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Aus armen Kindern werden arme Erwachsene

Von: Julia Frediani

Kinderarmut zieht hohe Kosten für Staat und Gesellschaft nach sich. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) im Auftrag der Diakonie Deutschland hervor.

Kinderhand greift nach Euro-Scheinen.
© IMAGO / photothek

DIW Berlin errechnet gesellschaftliche Folgekosten von Kinderarmut

Die gesellschaftlichen Gesamtkosten durch vergangene und aktuelle Kinderarmut werden auf über 100 Milliarden Euro geschätzt. Darunter fallen die öffentliche Ausgaben für Gesundheitsversorgung, höhere Auszahlungen in den Sozialversicherungssystemen und Kosten im Bildungsbereich. Fachleute sind sich einig, dass aus armen Kindern oft arme Erwachsene werden. Nach Daten des Statistischen Bundesamtes ist knapp jedes vierte Kind von Armut betroffen.

Demnach haben armutsbetroffene Kinder ein deutlich höheres Risiko, gesundheitliche Probleme zu bekommen und arbeitsunfähig zu werden als Kinder aus ökonomisch starken Familien. Allein die direkten und indirekten Kosten im Zusammenhang mit der Krankheit Fettleibigkeit (Adipositas), deren Risiko mit Kinderarmut steigt, liegen bei jährlich mehr als 60 Milliarden Euro.

Schlechte Perspektiven für Kinder aus armen Verhältnissen

Der oft schlechtere Zugang zu Bildungsangeboten für arme Kinder führt zu niedrigeren Bildungsabschlüssen und begrenzten beruflichen Perspektiven. Für VdK-Präsidentin Verena Bentele ist der Zusammenhang eindeutig: „Arme Kinder, die heute keine gute Unterstützung erhalten, bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit arm und sind später nicht selten auf Sozialleistungen angewiesen und zahlen weniger Steuern.“

Nach Ansicht des Sozialverbands VdK zeigen die Studienergebnisse, dass es eine ausreichend finanzierte Kindergrundsicherung geben muss. Der erste Gesetzesentwurf aus dem Bundesfamilienministerium war jedoch nach Ansicht des Bündnis Kindergrundsicherung, zu dem 20 Verbände und 13 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehören, enttäuschend. Zu dem Bündnis gehören unter anderem der Sozialverband VdK, die Diakonie Deutschland und der AWO Bundesverband.

Hoffnung auf Bundestag

Der VdK sieht nun die Politik am Zug. „Um noch einen gelungenen Einstieg in eine Kindergrundsicherung zu finden, muss jetzt der Bundestag ran! Unser Parlament muss unbedingt noch umfangreich nachbessern, damit erste wichtige Schritte im Kampf gegen Kinderarmut gemacht werden,“ sagt Bentele.