11. Juni 2020

„Freie Zeit kann Angst machen“

Ruhestand genauso sorgfältig planen wie die Berufslaufbahn und rechtzeitig damit anfangen

Das Bild zeigt eine Uhr
© Unsplash

Plötzlich und unerwartet kommt der Ruhestand für die meisten nicht. Deshalb ist es wichtig, rechtzeitig die Weichen für diese Zeit zu stellen. Wie das am besten gelingt, verrät Coach und Autorin Iris Seidenstricker aus Hamburg.

Endlich Rentner: mehr Zeit für sich selbst, für Kinder und Enkel, für Freunde, für Hobbys, Reisen, den Garten und vieles mehr. Warum wissen manche dann doch nichts mit der freien Zeit anzufangen und fallen in das berühmte Loch?

Freie Zeit kann Angst machen, vor allem dann, wenn man mit ihr erfahrungsgemäß sowieso ein Pro­blem hat. Mit unendlich viel freier Zeit umzugehen, haben die meisten Menschen nicht gelernt. Selbst wenn man dachte, dass man nun reist, Freunde besucht und sich alles Unerledigte in Haus und Garten vornimmt – irgendwann ist alles getan. Erfahrungsgemäß stellt sich nach den Flitterwochen zu Beginn des Ruhestands ungefähr nach zehn Wochen eine innere Unruhe und Unzufriedenheit ein. Weil man merkt, dass das, was man tut, nicht befriedigend ist. Vielen ist zu Beginn des Ruhestands nicht bewusst, wie wichtig es ist, dass es auch in der neuen Lebensphase wieder Aufgaben gibt, die einen mit Sinn erfüllen. Und dass man wieder einen Rhythmus aus Aufgaben, Pflichten und Freizeit findet. Nur dann kann man die neue Lebensphase mit der Möglichkeit der freien Zeiteinteilung auch wirklich genießen.

Die meisten Menschen brauchen eine gewisse Struktur im Alltag. Warum ist das besonders für Rentnerinnen und Rentner so wichtig?

Wem schon im Urlaub nach einigen Tagen die Decke auf den Kopf fällt, sollte im Ruhestand unbedingt eine Tagesstruktur oder auch einen Wochenplan entwickeln. Wenn ich weiß, wann ich frühstücke, einkaufe, meinem Ehrenamt nachgehe, wenn ich plane, Freunde zu treffen, ins Kino zu gehen: Dann schwindet das Gefühl, von Leere erdrückt zu werden.

In Ihrem Buch „Zeit für Neues – Wie Sie herausfinden, was Sie im Ruhestand machen möchten“ geben Sie Tipps. Wie lauten die drei wichtigsten?

1. Planen Sie den neuen Lebensabschnitt als Rentnerin und Rentner genauso sorgfältig, wie Sie Ihre Berufslaufbahn geplant haben.

2. Fangen Sie früh genug mit der Planung an, ruhig schon zehn Jahre vor Beginn des Ruhestands.

3. Knüpfen Sie frühzeitig ein soziales Netz über die beruflichen Kontakte hinaus, das Sie auch in der neuen Lebensphase tragen wird.

Ist es besser, an vorhandenen Interessen anzuknüpfen oder etwas Neues auszuprobieren?

Das ist eine Typfrage. Lerne ich gern und bin bereit, mich auf ein Abenteuer einzulassen? Oder möchte ich nichts mehr riskieren und meine Ruhe haben? Man kann auch im fortgeschrittenen Alter Klavier oder Geige spielen lernen und es weit bringen, nur nicht mehr zur Konzertreife. Wenn es einem aber reicht, ein gewisses Niveau zu erreichen, dann sollte ich mir unbedingt den Traum erfüllen. Dann muss mir auch klar sein, dass ich viel Zeit und Mühe investieren muss. Wenn ich aber schon Klavier gespielt habe, dann werden die Erfolgserlebnisse nach einiger Zeit größer sein. Ich kenne einige, die erst spät das gefunden haben, was man „Berufung“ nennt.

Was möchten Sie als Rentnerin einmal tun?

Klassischen Ruhestand wird es für mich nicht geben. Solange es meine Fähigkeiten zulassen, werde ich immer weiter tätig sein. Weil ich weiß, dass erfüllende Aufgaben und Arbeit eine wesentliche Säule des Jungbleibens und des langen Lebens sind.

Interview: Ines Klut

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Erwerbsminderungsrente – Antrag mit langem Atem

Mehr als 42 Prozent der Anträge auf Erwerbsminderungsrente wurden im vergangenen Jahr abgelehnt. Wie kann ich dem vorbeugen? Wie hilft mir mein Sozialverband VdK bei Antragstellung und bei einem Widerspruch? Antworten vom Experten und eine Ermutigung: Immerhin fast zwei Millionen Menschen in Deutschland bekommen die Erwerbsminderungsrente!

Zu wenig Rente?

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.