Ringen um die Krankenhausreform
Schon lange wird in Deutschland um eine Krankenhausreform gerungen. Mit den im Juli von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgestellten Eckpunkten sieht der Sozialverband VdK einige seiner Forderungen umgesetzt. Er warnt aber davor, dass echte Verbesserungen im Gerangel zwischen Bund und Ländern im weiteren Gesetzgebungsverfahren unterzugehen drohen.
Eine Krankenhausreform war aus Sicht des Sozialverbands VdK längst überfällig. “Auf der einen Seite gilt Deutschland als Land der Spitzenmedizin, auf der anderen Seite fühlen sich Patientinnen und Patienten oft nicht gut versorgt”
, fasst VdK-Präsidentin Verena Bentele das Dilemma zusammen. Seit vielen Jahren laufen in den Kliniken die Kosten aus dem Ruder. Wissenschaftliche Studien sprechen von Überversorgung durch zu viel Behandlungsangebote. Eine große Herausforderung bei der Reform ist, die Zahl der spezialisierten Anlaufstellen für Patientinnen und Patienten zu reduzieren, ohne die Versorgungsqualität zu gefährden.
Für Erkrankte bedeuten die bisherigen Überlegungen, dass sie sich künftig wohl für planbare Operationen und spezielle Behandlungen auf längere Anfahrtswege einstellen müssen. Das könne man akzeptieren, erklärt Bentele, betont aber: “Das Patientenwohl muss an erster Stelle stehen. Wichtig ist, dass Krankenhäuser weiterhin für Notfälle, Geburten und einfache Eingriffe gut und schnell erreichbar sind. Hier müssen unbedingt ausreichend Kapazitäten vorgehalten werden.”
Zudem fordert sie, dass Bürgerinnen und Bürger unkomplizierten Zugang zu objektiven Daten über die Behandlungsqualität eines Krankenhauses bekommen.
Bentele begrüßt ausdrücklich, dass das Ende der Fallpauschalen eingeläutet werden soll: “Weil der Gewinn eines Krankenhauses bisher an möglichst kurze Aufenthalte gekoppelt ist, werden viele Menschen viel zu früh entlassen. Dies schafft viel unnötiges Leid. Hinzu kommt, dass das Entlassmanagement gerade bei Älteren oft nicht gut funktioniert und auch die Angehörigen sich vollkommen überfordert fühlen.
Künftig sollen ”Vorhaltepauschalen"
für Einnahmesicherheit in den Krankenhäusern sorgen. Dies sei ein Schritt in die richtige Richtung, so Bentele.
Die Vorschläge aus dem Bundesgesundheitsministerium sorgen für Zündstoff. Viele Kommunen sind stolz auf ihre gut ausgerüsteten Kliniken. Die Bundesländer tun sich deshalb schwer mit dem wahrscheinlichen Abbau von Betten, möglichen Schließungen oder “Degradierungen”
von Krankenhäusern. Kommunalpolitikerinnen und -politiker berichten von Ängsten in der Bevölkerung, in der Gesundheitsversorgung abgehängt zu werden.
“Natürlich müssen diese Ängste ernst genommen werden und im jetzt entstehenden Gesetzentwurf Berücksichtigung finden”
, erklärt Bentele. Die Konflikte zwischen Bund und Ländern dürften jedoch nicht die Zukunft der Gesundheitsversorgung gefährden: “Die Krankenhausreform braucht Sachlichkeit und keine Parteienkämpfe. Für unsere Mitglieder ist dies eines der wichtigsten Gesetzesvorhaben der Bundesregierung, wir werden es sehr kritisch begleiten”
, verspricht die VdK-Präsidentin.