8. April 2021
VdK-Zeitung

Ein Zwilling kommt selten allein

VdK-Mitglieder erzählen, was es bedeutet, im Doppelpack durchs Leben zu gehen

Zwei Frauen liegen draußen auf einer Liege und tragen die gleiche Kleidung, kurze blaue Hose und rosanes T-Shirt.
© pixabay

Die Wahrscheinlichkeit, als Zwilling zur Welt zu kommen, ist äußerst gering. Umso überraschender ist, dass es unter den mehr als zwei Millionen Mitgliedern beim Sozialverband VdK jede Menge Zwillinge gibt. Auf unseren Aufruf in der VdK-­ZEITUNG hin haben sich mehr als 20 eineiige und zweieiige Geschwisterpaare gemeldet. Aus Platzgründen mussten wir leider eine Auswahl treffen. Das ist uns wirklich schwergefallen. Herzlichen Dank an alle, die sich gemeldet haben.

In Erich Kästners Roman „Das doppelte Lottchen“ tauschen die eineiigen Zwillinge Luise und Lotte die Rollen und täuschen damit sogar ihre eigenen Eltern. Auch Otto und Konrad Göttler haben ihre Ähnlichkeit genutzt, um andere an der Nase herumzuführen. Die beiden wurden 1944 in der Nähe von Dinkelsbühl in Bayern geboren. „In der Schule verzweifelte so mancher Lehrer an ihren Laus­bubenstreichen“, erzählt Konrads Sohn Marcus Göttler aus der Familiengeschichte. Auf dem Fußballplatz waren sie gefürchtet. Wenn es um den Sieg ging, tauschte Otto gerne mal die Rolle mit dem gesperrten Konrad, der der bessere Fußballer war. Gemeinsam traten sie vor 20 Jahren dem VdK bei. Die beiden leben nur 400 Meter voneinander entfernt im gleichen Ort.

Auch Petra Lang und Martina Henn aus Gummersbach in Nordrhein-Westfalen nutzten in der Kindheit ihre Ähnlichkeit, um anderen Streiche zu spielen. Als Martina nach einer Mandel-­Operation im Krankenhaus lag, tauschten sie die Kleidung. Der Arzt, der die Abschlussuntersuchung machte, staunte nicht schlecht, als seiner kleinen Patientin plötzlich wieder Mandeln gewachsen waren.

Wie bei allen Geschwistern gibt es auch bei Zwillingen mal Streit. Die eineiigen Zwillinge Gerlinde und Marianne Mayer aus der Nähe von Regensburg in Bayern wohnen zusammen, aber jede hat ihren eigenen Bereich. „In manchen Dingen sind wir völlig unterschiedlich“, sagt Gerlinde Mayer. Deshalb geraten sie ab und zu aneinander. Das seien aber eher Kab­beleien um Kleinigkeiten. „Wir versöhnen uns auch wieder schnell. Wir können nicht ohne einander.“

„Meine Zwillingsschwester und ich haben auch mal gestritten, uns aber immer wieder vertragen“, schreibt Josef Schmitz aus dem rheinland-pfälzischen Valwig. Das sei auch heute noch so.

Die meisten Zwillinge berichten von einem großen Zusammenhalt. Annemarie Menz aus Hofbieber in Hessen erzählt von einem sehr engen Verhältnis zu ihrer Schwester Anneliese Wiegand. „Sie ist die Ältere und passt immer auf mich auf“, sagt sie. „Ich war vor zehn Jahren an Krebs erkrankt. Meine Schwester war immer bei mir“, schreibt Gisela Reiche-Wulf aus Köln. „Ich bin glücklich, eine Zwillingsschwester zu haben.“
Otto Mansky und seine Schwester Emmi Hergesell aus dem bayerischen Jettingen-Scheppach waren schon als Kinder unterschiedlich. Er hielt sich eher im Hintergrund, während sie die Aktive war. Doch wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. „Wir helfen uns gegenseitig. Besonders schön sind die gemeinsamen Treffen mit allen unseren Enkeln“, so Mansky.

