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Die Bundesregierung hat im Jahr 2021 milliardenschwere Hilfspakete auf den Weg gebracht. Das Ziel: Arbeitsplätze, Unternehmen und Kaufkraft sichern. Dass von den Hilfen eher Männer als Frauen profitieren, ist das Ergebnis einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung.
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hat in seiner Studie analysiert, inwieweit die Hilfen Männern und Frauen zugutekommen. Dazu hat es sich 108 verschiedene Maßnahmen genauer angesehen. Sie reichen vom Kurzarbeitergeld über den Entlastungsbetrag für Alleinerziehende und Unterstützungszahlungen für Selbstständige bis hin zur Förderung von Gebäudesanierungen.
Dabei zeigt sich: 38 Prozent dieser Maßnahmen nutzen eher Männern, 21 Prozent eher Frauen und 41 Prozent sowohl Männern als auch Frauen. Das WSI stellte fest, dass zudem ein großer Teil des Geldes vor allem Männern zugutekommt. Sie profitieren von immerhin 68 Prozent der fast 600 Milliarden Euro, Frauen lediglich von sieben Prozent. Die restlichen 25 Prozent nutzen Männern und Frauen. Das WSI kommt zu dem Schluss, dass die Hilfen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern noch weiter verstärken.
Viele der Hilfsmaßnahmen vernachlässigen die Unterschiede, die es zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt, im Steuer- und Sozialsystem gibt. Das zeigt etwa das Kurzarbeitergeld: Männer nehmen es stärker in Anspruch als Frauen. Zudem bemisst sich die Höhe der Lohnersatzleistung am Nettoeinkommen. Frauen verdienen im Schnitt weniger, sind oft in Minijobs beschäftigt oder haben, wenn sie verheiratet sind, die ungünstigere Steuerklasse V. Das alles führt dazu, dass sie entweder weniger Kurzarbeitergeld erhalten oder gar keinen Anspruch auf diese Leistung haben, erklärt Studienautorin Dr. Regina Frey.
Dass die Bundesregierung die Folgen für die Gleichstellung nicht abgeschätzt hat, kritisiert Prof. Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI. Viele Mütter hätten ihre Erwerbsarbeit reduziert, auf Einkommen und Altersvorsorge verzichtet, um die Kinder zu betreuen und zu beschulen. Dies würden die Maßnahmen aber nicht ausgleichen. Für Kohlrausch ist dies „geschlechterblinde Politik, wie es sie im Jahr 2021 eigentlich nicht mehr geben sollte“.
Mit Blick auf die Studie stellt auch VdK-Präsidentin Verena Bentele fest: „Frauen und Männer sind bei Weitem noch nicht gleichberechtigt. Die Regierung muss Gleichstellung bei jeder Maßnahme mitdenken, sonst kommen wir nicht voran.“
Kristin Enge
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