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Erfahrungsbericht: Der Minijob war ein großer Fehler

Von: Dr. Bettina Schubarth

Die Krebsdiagnose war ein schwerer Schlag für VdK-Mitglied Susan Vogel. Dass ihre Erkrankung direkt in die Armut führt, war der nächste Schock. Sie hatte immer gearbeitet – jedoch zuletzt in einem Minijob. Das wurde ihr zum Verhängnis.

Glastür, an der innen ein Schild angebracht ist mit der Aufschrift "Aushilfe gesucht!"
© IMAGO / Bihlmayerfotografie

Trotz Erwerbsminderung keinen Rentenanspruch

Seit zehn Jahren kämpft die 58-jährige Susan Vogel gegen den Krebs. Die Hoffnung will sie trotz kräftezehrender Behandlungen nicht aufgeben. Und sie hat sich etwas vorgenommen: „Ich will andere warnen, damit sie nicht denselben Fehler machen wie ich.“

Ihr Fehler: Wie vielen Frauen mit Kindern erschien es ihr am einfachsten, im Minijob zu arbeiten. Das Geld fürs Putzen kam eins zu eins in die Familienkasse. Sozialversicherungsbeiträge zahlte Susan Vogel nicht. „Mir hatte niemand gesagt, dass das wichtig ist. Darüber müsste viel besser informiert werden“, findet sie. Seit ihrer Lehre hatte sie immer Vollzeit gearbeitet. Wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, wollte sie sich wieder eine feste Stelle suchen.

Mit der Erkrankung kam der Schock

Als sie erkrankte, war sie schockiert: keine Lohnfortzahlung, kein Krankengeld. Und obwohl sie aufgrund ihrer Diagnose als nicht mehr arbeitsfähig gilt, bekommt sie keine Erwerbsminderungsrente. Der Minijob hat den Anspruch zunichte gemacht, die Wartezeit ist nicht erfüllt.

Ihr Mann hat 2200 Euro Einkommen. Zu viel für Bürgergeld. Doch es drücken die Schulden. Vor ein paar Jahren wandelte die Bank einen Dispo- nicht in einen normalen Kredit um. Das Ehepaar musste notgedrungen einen teuren Kredit bei einer Privatbank aufnehmen, um für den täglichen Bedarf einzukaufen. Kürzlich sagte ein Arzt zu Susan Vogel: „Machen Sie sich eine schöne Zeit, gehen Sie mal ein Eis essen.“ Darüber kann sie nur bitter lachen: „5,50 Euro kostet ein Eisbecher, das ist nicht drin.“

Inzwischen hat sie gelernt, ihren Stolz hinunterzuschlucken. Aus Spenden bekam sie eine Brille bezahlt und demnächst eine neue Winterjacke und warme Schuhe. Die Krankheit und die Geldsorgen nehmen ihr oft die Kraft, trotzdem wollte sie unbedingt mit der VdK-Zeitung sprechen: „Wenn nur eine sich wegen meiner Geschichte entscheidet, sich ordentlich zu versichern, habe ich was geschafft.“