Kategorie Gleichberechtigung Altersarmut bei Frauen Arbeit & Berufsleben

Bentele: „Viermal so oft in Teilzeit: Frauen zahlen den Preis der Sorgearbeit“

  • VdK: Gleichstellung nur mit umfassenden strukturellen Reformen
  • Bentele: „Teilzeitquote für Frauen und auch für Männer auf neuem Höchststand“

Das Statistische Bundesamt hat den Mikrozensus 2024 veröffentlicht. VdK-Präsidentin Verena Bentele kommentiert die neuen Zahlen:

„Die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts zu den Erwerbstätigen- und Teilzeitquoten 2024 zeigen erneut ein alarmierendes Bild: Frauen, insbesondere Mütter, arbeiten deutlich häufiger in Teilzeit als Männer. Fast jede zweite erwerbstätige Frau (49 Prozent) arbeitet in Teilzeit, bei Männern liegt die Teilzeitquote lediglich bei zwölf Prozent. Das sind neue Höchststände.

Der Hauptgrund hierfür liegt in der ungleichen Verteilung unbezahlter Sorgearbeit. Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der Familien- und Pflegearbeit – sei es in Partnerschaften oder als Alleinerziehende, die zum überwiegenden Teil ebenfalls Frauen sind. Diese strukturelle Ungleichheit hat gravierende Folgen: Sie führt zu finanzieller Abhängigkeit vom Partner, erhöht das Risiko von Armut im Falle einer Trennung oder Scheidung und wirkt sich langfristig negativ auf die Rente und die finanzielle Absicherung im Alter aus.

Zwar ist der Anteil erwerbstätiger Mütter seit 2005 deutlich gestiegen, dennoch sind Mütter weiterhin seltener erwerbstätig als Väter. Insgesamt lag 2024 die Erwerbstätigenquote bei Frauen bei 74 Prozent, bei Männern bei 81 Prozent.

Der Sozialverband VdK fordert daher entschlossene politische Maßnahmen, um diese Ungleichheit zu beenden. Dazu zählen unter anderem: mehr Anreize für Männer, sich an der unbezahlten Sorgearbeit zu beteiligen – etwa durch zusätzliche Partnermonate beim Elterngeld und die Förderung familienfreundlicher Unternehmenskulturen mit 30- bis 35-Stunden-Wochen. 

Ebenso notwendig ist die Abschaffung des Ehegattensplittings zugunsten eines Besteuerungsmodells für Familien, das keine negativen Erwerbsanreize für Frauen setzt. Darüber hinaus braucht es die Umwandlung von Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse, ein allgemeines Rückkehrrecht in Vollzeit – unabhängig von der Betriebsgröße – sowie die gezielte Förderung orts- und zeitflexibler Arbeitsmodelle.

Eine unserer Hauptforderungen ist außerdem der flächendeckende Ausbau von Betreuungsinfrastruktur, also mehr Kita-Plätze, Ganztagsschulen und ausreichend Tagespflegeangebote. Das würde vielen Frauen die Möglichkeit geben, mehr zu arbeiten. Arbeitgeber müssen hier mit eigener Kraftanstrengung vorlegen und die Arbeitswelt so organisieren, dass mehr Mütter in Vollzeit arbeiten können.

Nur mit umfassenden strukturellen Reformen können wir echte Gleichstellung erreichen und die ökonomische Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt beenden.“
 

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