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Als während der Corona-Pandemie Freizeiteinrichtungen und Sportstätten schließen mussten, zog es viele Menschen in die Natur. Das Wandern wurde zum Volkssport. Auch wenn sich der Boom mittlerweile insgesamt etwas abgeflacht hat, machen sich die Menschen häufiger als vor der Pandemie auf den Weg, um Abstand von ihrem Alltag zu gewinnen.
Nach Angaben des Statistik-Portals Statista gehen in Deutschland gut 40 Millionen Menschen ab 14 Jahre in ihrer Freizeit häufig oder ab und zu wandern. Während der Corona-Pandemie mischten sich mehr jüngere Menschen und Familien unters Wandervolk.
Die Frequentierung der Wanderwege nahm sowohl im als auch nach dem Lockdown 2020 im Vergleich zu 2019 deutlich zu, so eine Umfrage aus dem Herbst 2020 des Deutschen Wanderverbandes unter 300 Tourismusexperten. Als viele Freizeitaktivitäten während des Lockdowns nicht mehr möglich waren, fühlten sich die Menschen draußen sicherer, denn dort Abstand zu halten, war unproblematisch.
Der Wander-Boom hat sich danach aber abgeschwächt. Auch wenn 2021 noch mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 wanderten, waren es schon weniger als im Jahr 2020, erklärt Heinz-Dieter Quack. Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Ostfalia im niedersächsischen Salzgitter und beschäftigt sich mit der Vermarktung von Urlaubszielen. Dabei haben es ihm die deutschen Wandergebiete besonders angetan. „Die Pandemie hat uns aus betriebswirtschaftlicher Sicht Neukunden beschert, aber nur einige davon sind geblieben“, bilanziert er.
Quack und sein Team befragen jährlich im Rahmen eines Wandermonitors 1000 bis 1400 Wanderinnen und Wanderer unter anderem nach ihren Präferenzen, der Wanderhäufigkeit und ihren Motiven. Die Ergebnisse des Wandermonitors werden jährlich veröffentlicht. In den vergangenen Jahren nannten die Befragten am häufigsten Motive wie „Natur erleben“, „aktiv sein“ oder „etwas für die Gesundheit tun“. Zum ersten Mal in die Top 5 schaffte es 2022 das Motiv, den Alltag zu vergessen. Das sei auch eine Folge des durch die Pandemie weit verbreiteten mobilen Arbeitens. Viele seien davon genervt, sagt Quack. „Für sie ist das Wandern eine Erholung, vor allem, weil es eine bewusst analoge Tätigkeit ist.“
Auch wenn praktische Wander-Apps wie Komoot oder Outdooractive immer beliebter werden, genießen gerade jüngere Menschen es, wenn sie auf dem Berg oder im Wald einmal nicht erreichbar sind und der Blick in die Ferne schweifen kann, statt nur bis zum Monitor. Ein Drittel der Menschen, die schon vor der Pandemie gewandert sind, gaben an, seit der Pandemie häufiger zu wandern.
Bei den Älteren ist der Wunsch, den Alltag hinter sich zu lassen, weniger stark ausgeprägt als bei den Jüngeren. Ältere schätzen vor allem das Naturerlebnis und die gesundheitlichen Aspekte des Wanderns. Auch wenn sich während der Pandemie das Durchschnittsalter der Wandernden kurzfristig verjüngt hatte, ist mit 8,4 Millionen Menschen die Mehrheit der Wanderinnen und Wanderer im Alter zwischen 50 und Ende 60. Das geht aus Daten von Statista aus dem vergangenen Jahr hervor. Sieben Millionen Menschen waren zwischen 60 und 69 Jahre und rund 6,1 Millionen waren 70 Jahre und älter.
Die große Beliebtheit des Wanderns führt Quack unter anderem auf zwei Punkte zurück: „Zum Wandern ist keine große Vorbereitung und kein besonderes Equipment notwendig. Und: Mit einer moderaten körperlichen Anspannung geht beim Wandern eine relativ große Entspannung einher. Die Monotonie der Tätigkeit, zwei, drei Stunden laufen, kann mental sehr entspannend sein.“
Während bei vielen Wandergruppen die Geselligkeit im Vordergrund steht, umfasst die durchschnittliche Wandergruppe zwei Personen. „Rund 25 bis 30 Prozent der Befragten haben sogar angegeben, dass sie bewusst allein wandern“, sagt Quack. Am häufigsten waren die Befragten laut Wandermonitor in den Mittelgebirgen unterwegs. „Als Traumziel geben viele jedoch die Alpen an. Aber zum Wandern trauen sich viele die anspruchsvollen Wanderwege nicht mehr zu. Ein gutes Drittel der Befragten gab an, dass sie gern im Flachland wandern.“
Ein besonderes Lob zollt Quack den vielen Ehrenamtlichen in den Wandervereinen, die für die Beschilderung und die Pflege der Wanderwege zuständig sind. „Die große Frage ist, wer wird das künftig machen?“ Viele Jüngere seien aus Zeitgründen nicht bereit, ein Ehrenamt dauerhaft zu übernehmen, sondern ließen sich für flexiblere Mitarbeit, etwa an einem Projekt für einen bestimmten Zeitraum, besser gewinnen.
Vereine nehmen inzwischen alte Wanderwege aus der Pflege. „Um gute Wanderwege anzubieten und die Arbeit zu reduzieren, gehen mittlerweile Vereine dazu über, zwei alte Wege aus der Vermarktung zu streichen, wenn sie einen neuen schaffen“, sagt Quack. Das tue der Infrastruktur der Wanderwege in Deutschland gut. Auch die Einführung des Deutschen Wandersiegels für Premiumwege habe die Qualität verbessert.
Jörg Ciszewski
Mit Hunderten von Veranstaltungen im ganzen Land feiert der Deutsche Wanderverband (DWV) in diesem Jahr am 14. Mai wieder den Tag des Wanderns – und seinen 140. Geburtstag.
Anlässlich seines runden Geburtstags kehrt der Deutsche Wanderverband (DWV) für seine Zentralveranstaltung am Tag des Wanderns an den Ort zurück, an dem die Vereinigung im Jahr 1883 gegründet wurde: nach Fulda.
Darüber hinaus werden von den mehr als 3000 DWV-Gruppen vor Ort mit rund 50.000 Mitgliedern Veranstaltungen und Wanderungen organisiert, an denen Interessierte teilnehmen können. Auch Umwelt-, Tourismus- und andere Organisationen sowie Natur- und Nationalparks und ganze Regionen laden zu Angeboten rund um das Wandern ein, teilt der Wanderverband mit.
Welche Veranstaltungen am 14. Mai wo angeboten werden, sehen Sie auf einer Karte auf der Webseite des DWV:
Schlagworte Wandern | Gesundheit | Verein | Wanderverein | Pandemie
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