13. Dezember 2019
PFLEGEPOLITIK

Pflege: Trotz Versicherung steigen die Kosten

Am 1. Januar 1995 wurde die Pflegeversicherung eingeführt. Sie sollte die finanziellen Risiken und Belastungen bei Pflegebedürftigkeit auffangen. 25 Jahre später bilanziert VdK-Präsidentin Verena Bentele: „Die Pflegeversicherung in ihrem jetzigen Zuschnitt ist eine Teilleistungsversicherung, die die wirklichen Bedarfe nicht abdeckt.

Das Bild zeigt die übereinander liegenden Hände Älterer.
Die Pflegeversicherung deckt nicht alle Bedarfe Pflegebedürftiger ab. | © Pixabay

Die Pflegeversicherung ist eine Pflichtversicherung. Jeder gesetzlich Krankenversicherte ist automatisch pflegeversichert. Als jüngste Säule der Sozialversicherung wurde sie eingeführt, weil in den frühen 1990er-­Jahren viele Pflegebedürftige die Kosten für die Versorgung in einem Pflegeheim nicht stemmen konnten. Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 1,7 Millionen Menschen pflegebedürftig. Davon wurden rund 1,2 Millionen Menschen zu Hause betreut und 500 000 in einem Heim gepflegt.

Für die Kommunen bedeutete das hohe Ausgaben. Sie mussten einspringen, wenn jemand die Kosten für die stationäre Versorgung nicht aufbringen konnte. Rund 80 Prozent der damaligen Pflegeheimbewohner waren Sozialhilfeempfänger. Bereits in den 1990ern zeichnete sich ab, dass sich dieses Problem in den kommenden Jahrzehnten verschärfen werde.

Pflege: Wechsel bei den Kriterien zur Einstufung

Seit Einführung der Pflegeversicherung hat die Bundesregierung die Gesetzgebung mehrmals überarbeitet. 2001 wurde das Pflege-­Qualitätssicherungsgesetz verabschiedet. Es enthält Vorschriften für die Qualitätssicherung und stärkt die Rechte der Pflegebedürftigen. Mit dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz im Jahr 2012 wurde die Pflegestufe 0 für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz eingeführt. Bei der Einstufung in eine Pflegestufe wurden damit Demenzerkrankungen besser berücksichtigt.

Zwischen 2015 und 2017 traten die Pflegestärkungs­gesetze I bis III in Kraft. In deren Mittelpunkt stand eine neue Definition für Pflegebedürftigkeit: Gemessen wurde nun nicht mehr der pflegerische Aufwand für spezielle Verrichtungen, sondern der Grad der Selbstständigkeit des Betroffenen. Die drei Pflegestufen wurden durch fünf Pflegegrade ersetzt.

1930 Euro Eigenanteil in der Pflege

Derzeit gibt es bundesweit 3,4 Millionen Pflegebedürftige, davon werden 818 000 stationär versorgt. Die Kosten für eine Heimunterbringung sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Die Pflegeversicherung übernimmt nur noch einen Bruchteil. Der Eigenanteil des Pflegebedürftigen beträgt im Bundesdurchschnitt 1930 Euro. Hier gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Heimkosten setzen sich zusammen aus Unterkunft und Verpflegung, dem einrichtungseinheitlichen Eigenanteil für die Pflege, den Investitionskosten sowie einer Ausbildungsumlage. Leider haben die Kommunen, anders als bei Einführung der Pflegeversicherung versprochen, die Förderung der Investitionskosten weitgehend eingestellt. Meist sind diese nun zusätzlich von den Pflegebedürftigen zu tragen.

„Es kann nicht sein, dass Pflegebedürftige für ihre Pflege immer mehr Geld aus der eigenen Tasche zahlen müssen“, betont VdK-Präsidentin Verena Bentele. „Schon heute bekommt ein Drittel aller Pflegeheimbewohner Sozialhilfe. Der Anstieg der Eigenanteile muss dringend gestoppt werden.“ Perspektivisch müsse die Finanzierung der Pflege neu gedacht werden. Der VdK fordert eine Vollversicherung, die sämtliche Kosten der Pflege abdeckt. Darüber hinaus müssen Länder und Kommunen wieder, wie anfangs geplant, die Investitionskosten übernehmen. „Pflege darf nicht arm machen. Sie muss für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wieder bezahlbar werden“, fordert Bentele.

Lesen Sie mehr:

PFLEGEPOLITIK
Das Bild zeigt eine ältere Frau, die einen älteren Mann im Rollstuhl schiebt.
Eigentlich ist Gerd Enskat schon seit zwölf Jahren in Rente. Doch an drei Tagen pro Woche geht der 75-Jährige in die Arbeit – um die Pflege seiner Frau zu finanzieren. | weiter
13.12.2019 | ali
PRESSE-STATEMENT
Das Bild zeigt jüngere und ältere Hände, die sich umfassen.
22.11.22 - Der Beitragssatz zur Pflegeversicherung wird einer Prognose zufolge deutlich steigen und besonders Jüngere stark belasten. Für den VdK ist klar, dass wir ein nachhaltiges Finanzierungskonzept brauchen. | weiter
22.11.2019 | Pressekontakt: Cornelia Jurrmann, Telefon: 030 / 92 10 580-401

ali

Schlagworte Altenpflege | Pflegebedürftigkeit | Pflegeversicherung | Pflegegrad | Eigenanteil

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Pflegebedürftig? - Hier finden Sie Tipps und wichtige Informationen

Jetzt unsere kostenlosen Broschüren zur Pflegebegutachtung und zur häuslichen Pflege herunterladen und Pflegegrad unverbindlich berechnen:

PFLEGE
Symbolfoto: Eine ältere Frau mit einem Gehstock, sie ist bei einer jüngeren Frau untergehakt. Beide sieht man nur von hinten. Sie gehen auf einem Weg durch eine Grünanlage.
Wann ist man pflegebedürftig? Was geschieht bei der Pflegebegutachtung? Pflege-Broschüre gratis herunterladen und voraussichtlichen Pflegegrad berechnen!

Pflege viel zu teuer?

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Alles zur großen VdK-Kampagne Nächstenpflege:

www.vdk-naechstenpflege.de

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.