27. März 2023
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Mehr Umverteilung erwünscht

Fast 79 Prozent sprechen sich für Vermögenssteuer aus

Wie gerecht oder ungerecht erleben die Deutschen ihre soziale Wirklichkeit? Dieser Frage geht eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung und des IFO-Instituts nach, für die im Herbst 2021 knapp 5000 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren befragt wurden. Die Stimmungslage sei „beunruhigend“, so das Fazit des Autorenteams: Nur ein geringer Teil der Bevölkerung empfindet die Gesellschaft als gerecht.

Symbolfoto: Euroscheine und eine Schere mit der Aufschrift Armut und Reichtum
© IMAGO / Blickwinkel

Bei der Untersuchung ging es nicht um objektive Fakten, sondern um das subjektive Gerechtigkeitsempfinden der Befragten. Dabei konzentrierte sich die Studie auf drei unterschiedliche Aspekte. Gefragt wurde, wie die Teilnehmenden allgemein die Verteilung des Vermögens in der Gesellschaft einschätzen, ob sie ihr persönliches Einkommen und Vermögen als gerecht empfinden, und ob sie der Meinung sind, in Deutschland würden die Interessen der verschiedenen Generationen gleichermaßen wahrgenommen und berücksichtigt.

Ungerecht verteilt

Insgesamt zeigten sich neun Prozent der Befragten mit der Verteilung der wirtschaftlichen Gewinne einverstanden; 79 Prozent können hierzulande keine Verteilungsgerechtigkeit erkennen. Fast genauso viele sprachen sich für die Einführung einer Vermögenssteuer aus. Das eigene Einkommen bewerten nur 39 Prozent als gerecht. Der Aussage, dass bei politischen Entscheidungen stets auch deren Auswirkungen auf jüngere und künftige Generationen mitgedacht würden, stimmten 14 Prozent zu.

Allerdings ließen sich bei den Antworten Unterschiede je nach dem eigenen sozialen Status der Befragten feststellen. Generell zeigte sich, dass Männer die Verhältnisse eher als gerecht erleben als Frauen. Dasselbe lässt sich bei Personen beobachten, die über höhere Bildungsabschlüsse und Einkommen verfügen. So sind Besserverdienende eher davon überzeugt, sich den eigenen Erfolg durch „harte Arbeit“ selbst verdient zu haben. Diese Gruppe identifiziert sich am stärksten mit dem Leistungsprinzip, hat Vertrauen in staatliche Institutionen und spürt keinen Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung.

62 Prozent sehen das anders: Sie glauben, dass Reichtum vom Glück und vom Elternhaus abhängt, also von Faktoren, die man nicht beeinflussen kann. Gerade bei Menschen mit geringem Einkommen und niedrigerem Bildungsgrad ist ein Wunsch nach Umverteilung stark ausgeprägt. Die meisten wollen es dabei nicht bewenden lassen: „Als gerecht und fair wird erlebt, wenn man in der Lage ist, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen und es zu gestalten. Die Rolle des Staates wird darin gesehen, dies zu ermöglichen“, so die Schlussfolgerung der Autoren.

Barbara Goldberg


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