Schwerer Start ins Leben

Beim Sozialverband VdK gibt es aber auch Zwillinge, die keinen guten Start ins Leben hatten. Timothy und Charlie Stenzel aus dem bayerischen Mömbris sind aufgrund eines seltenen Gen­defekts körperlich und geistig schwerstbehindert. „Die Pflege ist ein 24-Stunden-­Job“, berichtet Mutter Beatrice Stenzel. Die Siebenjährigen sind auf den Rollstuhl angewiesen und erleiden regel­mäßig schwere Krämpfe. Schon jetzt steht fest, dass sie das Erwachsen­enalter wohl nicht erleben werden. „Wir versuchen, ihnen in dieser kurzen Zeit das Leben so schön zu machen, wie es geht“, so Beatrice Stenzel.

Eine lange Leidensgeschichte hat auch Maurice Gerth aus der Oberpfalz hinter sich. Im Gegensatz zu seinem Zwilling musste er mehrfach operiert werden und hat eine chronische Erkrankung. „Maxim passt aber sehr auf seinen Bruder auf“, erzählt Mutter Sonja Gerth stolz.

„Ein Teil von mir“

Charlotte Doepke und Christa Giedom aus Bamberg sind seit 74 Jahren unzertrennlich. Bereits im Kindesalter wurde Christa Giedom schwerhörig. Seit sie auch noch eine Sehbehinderung hat, sorgt Charlotte Doepke für ihre Schwester, die mittlerweile fast komplett erblindet ist. Zurzeit kämpft Doepke mithilfe des VdK dafür, dass die Krankenkasse ein spezielles Tandem finanziert, auf dem die beiden nebeneinander fahren und dabei mittels Berührungen kommunizieren können. „Das ist die einzige Möglichkeit für Christa, sich zu bewegen“, sagt sie. Für Doepke ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie sich um ihre Schwester kümmert: „Sie ist ein Teil von mir. Ich könnte auch an ihrer Stelle sein.“

Ohnehin ist die Verbindung zum Zwilling oft enger als zu anderen Geschwistern. Davon berichtet auch Karin Schüngeler aus dem nordrhein-westfälischen Eschweiler. „Mein Bruder Walter und ich haben schon als Kinder zusammengehalten wie Pech und Schwefel“, sagt sie. Es gibt noch einen vier Jahre älteren Bruder und eine jüngere Schwester, doch ihr Zwillingsbruder steht ihr am nächsten. „Wir zanken uns zwar manchmal, ich fühle aber deutlich, dass zwischen uns eine besondere Verbindung ist.“

Hedwig Emmrich und Bruno Behringer aus dem bayerischen Landkreis Kronach haben die wichtigen Schritte in ihren Leben immer fast zeitgleich gemacht. „Wir haben 1969 geheiratet. Jeder hat zwei erwachsene Kinder. Wir haben im gleichen Jahr unsere Häuser gebaut. War mein Bruder im Krankenhaus, musste ich auch behandelt werden“, schreibt Emmrich.

Manche Zwillingspaare fühlen sich sogar seelenverwandt. „Meine Schwester Martina und ich denken gleich, fühlen dasselbe, haben dieselben Fehler gemacht und dieselben Krankheiten und Operationen gehabt“, erzählt Petra Lang. „Wir verstehen uns ohne Worte und spüren, was die andere braucht.“ Für Beziehungspartner sei diese Nähe oft nur schwer zu verstehen.

Auch Hermine Schob und Maria Henning aus dem bayerischen Langenzenn fühlen sich sehr nah. „Kaum hat ein Satz von meiner Zwillingsschwester begonnen, da weiß ich schon, was sie sagen will“, schreibt Hermine Schob.

