15. Oktober 2020

Wohin mit Hund, Katze und Kanarienvogel?

Senioren, die in ein Pflegeheim umziehen, möchten meist ihr geliebtes Haustier mitnehmen – Es gibt Heime, wo das möglich ist

Das Bild zeigt einen Kanarienvogel
© Unsplash

In deutschen Haushalten leben etwa 30 Millionen Haustiere. Gerade für Senioren sind Hund, Katze, Kanarienvogel oder Fische im Aquarium meist so wichtig wie Familienmitglieder. Mehr und mehr Pflegeeinrichtungen ermöglichen es ihren Bewohnern, beim Einzug ihr geliebtes Haustier mitzubringen. Jedes Pflegeheim beziehungsweise dessen sozialer Träger regelt eigenständig, ob dort Haustiere erlaubt sind oder nicht. Hier ist es wichtig, den Heimvertrag genau durchzulesen.

Besonders im Alter vermissen viele Menschen das Gefühl, gebraucht zu werden und neigen dazu, sich aus dem aktiven Leben zurückzuziehen. Tierische Mitbewohner können dann dazu beitragen, Passivität entgegenzuwirken. Und gerade, wenn aus gesundheitlichen Gründen der Umzug in ein Pflegeheim notwendig wird, nehmen Pflegebedürftige einen wesentlichen Bestandteil ihres alten Lebens mit in das neue.

Gegen die Einsamkeit

„Die positive Wirkung von Haustieren ist allgemein bekannt und auch wissenschaftlich belegt. Bei älteren Tierfreunden sind sie beliebt, weil sie beruhigend, ja sogar beglückend wirken und Einsamkeit verhindern können. Das haben mittlerweile auch viele Pflegeeinrichtungen erkannt und schließen Tierhaltung nicht grundsätzlich aus oder bieten sogar tiergestützte Therapien, etwa in der Demenz­behandlung“, weiß Maria Sievers, die in der Presseabteilung beim ­BIVA-Pflegeschutzbund (Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen e. V.) arbeitet.

Sievers: „Prinzipiell sind Klein- beziehungsweise Käfigtiere wie Fische, Vögel oder Hamster oftmals eher geduldet als größere, die ja auch aufwendig versorgt werden müssen, wenn der Bewohner dies nicht mehr selbst leisten kann.“

Möchte man mit einem Tier in ein Pflegeheim einziehen oder als Bewohner eines neu anschaffen, müsse man sich den Heimvertrag genau ansehen. Sei dort ausdrücklich geregelt, dass Tierhaltung nicht gestattet ist, müsse der Bewohner dies akzeptieren. Enthalte der Heimvertrag dazu keine Regelungen, sei Tierhaltung nicht grundsätzlich ausgeschlossen – ähnlich wie im Mietrecht. „Allerdings ist zu beachten, dass das Tier keine Belästigung oder Beeinträchtigung für Mitbewohner und Personal darstellen darf und eine tiergerechte Versorgung sichergestellt sein muss. Andernfalls darf das Heim die Tierhaltung verbieten. Es ist in jedem Fall erforderlich, hierzu die Einrichtungsleitung zu befragen“, betont Sievers.

Auch der Heimbeirat sei beim Thema Tierhaltung ein geeigneter Ansprechpartner: Er dürfe etwa in Bayern bei der Freizeit- und Alltagsgestaltung der Bewohner nicht nur mitwirken, sondern sogar mitbestimmen und habe ein Mitspracherecht bei der Förderung der Qualität der Betreuung sowie bei der Gestaltung des Wohnumfeldes.

Dabei stünden den Vorteilen einer Tierhaltung auch immer Bedenken gegenüber, die durchaus ernst genommen werden müssten. Ein Tier mache Arbeit und müsse artgerecht gehalten werden. Und natürlich müsse berücksichtigt werden, ob eine Pflegekraft oder andere Bewohner gegen Tierhaare allergisch sind.
Heime, in denen Tierhaltung gut funktioniert, haben meistens Tierbeauftragte. Und hier wird auch daran gedacht, was mit dem Tier geschehen soll, wenn der Heimbewohner stirbt. Oft wird dann an Familienmitglieder, andere Heimbewohner oder als letzte Möglichkeit an das örtliche Tierheim vermittelt.

Tiertafeln helfen

In Not geratene Seniorinnen und Senioren können sich in kritischen Situationen an Tiertafeln wenden. Tiertafeln, wie die Einrichtung in München, helfen älteren Menschen, die in einer schwierigen Lebenssituation sind, damit sie nicht auch noch gezwungen werden, sich von ihren langjährigen tierischen Begleitern zu trennen.

Pflegehaushalt

Die Tiertafel München kümmert sich um Tiere, wenn hilfsbedürftige Seniorinnen oder Senioren ins Krankenhaus müssen und es keine Angehörigen gibt, die etwa Hund oder Katze verpflegen können. Oft werde das Tier dann in einen ­Pflegehaushalt vermittelt, erklärt Andrea de Mello, Vorsitzende der Tiertafel München.

Der Verein unterstützt außerdem seit vielen Jahren in Not geratene Haustierhalter aus München und Umgebung mit der kostenlosen Abgabe von Futter und Zubehör sowie der Bezuschussung von Tierarztkosten. „Immer mehr Erwerbs­unfähige und Senioren sind auf unsere Hilfe angewiesen, denn ihre geliebten Vierbeiner sind mit ihnen alt und meist auch krank geworden“, sagt de Mello. „Wenn dann die kleine Rente oder die Grundsicherung kaum für den eigenen Lebensunterhalt reicht, heißt es abwägen: Zahlt man den Zuschuss für eigene Medikamente, oder kann man einen ebenfalls dringenden Tierarztbesuch stemmen? Mittlerweile versuchen wir, mehr als 600 bedürftigen Münchnerinnen und Münchnern diese Entscheidung zu erleichtern und ihnen wenigstens eine Sorge zu nehmen: die um ihr geliebtes Tier.“ Für diese Menschen sei ihr Tier oft der einzige soziale Kontakt, der geblieben ist. „Der Grund, morgens aufzustehen und gebraucht zu werden.“

Die Tiertafel München ist auch mit Senioreneinrichtungen vernetzt. Denn manchmal müssen Seniorinnen und Senioren, die sich an die Tiertafel wenden, letztlich doch einen Heimplatz vermittelt bekommen.

Petra J. Huschke

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Corona
    Aktuelle Maßnahmen, barrierefreie Texte und Videos sowie unsere Pressemitteilungen zum Thema. | weiter
  • Kampagnen
    Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und Kampagnen transportiert der VdK seine Forderungen an die Politik und zeigt immer wieder soziale Missstände auf. | weiter

Pflegebedürftig? - Hier finden Sie Tipps und wichtige Informationen

Jetzt unsere kostenlosen Broschüren zur Pflegebegutachtung und zur häuslichen Pflege herunterladen und Pflegegrad unverbindlich berechnen:

PFLEGE
Symbolfoto: Eine ältere Frau mit einem Gehstock, sie ist bei einer jüngeren Frau untergehakt. Beide sieht man nur von hinten. Sie gehen auf einem Weg durch eine Grünanlage.
Wann ist man pflegebedürftig? Was geschieht bei der Pflegebegutachtung? Pflege-Broschüre gratis herunterladen und voraussichtlichen Pflegegrad berechnen!

Pflege viel zu teuer?

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
Der VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Alles zur großen VdK-Kampagne Nächstenpflege:

www.vdk-naechstenpflege.de

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.