquoten beider Länder sind eklatant. Von 2007 bis 2017 ist diese Quote in Österreich bei Männern von 14 auf zehn Prozent gesunken, bei Frauen von 22 auf 15,5 Prozent. Im selben Zeitraum stieg sie in Deutschland von zwölf auf 15 Prozent bei Männern und von 17,5 auf 20 Prozent bei Frauen. Eine allgemeine Erwerbstätigenversicherung kann also einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Altersarmut leisten.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in Österreich erst nach 15 Jahren Vorversicherungszeit ein Rentenanspruch entsteht, in Deutschland bereits nach fünf Jahren. Zudem sind die Abschläge bei früherem Renteneintritt jenseits der Alpen deutlich höher als hierzulande. Die Rentenversicherungsbeiträge liegen um rund 4,1 Prozent höher als bei uns, also bei 22,8 Prozent des Bruttogehalts. Die Arbeitgeber übernehmen allerdings rund zwei Prozent mehr als die Arbeitnehmer.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, warum Österreich und Deutschland in verschiedene rentenpolitische Richtungen abgebogen sind. Als um das Jahr 2000 die Weichen gestellt wurden, war die Lage in beiden Ländern höchst unterschiedlich. Starke Gewerkschaften und ein breiter Konsens in der Bevölkerung für Sozialpartnerschaft brachten in Österreich die Pensionsreform voran. In Deutschland hingegen überwog der liberale Zeitgeist. Die gesetzliche Rentenversicherung hatte zu dieser Zeit große Defizite und somit ein Imageproblem in der Bevölkerung. Gleichzeitig versprach der Kapital- und Aktienmarkt hohe Renditen. Die Geschichte hat Österreich recht gegeben: Die Rentenversicherung für alle ist das bessere System. Auch in Deutschland könnte und sollte es jetzt eingeführt werden.
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Dr. Bettina Schubarth
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