28. Februar 2023
RENTE

Viel Arbeit, wenig Rente

Nach 40 Jahren Vollzeiterwerbstätigkeit liegt jede dritte Frauenrente unter 1000 Euro

Der Sozialverband VdK fordert gerechtere Arbeitsmarktbedingungen und Nachbesserungen im Rentensystem, um Frauen vor Altersarmut zu schützen.

Ältere Frau im Supermarkt, sie blickt mit traurigem Gesichtsausdruck in die Kamera
© IMAGO / Bihlmayerfotografie

„Frauen sind nicht nur im Arbeitsleben benachteiligt. Teilzeit, Niedriglohn, lange Erwerbsunterbrechungen sowie Lohndiskriminierung sind Gift für die Rente“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele mit Blick auf den Equal Pay Day am 7. März.

Der Equal Pay Day macht auf den Lohnabstand zu Männern aufmerksam, aktuell liegt er bei 18 Prozent. 2023 arbeiten Frauen also rechnerisch 66 Tage umsonst, bis zum 7. März. „Der Internationale Frauentag am 8. März ist 2023 der erste Tag im Jahr, an dem Männer und Frauen dasselbe verdienen. Damit bekommt dieser Tag noch mehr Symbolkraft“, so Bentele.

Der große Lohnabstand ist den typischen weiblichen Erwerbsbiografien geschuldet, aber auch der schlechteren Bezahlung in Berufen und Branchen mit hohem Frauenanteil wie Erziehung, Einzelhandel und Gastronomie. Doch selbst bei gleicher Tätigkeit und gleicher Qualifikation liegen Frauen beim Stundenlohn um sieben Prozent hinter den Männern.

Wer wenig verdient, bekommt das im Alter schmerzhaft zu spüren. Dann wird aus der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen die Rentenlücke. Sogar eine Vollzeiterwerbstätigkeit über 40 Jahre hinweg schützt Frauen nicht vor Altersarmut. Jede dritte Frau erhält nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums trotz einer solchen Erwerbsbiografie eine Rente unter 1000 Euro. Bei der gesetzlichen Rente klafft eine Lücke von 26 Prozent zwischen Männern und Frauen. Über alle drei Altersvorsorgesäulen hinweg – gesetzlich, privat und betrieblich – liegt diese Lücke sogar bei 49 Prozent.

„Frauen haben ein Recht auf gleiche Bezahlung. Der VdK fordert deshalb eine Nachbesserung des Entgelttransparenzgesetzes, das bisher nur für Betriebe mit mehr als 200 Beschäftigten gilt. Dieses muss auf alle Unternehmen ausgeweitet und Verstöße müssen sanktioniert werden“, sagt Bentele. Darüber hinaus muss der Mindestlohn auf wenigstens 13 Euro angehoben werden, fordert der VdK. „Nur so ist eine Rente oberhalb der Grundsicherung garantiert. Die nachträgliche Subventionierung von Niedriglöhnen darf nicht zur Daueraufgabe der Rentenversicherung werden“, unterstreicht die VdK-Präsidentin. Grundsätzlich müsse die Tarifbindung gestärkt werden, die nicht nur höhere Einkommen, sondern auch mehr Lohngleichheit garantiere.

Um Frauenrenten anzuheben, muss die Sorgearbeit im Rentensystem noch stärker berücksichtigt werden. Deshalb fordert der VdK, dass Angehörigenpflege grundsätzlich in der gesetzlichen Rente aufgewertet wird. Außerdem muss endlich die Mütterrente III kommen. Das heißt, für jedes Kind muss es drei volle Rentenpunkte geben, egal, ob dieses bis oder nach 1992 geboren wurde. „Gerade für ältere Frauen wäre die volle Mütterrente eine längst überfällige Anerkennung ihrer Lebensleistung“, sagt Bentele. Auch die neue Grundrente muss nachgebessert werden: „Viele Frauen erreichen die 33 notwendigen Beitragsjahre nicht. Deshalb muss mindestens ein teilweiser Anspruch schon bei 30 Jahren beginnen“, fordert sie.

Dr. Bettina Schubarth

Schlagworte Altersarmut | Frauen | Rente

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Erwerbsminderungsrente – Antrag mit langem Atem

Mehr als 42 Prozent der Anträge auf Erwerbsminderungsrente wurden im vergangenen Jahr abgelehnt. Wie kann ich dem vorbeugen? Wie hilft mir mein Sozialverband VdK bei Antragstellung und bei einem Widerspruch? Antworten vom Experten und eine Ermutigung: Immerhin fast zwei Millionen Menschen in Deutschland bekommen die Erwerbsminderungsrente!

Zu wenig Rente?

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.