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In den meisten Einrichtungen sind digitale Medien für die Bewohner noch die Ausnahme
In deutschen Haushalten gehört ein Internetzugang mittlerweile zur Grundausstattung. In den meisten Pflegeheimen hingegen nicht. Dabei leben dort auch Pflegebedürftige, die mit dem Computer vertraut sind und ihn gerne nutzen würden.
In der Corona-Krise hat sich gezeigt, dass digitale Medien wichtig sind, um am Leben teilzuhaben und Kontakte aufrechtzuerhalten. Sie können persönliche Treffen zwar nicht ersetzen, wirken aber der Vereinsamung entgegen. Während des Besuchsverbots hatten nur wenige Pflegeheimbewohner die Möglichkeit, per E-Mail, Chat oder Videotelefonie mit der Familie zu kommunizieren.
Das muss sich ändern. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen BAGSO fordert, die digitale Grundversorgung in Pflege- und Altenheimen sicherzustellen. Sie bezeichnet es als „nicht akzeptabel“, dass ältere Menschen mit dem Umzug in eine Einrichtung abgehängt werden. Auch der Pflegeschutzbund BIVA spricht sich dafür aus, dass die Bewohner von Pflegeheimen Zugang zu Computern haben.
„Digitale Medien haben das Potenzial, den Austausch und die soziale Teilhabe der Älteren zu ermöglichen und zu fördern. Das gilt auch außerhalb von Krisenzeiten“, sagt Ulrike Kempchen, Leiterin Recht und Beratung bei der BIVA. Die Nutzung bedürfe jedoch einer Vorlaufzeit, in der die Bewohner an das Medium herangeführt werden und getestet werden müsse, welches Programm am besten geeignet ist.
Beim Thema Digitalisierung in Einrichtungen ging es bisher meist um Arbeitserleichterungen für die Mitarbeiter, etwa in der Verwaltung oder Pflegedokumentation. „Dass auch die Bewohner davon profitieren können, rückt erst langsam in das Bewusstsein“, betont Kempchen. Immerhin sei das Thema von einzelnen Landesregierungen bereits erkannt worden: So hat Nordrhein-Westfalen 2019 im Landesheimgesetz festgeschrieben, dass Pflegeheime ihren Bewohnern Internetzugänge bereitstellen müssen, und während der Corona-Krise hat die hessische Landesregierung 10 000 Tablets für stationäre Einrichtungen zur Verfügung gestellt.
Wichtiger wäre es jedoch, so Kempchen, die Heimleiter vom Nutzen dieses Angebots zu überzeugen: „Die Bandbreite geht von sozialer Teilhabe, Information und kognitive Förderung bis hin zu praktischen Dingen, etwa dass die Bewohner ohne Zeitdruck Essen oder Medikamente vom Zimmer aus bestellen können. Diese positiven Seiten sind in vielen Einrichtungen noch nicht wahrgenommen worden.“
Bereits jetzt sind viele Heimbewohner mit dem Computer vertraut. Mit der Generation der „Silver Surfer“ wird diese Zahl in den kommenden Jahren weiter zunehmen. „Je mehr Bewohner nach einem Internetzugang fragen, desto schneller wird sich hier etwas ändern“, glaubt Kempchen.
Um jedem Heimbewohner den Zugang zu digitalen Medien zu ermöglichen, fordert die BIVA, dass in den Zimmern die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. „Dazu gehört nicht nur freies WLAN, sondern auch, dass notwendige Geräte bereitgestellt werden“, betont Kempchen. Dies dürfe jedoch nicht mit zusätzlichen Kosten für den Einzelnen verbunden sein, wie es derzeit häufig der Fall ist: „Die Bewohner und ihre Angehörigen sind finanziell bereits bis zur Schmerzgrenze belastet.“ Langfristig müssen Computer und Internetzugang so selbstverständlich werden wie TV und Telefonanschluss. Hinzu kommt, dass die Senioren gerade zu Beginn im Umgang mit der Technik unterstützt werden sollten. Hier schlägt Kempchen vor, Ehrenamtliche oder Vereine einzubinden.
Auch die BAGSO fordert WLAN in den Pflegeeinrichtungen sowie die Ausstattung mit digitalen Geräten zur freien Nutzung. Die ersten Schritte ins Internet sollten begleitet werden, um den Zugang zu erleichtern. Im Zuge der Digitalisierung könne die digitale Unterstützung von Pflegebedürftigen ein wichtiger Teil der Ausbildung werden.
Annette Liebmann
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