Beste Freundinnen

Von eineiigen Zwillingen ist bekannt, dass sie oft ähnliche Eigenschaften und Vorlieben haben. Ute Dillinger und Jutta Stöcker wollten schon als Kinder immer gleich behandelt werden. Hatte sich die eine ein Loch in die Strumpfhose gerissen, hat sich die andere mit der Schere auch eines reingeschnitten. Im Erwachsenenalter trugen sie auf einer Feier das gleiche Kleid, ohne sich abgesprochen zu haben. „Meine Schwester ist auf jeden Fall meine beste Freundin“, sind die beiden überzeugt.

Ein Zwillingspaar teilt sogar das Ehrenamt beim VdK miteinander: Melanie Rüthlein war bis 2016 Schriftführerin beim Ortsverband Wasserlosen in Bayern. Als sie Mutter wurde – von Zwillingen – , übernahm ihre zweieiige Zwillingsschwester Christina Peter das Amt. Rüthlein sagt: „Ich bin da, wenn sie Hilfe braucht.“ Als Mutter kann sie nun selber nachvollziehen, was es bedeutet, zwei Kinder auf einen Streich großzuziehen: „Im ersten Jahr habe ich kaum geschlafen. Wenn die eine ge­schrien hat, hat die andere mitgemacht.“
Auch in der Familie von Frieda Meisenberger, Vertreterin der Frauen im Ortsverband Simbach am Inn, und Alois Gscheider aus Niederbayern gibt es viele Zwillinge. Die beiden sind die Erstgeborenen. Es folgten zwei weitere Geschwister, ehe die Eltern nochmals Zwillinge bekamen. „Auch zwei Schwestern von uns sind mittlerweile stolze Omas von zwei Zwillingspärchen“, schreiben sie.

Irene Ruppel und Lydia Seipel aus dem hessischen Vogelsbergkreis waren in der Schulzeit unzertrennlich. Danach lernten sie unterschiedliche Berufe – und arbeiteten schließlich gemeinsam im Verkauf. Die Kunden waren oft irritiert, weil sich die beiden gleichen wie ein Ei dem anderen. „Wir haben zwar unterschiedliche Leben, aber man könnte uns austauschen. Wir kochen ähnlich und haben unsere Kinder nach denselben Grundsätzen erzogen“, sagt Ruppel, die Vertreterin der Frauen in ihrem VdK-Ortsverband ist. Einziger Unterschied: Im Chor, dem die beiden angehören, singt Ruppel Sopran, während Seibel eine Altstimme hat.

Eineiige Zwillinge sind selten. Noch seltener sind eineiige Zwillinge, die eineiige Zwillinge hei­raten. Gerlinde, Silvio, Marianne und Fredy Enderle aus Kaiserslautern gehen zu viert durchs Leben. „Als wir vor 42 Jahren geheiratet haben, waren wir europaweit einzigartig“, erinnert sich Gerlinde Enderle. Die vier, die sich mit der Kleidung immer abstimmen, waren schon in vielen Talkshows zu Gast und sind dafür bekannt, ihr doppeltes Zwillingsglück zu genießen. Kennengelernt hatten sich die beiden Paare in einer Pizzeria. Schnell war klar: Die quirlige Gerlinde fühlt sich beim ruhigen Silvio wohl, während sich der temperamentvolle Fredy in die stille Marianne verliebt hat. „Gegensätze ziehen sich an“, kommentiert Gerline Enderle. Alle vier sind Mitglied im VdK.

Auch Renate Schmitz und Gabriele Rudolph hätten gerne Zwillinge geheiratet, hatten aber keine passenden gefunden. „Wir sind so eng, da kommt kein Mann dazwischen“, erklärt Schmitz. Doch mittlerweile hätten sich ihre Männer daran gewöhnt. Einmal im Jahr machen die Schwestern eine Woche miteinander Urlaub.

Annette Liebmann

Schlagworte Zwillinge | VdK-Mitglieder | Erfahrungsberichte

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