28. Februar 2023
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Kommentar: Verdrängen und vergessen?

Der Psychologieprofessor Jürgen Margraf befasst sich mit der Angst. Das etwas ernüchternde Ergebnis lautet: Ob Pandemie oder Krieg, viele Menschen wollen nach anfänglicher extremer Verunsicherung, Schockstarre und Angst ziemlich schnell von alldem nichts mehr wissen und zur Normalität zurückkehren. „Gewöhnung“ nennt er das.

Das Bild zeigt Verena Bentele
© VdK / Susie Knoll

Dieser Effekt sorgt leider auch dafür, dass die anfängliche Solidarität und das wortwörtliche Mit-Leiden nachlassen. Die Aufmerksamkeit für das anhaltende Leid verschwindet.

Für die Betroffenen ist das fatal. Ich habe von einer geflüchteten ukrainischen Frau gehört, die sich in der Schlange an der Tafel anhören muss, dass sie anderen das Essen wegnimmt. Mitglieder mit chronischen Erkrankungen schreiben mir, dass der Wegfall der Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln sie wieder in die Isolation treibt. Menschen, die ihre Heizungsrechnung nicht bezahlen können, werden der Verschwendung verdächtigt. Jugendliche, denen der Rückzug während der Corona-Zeit psychisch noch zu schaffen macht, finden oft weder Verständnis noch Therapien.

Wir alle sehnen uns nach Leichtigkeit und brauchen auch mal gute Nachrichten, um zuversichtlich die Zukunft zu gestalten. Trotzdem müssen wir als größter Sozialverband manchmal leider der Spielverderber sein und gegen das Verdrängen reden. Wir loben ein großes Hilfspaket – fordern aber deutlich einen sozialen Ausgleich für die, die mal wieder vergessen werden.

Härtefallfonds zum Abfedern hoher Energiepreise sind gut gemeint, aber oft an Unternehmen und nicht an Privathaushalten ausgerichtet. Hohe Lebensmittelpreise führen die einen in echte Not, die anderen nur in ein bisschen Einschränkung.

„Der Staat“ kann und muss was tun. Wir schlagen vor: einen ausgeweiteten Kündigungsschutz für Mieterinnen und Mieter, eine Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse und eine einmalige Vermögensabgabe für Superreiche. Soziale Ungleichheit ist ein langsam wirkendes Gift. Verdrängung ist weder wirksames Gegenmittel noch Heilmittel.

Verena Bentele, Präsidentin Sozialverband VdK Deutschland

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