Verena Bentele: Statement zur Pflegesituation in Deutschland

Auf der heutigen Pressekonferenz des Medizinischen Dienstes Bund zur Pflege äußerte sich VdK-Präsidentin Verena Bentele zur aktuellen Pflegesituation in Deutschland. Hier die wichtigsten Aussagen im Überblick:

„Die aktuelle Pflegestatistik weist rund 5,7 Millionen Pflegebedürftige aus – die Mehrheit wird zu Hause, meist von Angehörigen, versorgt. Damit steigt auch der Druck auf die Pflegebegutachtung. Immer mehr Anträge müssen bearbeitet werden, bedingt durch den demografischen Wandel und die Pflegereform 2017, die den Zugang zu Leistungen erleichterte. Gleichzeitig fehlt es an qualifiziertem Personal für Gutachtertätigkeiten, was zu Verzögerungen mit erheblichen Folgen für die Betroffenen führt.

Um effizienter zu werden, wurde 2023 der dauerhafte Einsatz telefonischer und videogestützter Begutachtungen gesetzlich ermöglicht. Diese Formate haben sich in der Pandemie bewährt und bringen Vorteile – zum Beispiel weniger Belastung für Betroffene und leichtere Einbindung entfernter Angehöriger. Dennoch bleibt die persönliche Begutachtung oft die beste Option. Wichtig ist, dass digitale Begutachtungen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie sinnvoll und gut vorbereitet sind – und niemals rein aus Kostengründen.

Laut einer Befragung des MD Bund wird die Qualität der Begutachtung hoch bewertet – ob telefonisch oder vor Ort. Gleichzeitig wünschen sich Betroffene mehr Beratung. Das bestätigt auch die VdK-Pflegestudie von 2021 mit über 50.000 Teilnehmenden: Viele pflegende Angehörige sind überlastet, oft selbst gesundheitlich angeschlagen, und finden sich in der komplexen Pflegelandschaft kaum zurecht. Ohne Beratung werden Leistungen seltener genutzt.

Die Pflegebegutachtung ist das Herzstück der Pflegeversicherung. Sie braucht Vertrauen, Fachlichkeit und Neutralität. Neben der Einzelfallprüfung kontrollieren die Medizinischen Dienste auch Pflegeeinrichtungen. Trotz guter Gesamtlage zeigen sich weiterhin Mängel. Deshalb gilt es, Ressourcen klug zu nutzen, Doppelstrukturen abzubauen und Prüfzyklen flexibel zu gestalten – für eine verlässliche Pflege in einer älter werdenden Gesellschaft.“