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„Wir brauchen dringend gute Rahmenbedingungen für die 24-Stunden-Pflege. Sie darf nicht weiter in einer Grauzone stattfinden“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Sie fordert eine Legalisierung von Betreuungskräften, die Pflegebedürftige in deren eigenen vier Wänden betreuen. „Die Betroffenen und ihre Familien, aber auch die Betreuungskräfte benötigen endlich Rechtssicherheit und gute Regelungen für eine zuverlässige Betreuung zuhause.“
Die Hochschule Osnabrück hat im Auftrag des VdK Deutschland 54.000 VdK-Mitglieder zum Thema der häuslichen Pflege befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass hochgerechnet mindestens in 225.000 Haushalten in Deutschland Pflege durch zumeist osteuropäische Betreuungskräfte geleistet wird. Um eine solche Betreuerin bei sich zu beschäftigen, müssen die Familien meistens Kost und Logis stellen und die Kraft bezahlen.
Laut VdK-Studie geben knapp 30 Prozent der Haushalte mehr als 3000 Euro pro Monat für diese Art der Pflege aus. Die Pflegebedürftigen und ihre Familien eint alle der Wunsch, zu Hause und nicht im Heim gepflegt zu werden.
Knapp die Hälfte aller Haushalte, die eine 24-Stunden-Betreuerin beschäftigen, nutzen laut Studienergebnissen zusätzlich einen ambulanten Pflegedienst. Die Einsatzzeiten der ambulanten Pflegedienste in Haushalten mit oder ohne 24-Stunden-Betreuung unterscheiden sich kaum. Die klassischen Aufgaben der ambulanten Pflegedienste sind beispielsweise das Bereitstellen der Medikamente oder das Anlegen der Kompressionsstrümpfe sowie Aufgaben der körperlichen Pflege. Die Studie zeigt, dass die 24-Stunden-Betreuung und professionelle ambulante Pflege nicht in Konkurrenz stehen. Vielmehr wird deutlich, dass sich diese beiden Pflegeformen ergänzen und gegenseitig stützen. Die pflegenden Angehörigen in Haushalten mit einer 24-Stunden-Betreuung sind häufiger erwerbstätig als in Haushalten ohne eine solche Betreuung. Vielmehr zeigen die Ergebnisse, dass sie genauso eingebunden sind.
Mareike B. (Name ist der Redaktion bekannt), VdK-Mitglied aus Brandenburg, beschäftigt für die Betreuung ihrer demenzkranken Mutter Frauen aus Osteuropa, vor allem aus Polen. Sie ergänzt, dass „die Betreuung durch eine 24-Stunden-Kraft ohne Angehörige vor Ort nicht möglich ist. Zuviel liegt an, um das man sich kümmern muss, und die täglichen Einsatzzeiten der Frauen sind begrenzt.“ Die Studie zeigt: Die Betreuungskräfte werden vor allem dann eingesetzt, wenn höhere Pflegegrade wie 4 oder 5 vorliegen. Der nächtliche Unterstützungsbedarf und eine starke Desorientierung bei den Pflegebedürftigen sind dann besonders hoch.
Häufig werden die Betreuerinnen über Vermittlungsagenturen an die interessierten Familien vermittelt. Die Beschäftigungsverhältnisse sind sehr unterschiedlich geregelt, aber Branchenkenner sind der Auffassung, dass ein Großteil dieser Vereinbarungen wegen der tatsächlichen Arbeitsbedingungen nicht mit deutschem Recht vereinbar ist. In jedem Fall überfordern diese vertraglichen Regelungen häufig die Pflegehaushalte.
Deswegen fordert der Sozialverband VdK die verpflichtende Registrierung aller Vermittlungsagenturen und die Einführung von Qualitätsstandards für deren Arbeit, um Transparenz und Verlässlichkeit für Pflegehaushalte und Betreuungspersonen zu gewährleisten. Darüber hinaus fordert er verlässliche Regelungen, um Rechtssicherheit sowohl für die Pflegehaushalte als auch für die Betreuungskräfte zu schaffen. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich die betroffenen Haushalte dies wünschen, auch um die 24-Stunden-Betreuung zu legalisieren. Der VdK-Vorschlag ist, dass arbeitsrechtliche Regelungen, die für SOS-Kinderdorfmütter gelten, auf die 24-Stunden-Kräfte ausgedehnt werden.
Gottfried Schugens, ehrenamtlich engagiert im VdK Hessen-Thüringen, hat über mehrere Jahre die Pflege seiner Frau mit Betreuerinnen organisiert. Er berichtet von einem „wirklichen Dschungel“ unter den Vermittlungsagenturen – ohne Hilfen und Qualitätsstandards, an denen sich Familien orientieren können. Er weiß, wie wichtig die Betreuungskräfte sind: „Ohne die Helferinnen aus Polen hätte ich die Pflege meiner Frau nicht geschafft. Ohne sie würde in Deutschland die Pflege zusammenbrechen.“
Auffällig ist, dass die Leistung der Familien, diese Betreuungskräfte in den eigenen Haushalt zu integrieren, enorm ist. Neben der Pflegeorganisation sind die pflegenden Anhörige mit Alltagsproblemen der Frauen konfrontiert. Frauke H. (Name ist der Redaktion bekannt) aus der Eifel pflegte ihre Schwiegermutter mit zwei Frauen aus der Ukraine. Als eine über starke Zahnschmerzen klagte, machte Frau H. kurzerhand einen russischsprechenden Zahnarzt ausfindig.
Julia Frediani
Ergebnisse aus der VdK-Pflegestudie zur 24-Stundenpflege und Betroffenenberichte lesen Sie hier:
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