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Die Diagnose Krebs ist ein Schock und stellt das bisherige Leben auf den Kopf. Die Nachricht über die Erkrankung löst Angst, Ohnmacht, Trauer und Wut aus. Familienmitglieder stecken ebenfalls in einem Gefühlschaos. In dieser schwierigen Situation ist es wichtig, dass alle Betroffenen professionelle Hilfe bekommen. Psychoonkologinnen und -onkologen bieten diese.
Menschen, die erfahren haben, dass sie an Krebs erkrankt sind, beschreiben ihre Gefühle oft mit Bildern: „Die Nachricht hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“ oder „Es war, als ob ich in einen tiefen Abgrund falle.“ Ähnlich hat es auch der Medizinsoziologe Nikolaus Gerdes in den 1980er-Jahren beschrieben. Er stellte fest, dass eine Krebsdiagnose wie ein „unfreiwilliger Sturz aus der normalen Wirklichkeit“ wahrgenommen wird.
Dass eine Krebserkrankung seelische Auswirkungen hat, beobachtet Dr. Till Johannes Bugaj täglich. Er arbeitet am Zentrum für Innere Medizin des Universitätsklinikums Heidelberg und ist kommissarischer Leiter der Psychoonkologie am NCT Heidelberg. „Eine Krebsdiagnose ist immer ein Schock, egal, in welchem Alter“, sagt der Mediziner. Die Erkrankung betreffe die ganze Familie.
Viele Krebskranke haben Angst, dass der Tumor trotz Behandlung fortschreitet. Betroffene erleben, dass sie im Alltag nicht mehr so funktionieren wie vor der Erkrankung, möchten aber gleichzeitig die Partnerschaft nicht belasten – erst recht nicht die eigenen Kinder. Sie machen sich immer wieder Gedanken über die Zukunft: Werde ich die anstrengenden Behandlungen und mögliche Nebenwirkungen durchstehen? Wie geht es im Berufsleben weiter? Aber auch: Wie viel Zeit bleibt mir noch mit meinen Lieben? Letztere Frage stellen sich natürlich besonders Menschen, deren Tumorerkrankung nach ärztlicher Einschätzung nicht heilbar ist.
„Diese Fragen können Betroffene und ihre Familien aus der Bahn werfen“, sagt Bugaj. Er und sein Team stehen Patientinnen und Patienten, die in der Klinik behandelt werden, und deren Angehörigen bei. Sie bieten entlastende Gespräche, psychosoziale Beratung und Paar- oder Familiengespräche an.
Vor Therapiebeginn findet eine Tumor-Konferenz statt. Dabei sichten Expertinnen und Experten aus den Bereichen Innere Medizin oder Onkologie, Chirurgie und Radiologie gemeinsam die vorliegenden Befunde und formulieren eine Therapieempfehlung. Belastung und Nutzen der Therapie für die Patientin oder den Patienten werden sorgfältig abgewogen.
Manche Menschen fühlen sich jedoch in einer Klinik fremdbestimmt. Bugaj möchte unsichere Menschen beruhigen: „Therapieentscheidungen werden eng begleitet. Es wird nicht über den Kopf der Patientin oder des Patienten hinweg entschieden. Ihre oder seine Wünsche werden berücksichtigt.“
Zum Leben mit Krebs gehört, dass sich Entscheidungen ändern können. Es kommt vor, dass sich die Haltung der Betroffenen zur Behandlung im Lauf der Erkrankung mehrmals verändert. „Das erlebe ich besonders bei Menschen, die unheilbar an Krebs erkrankt sind“, sagt der Internist. So kann es sein, dass jemand, der letzte Woche noch auf die maximale Therapie gesetzt hat, sich gegen eine Behandlung entscheidet, weil nun für ihn die Lebensqualität im Vordergrund steht.
Angehörige können während der Krebserkrankung eine große Stütze sein. „Familienmitglieder sollten der betroffenen Person jedoch nichts überstülpen. Oft kann es hilfreich sein, sie zu fragen, was sie braucht“, rät der Experte. Wichtig ist zudem: Zuhören, ohne zu verurteilen. Der Arzt beobachtet außerdem, dass nahestehende Menschen manchmal dazu neigen, von einem Krebskranken zu viel Kampfgeist zu erwarten und ihn damit unter Druck zu setzen. Doch den Betroffenen muss zugestanden werden, dass sie nicht immer stark sein müssen.
Für viele Männer sei das Thema seelische Belastung aber noch immer ein Tabu. „Eine psychoonkologische Beratung in Anspruch zu nehmen, ist Ausdruck der Selbstfürsorge“, lautet Bugajs Botschaft.
Elisabeth Antritter
Schlagworte Krebs | Psychoonkologie
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