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Immer mehr Menschen verzichten aus finanziellen Gründen auf den Zahnarztbesuch. Denn die Kosten für Zahnersatz steigen weiter an. Das zeigt, wie sich eine sozial ungerechte Gesundheitspolitik konkret auswirkt, kritisiert der Sozialverband VdK.
Der Zustand der Zähne als Indiz der Einkommenshöhe – durchaus realistisch nach den Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums. Demnach zahlten private Haushalte in Deutschland im Jahr 2005 für Zahnersatz rund 2,62 Milliarden Euro zusätzlich zu den von den Krankenkassen übernommenen Kosten. 2010 waren es schon 3,02 Milliarden und 2014 sogar 3,14 Milliarden Euro. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf eine Stellungnahme der Bundesregierung. Gleichzeitig verzichten immer mehr Menschen auf den Zahnarztbesuch und damit auf die oft notwendige Zahnsanierung.
Laut einer Haushaltsbefragung des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2015 geben knapp die Hälfte derjenigen, die nicht zum Zahnarzt gehen, finanzielle Gründe an. Auch eine Zahnzusatzversicherung, die teilweise die Kosten übernehmen würde, kann sich nicht jeder leisten. Schlechte Zähne sind aber weit mehr als ein ästhetisches Problem, warnen Mediziner. So führen beispielsweise unbehandelte Entzündungen im Mundraum nicht nur zu Zahnverlust, sondern erhöhen das Risiko für Diabetes- und Herzerkrankungen. Zudem ziehen schlechte Zähne gravierende Probleme bei der Ernährung, Sprache und der sozialen Teilhabe nach sich.
Oft wird die Regelversorgung den Patientinnen und Patienten gar nicht angeboten, weil die Zahnärzte sie für veraltet halten. Viele verzichten daher auf notwendigen Zahnersatz, weil sie es sich schlicht nicht leisten können. Dieses Problem löst auch die Erhöhung der Festzuschüsse zum 1. Oktober 2020 nicht. Der Sozialverband VdK fordert, dass die „Eigenverantwortung“ der Patientinnen und Patienten beim Zahnersatz beendet wird. Die Preisverhandlungen und die Qualitätssicherung muss in die Verantwortung der gesetzlichen Krankenkassen gelegt werden. Nur so kann Zahnersatz für alle finanzierbar werden.
Hohe private Zahnersatzkosten sind nur ein Beispiel für die insgesamt steigende Belastung der Versicherten. Durchschnittlich kommen in einem Rentnerhaushalt monatlich 107 Euro an zusätzlichen Gesundheitsausgaben für Medikamente, Zuzahlungen und Hilfsmittel zusammen. Viele ältere und chronisch kranke Menschen verzichten aus Kostengründen auf die Anschaffung einer neuen Brille, eines Hörgeräts oder orthopädischer Schuhe. Damit steigen aber auch andere Risiken, zum Beispiel die Sturzgefahr. Das zeigt, dass Armut krank macht. Außerdem nimmt die soziale Isolation zu. Wer keine ordentlichen Schuhe hat, geht nicht aus dem Haus.
Schlagworte Zahnersatz | Zahnarzt | Kosten | Armut | Einkommen | Zahnersatzkosten | Hilfsmittel | Gesundheitspolitik
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