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Katastrophen, wohin man schaut: Krieg, Corona und die Klimakrise beherrschen die Schlagzeilen. Per Smartphone können wir im Minutentakt die neuesten Nachrichten abrufen, im Fernsehen sehen wir eine Sondersendung nach der nächsten. Das wirkt sich auf Dauer negativ auf das Denken aus.
Laut den Ergebnissen einer aktuellen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ist der Zukunftsoptimismus der Deutschen seit dem russischen Überfall auf die Ukraine auf einen Tiefstwert gesunken. Nur noch 19 Prozent sind für die kommenden Monate optimistisch gestimmt. Viele Menschen fürchten den nächsten Weltkrieg oder weitere negative Auswirkungen des Klimawandels auf ihren Alltag.
Wer sich ständig dem Strudel negativer Nachrichten aussetzt, bekommt Angst. Das Gehirn befindet sich in einem dauerhaften Stresszustand, der krank machen kann. Gereiztheit, schlechter Schlaf und Depressionen können die Folge sein. Der amerikanische Traumaforscher Dr. Philip Zimbardo hat in diesem Zusammenhang einen neuen Begriff geprägt: prätraumatische Belastungsstörung. Anders als bei der posttraumatischen Belastungsstörung entsteht der Stress nicht nach einem traumatischen Ereignis, sondern bereits davor. In den meisten Fällen sogar, ohne dass das Ereignis jemals eintritt. Beschäftigt sich der Kopf ständig mit möglichen Horrorszenarien, fühlt es sich irgendwann so an, als seien sie bereits eingetreten.
Was schützt also vor einem „Schlagzeilen-Burn-out“? Die Journalistin Ronja Wurmb-Seibel plädiert für einen bewussteren Umgang mit Medienberichten. Ein Weg könne sein, die Anzahl der Nachrichten zu reduzieren, um die Kontrolle über den Nachrichtenkonsum zurückzugewinnen.
Statt ständig die Schlagzeilen zu scannen, kann es zudem sinnvoll sein, sein Wissen über bestimmte Themen zu vertiefen. Wer ein Problem besser versteht, kann eher Lösungsansätze erkennen. „Wenn wir es schaffen, unseren Medienkonsum ausgewogener zu gestalten, also von ausschließlich negativ hin zu überwiegend kritisch-konstruktiv zu lenken, verändert sich ganz automatisch auch unser Blick auf die Welt“, schreibt Wurmb-Seibel in ihrem Buch „Wie wir die Welt sehen“.
Doch viele Medien erschweren eine solche Herangehensweise, wenn sie zum Beispiel ständig über die schrecklichen Folgen der Klimakrise berichten. Es geht selten um wirksame Gesetze, um Fortschritte in der Vergangenheit oder darum, wie andere Länder erfolgreich dagegen vorgehen.
Nachrichten seien oft eine Art Fehlerbericht, der aufzeigt, was schief gelaufen ist, so Wurmb-Seibel. Das Positive bleibt häufig unerwähnt. Dabei sind schlechte Nachrichten nicht das Ende einer Geschichte, sondern oft der Anfang. „Überall, wo Katastrophen passieren und Ungerechtigkeiten auftreten, gibt es Menschen, die helfen, die sich für Gerechtigkeit einsetzen.“
In vielen Redaktionen herrscht allerdings noch die Meinung vor, dass sich schlechte Nachrichten besser verkaufen. Ist diese Haltung noch zeitgemäß? Eine Umfrage des Bayerischen Rundfunks kommt zu einem interessanten Ergebnis: 76 Prozent der Befragten gaben an, Medien würden zu viel über Probleme berichten, zu wenig über Lösungen.
Die Journalistin Wurmb-Seibel jedenfalls wünscht sich mehr Kolleginnen und Kollegen, die mit ihren Geschichten nicht nur Angst schüren, sondern auch Problemlösungen aufzeigen und Mut machen. Leserinnen und Leser könnten sich dadurch motiviert fühlen, durch eigenes Handeln zu Lösungen beizutragen: „Indem wir verändern, wie wir die Welt sehen, verändern wir auch, wie die Welt ist."
Jörg Ciszewski
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