1. November 2018
RENTE

Rentenlücke trifft Millionen künftiger Rentner

Mehr als die Hälfte der 55- bis 64-Jährigen kann ihren derzeitigen Lebensstandard nicht halten

Viele Menschen fürchten, im Alter nicht von ihrer Rente leben zu können. Zumindest nicht so, wie sie es in den Jahren vor dem Renteneintritt getan haben. Diese Befürchtung wird von einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) untermauert. Der VdK fordert deshalb die Bundesregierung auf, endlich entscheidende Schritte zu ergreifen, um das Rentensystem zukunftssicher und sozial gerecht zu gestalten.

Symbolfoto: Kleine Rentner-Figürchen stehen auf unterschiedlich hohen Münzstapeln.
Wird meine Rente später reichen? Diese Frage stellen sich viele Menschen. Eine Studie zeigt nun: Im Durchschnitt entsteht im Rentenalter eine Versorgungslücke von 700 Euro. | © Imago/Ralph Peters

Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen im Alter von 55 bis 64 Jahren kann ihren derzeitigen Lebensstandard nicht halten, wenn sie jetzt in den Ruhestand gingen. Laut DIW-Studie ist bei 58 Prozent der aktuelle Konsum größer als die bisher erworbenen Rentenanwartschaften. Der monatliche Konsum der 55- bis 64-Jährigen liegt im Durchschnitt bei rund 1370 Euro im Monat.

Durchschnittlich 700 Euro zu wenig im Alter

Im Durchschnitt fehlen ihnen später rund 700 Euro monatlich. Die Versorgungslücke ist bei Erwerbstätigen, die nur Anspruch auf eine gesetzliche Rente haben, mit knapp 740 Euro am größten. Bei dieser Gruppe steigt der Anteil derjenigen, die ihren Lebensstandard später nicht halten können, auf 69 Prozent. Liegen auch Anwartschaften an Betriebsrenten vor, reduziert sich die errechnete Versorgungslücke im Ruhestand auf rund 620 Euro.

Die DIW-Wissenschaftler haben anhand von repräsentativen Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) aus dem Jahr 2012 untersucht, wie hoch die Rente ausfällt, die Erwerbstätigen aus rentennahen Jahrgängen zusteht. In einem zweiten Schritt haben die Forscher für den hypothetischen Fall, dass diese Erwerbstätigen sofort in Rente gehen würden, berechnet, inwieweit die Rente mit den bis dahin erworbenen Anwartschaften ihren derzeitigen Konsum decken kann. Ein weiteres Ergebnis dieser Berechnungen ist, dass diejenigen, die in private Rentenversicherungen einzahlen, ihr Risiko nur wenig senken können.

Auch private Vorsorge schützt nur wenig vor Armut

Der Anteil der Personen mit einer potenziellen Versorgungslücke sinkt nur um zwei auf 56 Prozent. Das zeigt, dass private Vorsorge als dritte Säule der Alterssicherung insgesamt nur wenig dazu beiträgt, die Versorgungslücke im Alter zu schließen.

Am härtesten trifft es Menschen mit kleinem Einkommen, die oft gar nicht in der Lage sind, privat für ihre Rente vorzusorgen. Das sind zum Beispiel Geringverdiener, Frauen und Solo-Selbstständige. Sie sind allein von der gesetzlichen Rente abhängig. Für viele ist deshalb bereits vorprogrammiert, dass sie eine Rente unterhalb des Grundsicherungsniveaus erhalten und im Alter nicht über die Runden kommen werden.

Umverteilen für soziale Gerechtigkeit

„Eins ist klar: Die gesetzliche Rente ist und bleibt der Anker der Altersvorsorge“, so VdK-Präsidentin Verena Bentele. Deshalb müsse eine Stabilisierung des Rentenniveaus über das Jahr 2025 hinaus bei mindestens 50 Prozent die Basis für eine verlässliche Altersvorsorge sein.

Generell muss das Rentensystem auf breite Schultern gestellt werden. Alle Erwerbstätigen müssen einzahlen, also auch Beamte, Selbstständige und Abgeordnete. „Umverteilung lautet jetzt das Gebot der Stunde für soziale Gerechtigkeit“, erklärt die VdK-Präsidentin.


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Schlagworte Rente | Rentenlücke | Armut | Altersarmut | soziale Gerechtigkeit

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