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Kalte Güsse oder Wassertreten sind die bekanntesten Anwendungen nach der Lehre Sebastian Kneipps. Doch die über hundert Jahre alte Gesundheitsphilosophie umfasst viel mehr. Am 17. Mai dem Kneipp-Tag sollen bundesweite Aktionen und Veranstaltungen Lust aufs Kneippen machen.
Sebastian Kneipp wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Zeitung "Washington Post" zur drittberühmtesten Person der Welt gekürt übertroffen nur noch vom amerikanischen Präsidenten und von Fürst Otto von Bismarck. Bis heute gilt er als die Lichtgestalt der Hydrotherapie (hydro, griechisch für Wasser). "Durch die Hilfe des Wassers allein lebe ich heute", schrieb Kneipp in seinen Erinnerungen. Mit winterlichen Bädern in der eiskalten Donau hatte er als junger Mann die damals als unheilbar geltende Krankheit Tuberkulose besiegt. Seitdem tat der Pfarrer hauptsächlich eines: Er predigte Wasser. Damit fand er Hunderttausende Anhänger.
Auch Jakob Lang aus Riegelsberg im Saarland schwört auf die Kneippschen Methoden. Der pensionierte Richter und ehemalige Vizepräsident des Sozialgerichts im Saarland ist ausgebildeter Kneipp-Gesundheitstrainer und zählt zu den besten 24-Stunden-Läufern der Welt. "Ich lebe nach den Prinzipien von Kneipp. Das hilft mir, gesund und leistungsstark zu bleiben", ist der 70-Jährige überzeugt. Kalte Güsse sind aus seiner täglichen Körperpflege nicht mehr wegzudenken. Morgens startet Jakob Lang mit einem Knieguss im zwölf Grad kalten Wasser in den Tag. Vor und nach dem Lauftraining gehören die kalten Güsse quasi dazu. "Das hilft mir auch, verletzungsfrei zu bleiben", so Lang, der keinen Muskelkater kennt.
Das Rezept der Kneippschen Wassertherapie ist denkbar einfach: Wasser und weiter nichts. Das belebende Nass ergießt sich entweder nur kalt oder im Wechsel zwischen kalt und warm über einzelne Körperteile. Kaltes Wasser mobilisiert den Kreislauf, härtet ab und mildert akute Entzündungen, warmes Wasser fördert die Durchblutung und entspannt. Zur Wasserkur des Sebastian Kneipp gehören über hundert Anwendungen, unter anderem Waschungen, Güsse sowie Voll-, Sitz- und Fußbäder.
Die Kneippsche Gesundheitslehre umfasst jedoch weit mehr als die Wassertherapie. Sie besteht aus fünf Elementen: eine rundum gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, heilende Kräuter und seelische Ausgeglichenheit sowie die Wasserkur. "Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo die Einfachheit auf dem Speiseplan dominierte, also ganz im Sinne Kneipps", so Jakob Lang. Über seine Schwiegereltern sei er später näher mit der Kneippschen Lehre vertraut gemacht worden, die er nur zu gern weiterempfiehlt.
Kaum ein Schulmediziner bezweifelt heute noch die Wirksamkeit der Kneippschen Ansätze. Hausärzte raten zu Wadenwickeln gegen Fieber, Internisten verordnen Arm- und Fußbäder bei Durchblutungsstörungen, Mediziner in Krankenhäusern nutzen Kältereize an Brust und Rücken, um die Atmung zu stimulieren und Lungenentzündungen vorzubeugen. Es gibt bereits Studien, die positive Effekte der Kneippschen Methoden belegen. So hat eine Medizinerin der Universitätsklinik Jena in ihrer Doktorarbeit wissenschaftlich nachgewiesen, dass die altbekannten Kneippschen Güsse effektiv dazu beitragen, die Anfälligkeit gegenüber Erkältungen zu senken. Der Effekt setze jedoch erst nach einiger Zeit und bei regelmäßiger Anwendung ein.
Die Wasserkur nach Kneipp ist denkbar einfach und kann auch zu Hause durchgeführt werden. Generell ist es jedoch ratsam, mit seinem Arzt darüber zu sprechen, der dann eventuelle Vorerkrankungen abklärt und die geeignete Anwendung auswählt. Der Arzt kann auch eine medizinische Kneipp-Kur verordnen, die über eine Zeitdauer von drei bis vier Wochen an einem anerkannten Kneipp-Kurort durchgeführt wird.
Doch Wunder kann allerdings auch Kneipps Wassertherapie nicht vollbringen. Das musste ihr Schöpfer am eigenen Leib erfahren. Bis kurz vor seinem Tod ließ sich Sebastian Kneipp mit nassen Anwendungen behandeln. Den Rat der Ärzte, sich operieren zu lassen, nachdem sie einen Tumor im Unterleib diagnostiziert hatten, lehnte er ab. Bis über seinen Tod hinaus erfreut sich seine Lehre der gesunden Lebensweise jedoch großer Beliebtheit, Tendenz steigend. Denn immer mehr Menschen tun etwas dafür, um gesund zu bleiben.
"Wenn es Gesundheitsminister Rösler nicht gelingt, das Gesundheitswesen nachhaltig aufzustellen und in Prävention und Gesundheitsförderung zu investieren, werden wir die steigenden Kosten durch Volkskrankheiten und eine älter werdende Gesellschaft nicht schultern können", so Kneipp-Bund-Präsidentin Marion Caspers-Merk. Seit Jahren sei bekannt, dass das Auftreten von Volkskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch eine gesunde Lebensweise verhindert oder verzögert werden kann. Im Jahr 2020 werde der Anstieg von Volkskrankheiten beispielsweise Mehrkosten von rund fünf Milliarden Euro verursachen, ihre Behandlungskosten auf 18 Milliarden Euro ansteigen.
Noch liege der Fokus allerdings auf der Behandlung von Krankheiten. 3000 Euro pro Versicherten und Jahr würden die Kassen dafür aufwenden, für Prävention hingegen weniger als fünf Euro. Hier sei dringend ein Umdenken in Richtung Vorsorge angebracht, fordert Caspers-Merk. (ikl)
Schlagworte Kneipp | Kneippen | Gesundheit | Wasser | Wasserkur | Gesundheitslehre | Wassertherapie
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