
Verena Bentele: „Aktivrente birgt große sozialpolitische Gefahr“
- VdK: Studie bestätigt Skepsis gegenüber Aktivrente
- VdK-Präsidentin: „Diejenigen nicht vergessen, die es nicht bis zur Regelaltersgrenze schaffen“
Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, zur Diskussion um die Aktivrente und zur aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW):
„Die Ergebnisse des DIW bestätigen unsere Skepsis gegenüber der Aktivrente. Die übergroße Mehrheit der über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitenden Menschen ist in Minijobs tätig und würde von der Steuerentlastung überhaupt nicht profitieren. Die Steuerbelastung von jüngeren Kolleginnen und Kollegen, die den gleichen Job machen, wäre außerdem bei gleichem Einkommen wesentlich höher als die der arbeitenden Rentnerinnen und Rentner. Positive Einnahmeeffekte gäbe es vor allem für Rentnerinnen und Rentner mit einem sehr hohen Gesamteinkommen. Trifft die Annahme des DIW zu, dass man aus Gleichbehandlungsgründen Selbstständigen, Freiberuflern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern den Freibetrag von 2.000 Euro kaum verwehren könnte, wären die Mitnahmeeffekte noch größer.
Sollten diese Mitnahmeeffekte überwiegen und nur die heute bereits arbeitenden Rentnerinnen und Rentner von der Aktivrente profitieren, erwartet das DIW rund 770 Millionen Euro jährliche Mindereinnahmen. Mindestens 75.000 Rentner müssten für positive Effekte auf die Staatskasse zusätzlich in den Arbeitsmarkt einsteigen. Diese Berechnungen zeigen: Die Aktivrente ist kein Allheilmittel und birgt zudem eine große sozialpolitische Gefahr: Die Förderung der fitten Seniorinnen und Senioren mit guten Einkommen und das Vergessen derjenigen, die aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund der Pflege von Angehörigen nicht bis zur Regelaltersgrenze arbeiten können, verschärft die Spaltung zwischen den ärmeren und durch Sorgearbeit mehr geforderten Seniorinnen und Senioren einerseits und besser verdienenden Silver Agern andererseits.
Wer niedrige und mittlere Einkommen entlasten will, sollte deshalb eher den Grundfreibetrag für alle Erwerbstätigen anheben. Und wer gesundes Arbeiten bis und auch über die Regelaltersgrenze hinaus ermöglichen will, sollte die Arbeitgeber verpflichten, altersgerechte Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeitmodelle und Qualifizierung sowie verpflichtende Weiterbildungen zu schaffen.“
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