Kategorie Erfolgsgeschichte Behinderung Barrierefreiheit

VdK-Wohnberatung: „Ich habe meine Freiheit zurückgewonnen“

Von: Elisabeth Antritter

Eine MS-Patientin aus Bayern kann die Haustür nicht mehr selbst öffnen. Sie wendet sich an den VdK, um Hilfe zu bekommen. Mit Erfolg: Die Wohnberaterin setzt durch, dass die Kosten für einen elektrischen Türantrieb übernommen werden.

Manuela Ernst, im Rollstuhl, und Franziska Geiß stehen nebeneinander vor einer Tür mit elektrischem Türantrieb.
Rollifahrerin Manuela Ernst ist VdK-Wohnberaterin Franziska Geiß (links) sehr dankbar. Diese verhalf ihr zu einem barrierefreien Zugang zum Haus. Ein elektrischer Türantrieb macht es möglich.

Manuela Ernst erhielt schon im Alter von 15 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose (MS). In kürzester Zeit konnte sie sich in ihrer niederbayerischen Heimatstadt Regen nur noch im Rollstuhl bewegen. Es rumpelt überall, weil die Wege in der Innenstadt nicht barrierefrei sind. 

Aber Manuela Ernst gefällt es trotzdem in der Kleinstadt am Rande des Bayerischen Walds, die als Luftkurort anerkannt ist. Und weder Wind, schlechtes Wetter noch holprige Wege hielten die unternehmungslustige Rollstuhlfahrerin in den vergangenen 30 Jahren davon ab, aktiv zu sein.

Haustür wurde zur Hürde

Zuletzt ist jedoch die Haustür zur Hürde geworden. Denn aufgrund der fortschreitenden MS fiel es der Niederbayerin zunehmend schwer, sie aus eigener Kraft zu öffnen. 

Sie suchte Unterstützung bei der Wohnberatungsstelle des Landkreises Regen. Franziska Geiß, die beim niederbayerischen Externer Link:VdK-Kreisverband Arberland in Regen als Wohnberaterin arbeitet, ist Ansprechpartnerin für Ratsuchende, die Fragen rund um die Themen Wohnraumanpassung und altersgerechtes Wohnen haben. Sie kennt sich mit verschiedenen Fördermöglichkeiten aus und hilft dabei, Anträge auszufüllen und bei entsprechenden Behörden einzureichen. 

Um das Anliegen von Manuela Ernst kümmerte sich Geiß mit Herzblut: „Ich konnte nachempfinden, dass sie sich isoliert und traurig fühlte, als sie ihre Wohnung nicht mehr ohne fremde Hilfe verlassen konnte. Hier ging es darum, ihr wieder Teilhabe zu ermöglichen.“ 

Es galt, Fördermöglichkeiten zu prüfen. So werden unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflegekasse sogenannte „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ finanziell unterstützt. Zudem kam im Fall von Manuela Ernst in Betracht, dass die Regierung von Niederbayern eine „Wohnbauförderung bei Vermietung“ genehmigt. 

Franziska Geiß sah gute Chancen, bereitete alle Dokumente vor, und die Kollegin von der VdK-Sozialrechtsberatung schickte die Anträge ab. Und tatsächlich: Beide Behörden gaben grünes Licht für die Maßnahme.

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Kraftakt: Die anderen Eigentümer ins Boot zu holen

Doch fast wäre das Vorhaben noch gescheitert. Denn die größte Herausforderung war, die Gemeinschaft der Wohnungseigentümer ins Boot zu holen. Einige waren ungläubig, dass der Einbau komplett durch Zuschüsse gesichert ist. Andere befürchteten, dass ihnen Folgekosten drohen, wenn der elektrische Türöffner eingebaut ist. Was ist, wenn der Mechanismus kaputtgeht oder die Mieterin auszieht? 

Die VdK-Expertin konnte überzeugend darlegen, dass die Haustür auch dann noch ganz normal funktioniert, wenn der elektrische Öffner nicht mehr aktiv ist. Er muss nicht einmal ausgebaut werden. „Es war ein Kraftakt. Aber mit viel Zuversicht und Geduld haben wir es am Ende doch noch geschafft, eine Zweidrittelmehrheit der Eigentümer bei der Abstimmung zu bekommen“, freut sich die Wohnberaterin.

Heute kann Manuela Ernst den Türöffner bequem per Knopfdruck bedienen. Die 54-Jährige ist überglücklich, dass sie ihren Alltag wieder autonom gestalten kann. Wie eh und je ist sie in ihrem E-Rolli in ihrer Heimatstadt unterwegs, genießt den Kurpark oder einen Cafébesuch. Demnächst möchte sie Franziska Geiß zum Frühstück einladen. „Schließlich habe ich es ihr zu verdanken, dass ich meine Freiheit zurückgewonnen habe“, sagt Manuela Ernst. 

Kontakt Wohnberatung

Wohnberatungsstellen gibt es in jedem Bundesland. Der Sozialverband VdK hat Angebote in Externer Link:Berlin-Brandenburg, Externer Link:Hessen, Externer Link:Baden-Württemberg und Externer Link:Bayern eingerichtet. Auf der Webseite der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Wohnungsanpassung finden Ratsuchende Adressen und Ansprechpartner in ganz Deutschland: 

Externer Link:www.wohnungsanpassung-bag.de

Direkter Kontakt zu den VdK-Wohnberatungsstellen: 

VdK-Beratungsstelle Hilfsmittel und Wohnraumanpassung Berlin-Brandenburg
Ottokarstraße 1, 12105 Berlin 
Telefon: 030 49769671 
E-Mail: Externer Link:hilfsmittelberatung.bb@vdk.de
Internet: Externer Link:Beratung Berlin-Brandenburg

VdK-Wohnberatung Baden-Württemberg
Bleichwiesenstr. 1/1, 78315 Radolfzell
Telefon: 07732 92 36-36
Fax: 07732 92 36-20
E-Mail: Externer Link:patienten-wohnberatung-bw@vdk.de
Internet: Externer Link:Wohnberatung VdK Baden-Württemberg

VdK-Wohnberatung in Bayern
Arberland: Franziska Geiß, Am Sand 5, 94209 Regen; Telefon 09921 970 01-27; E-Mail: Externer Link:wohnberatung.arberland@vdk.de
Dachau: Bruckerstr. 47, 85221 Dachau; Telefon: 08131 666 66-43; E-Mail: Externer Link:wohnberatung.dachau@vdk.de
Passau: Nibelungenplatz 02, 94032 Passau; Telefon: 0851 955 28-19; E-Mail: Externer Link:wohnberatung.passau@vdk.de
Internet: Externer Link:Wohnberatung VdK Bayern

VdK-Fachstelle für Barrierefreiheit in Hessen
60322 Frankfurt am Main, Gärtnerweg 3
Telefon:  069 71400258
Fax:  069 71400216
E-Mail: Externer Link:barrierefreiheit.ht@vdk.de
Internet: Externer Link:Wohn- und Hilfsmittelberatung VdK Hessen-Thüringen