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In deutschen Krankenhäusern werden die Auswirkungen einer Mangelernährung, etwa auf Krankheitsverlauf und den Erfolg von Operationen, nach Auffassung von Prof. Dr. Thomas Frieling, Chefarzt der Medizinischen Klinik II der Helios Privatklinik Krefeld, unterschätzt.
Fast 30 Prozent der Neuaufnahmen in deutschen Krankenhäusern weisen eine Mangelernährung auf. Das ist das Ergebnis einer deutschlandweiten Studie aus dem Jahr 2006, die laut dem Gastroenterologen Prof. Dr. Thomas Frieling durch neuere Studien bestätigt wird. Unter Mangelernährung versteht man eine nicht ausreichende oder einseitige Ernährung.
Am häufigsten wird sie bei Patientinnen und Patienten mit geriatrischen oder gastroenterologischen Krankheitsbildern sowie an Krebs erkrankten Menschen festgestellt. Ein besonderes Risiko bilden beispielsweise Tumorerkrankungen wie Speiseröhrenkrebs, Magen-Darmkrebs oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen.
Frieling wies im Rahmen der Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten darauf hin, dass Mangelernährung insbesondere ein Problem vor größeren Operationen darstellt. Studien würden zeigen, dass die Häufigkeit von Komplikationen wie Infektionen, Wundheilungsstörungen und auch die Wahrscheinlichkeit zu sterben mit Mangelernährung zunimmt. In bestimmten Fällen sei es wichtig, den Ernährungsstatus zu verbessern, bevor eine geplante OP durchgeführt wird, so Frieling.
Als Problem nannte er, dass eine professionelle Ernährungsberatung in deutschen Krankenhäusern im Gegensatz zu anderen Ländern kaum stattfindet. Ernährung spiele nach wie vor in deutschen Krankenhäusern eine untergeordnete Rolle, obwohl sie eine große Bedeutung für Prognose, Komplikationen, Verweildauer und Kosten bei vielen Erkrankungen habe.
Es sei ein Skandal, so Frieling, dass es keine Struktur für eine systematische Erfassung von Mangelernährung gibt. Mit qualitativen und standardisierten Bögen ließe sich der Ernährungsstatus bei Neuaufnahmen etwa durch Befragung, Erfassung von Gewicht, Größe sowie zusätzlichen Blutuntersuchungen gut feststellen und gegebenenfalls durch Ernährungsteams verbessern. Die Investition in professionelle Ernährungsteams würde durch eine Verringerung von Komplikationen mehr als kompensiert, sagte Frieling. Er forderte eine stärkere gesundheitliche Aufklärung in Kliniken und eine verpflichtende Feststellung des Ernährungsstatus bei Neuaufnahmen.
Jörg Ciszewski
Schlagworte Ernährung | Mangelernährung | Krankenhaus | Untergewicht | Übergewicht
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