26. September 2022
SOZIALE GERECHTIGKEIT

Öffentlicher Verkehr – Was kommt nach dem Neun-Euro-Ticket?

Mobil mit kleinem Geldbeutel

52 Millionen verkaufte Neun-Euro-Tickets zählte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Ende August. Hinzu kommen circa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten. Jetzt braucht es schnell ein bezahlbares Nachfolgemodell, fordert der Sozialverband VdK.

Ein 9-Euro-Ticket, Euro-Münzen und Scheine und zwei kleine Modell-Fahrzeige: eine Bahnm und ein Bus
© IMAGO / Christian Ohde

Die Bilanz ist überwiegend positiv: Millionen Menschen – Familien mit Kindern, Junge und Alte – waren im Juni, Juli und August in ganz Deutschland mit dem öffentlichen Nah- und Regionalverkehr unterwegs. Das Angebot kam besonders denjenigen zugute, die mit wenig Geld auskommen müssen.

Die Bahn hingegen verzeichnete überfüllte Züge und gelangte teilweise an ihre Belastungsgrenze. Der knappe Platz war insbesondere für Menschen mit Behinderung ein Problem, aber auch für all jene, die mit einem Rollator, Kinderwagen, großem Gepäck oder Fahrrad reisen wollten.

Drei Milliarden

Der Bund will nun 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für ein bundesweit gültiges und einheitliches Nachfolgemodell des Neun-Euro-Tickets bereitstellen – vorausgesetzt, die Länder steuern ebenfalls 1,5 Milliarden Euro bei. Bis zum Redaktionsschluss der VdK-Zeitung war noch nicht sicher, ob sie sich darauf einlassen. VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert eine schnelle Lösung und appelliert an die Länder, das geplante Ticket nicht an der Finanzierung scheitern zu lassen.

Der Preis für das Ticket soll dann zwischen 49 und 69 Euro liegen. „Vielen, die wenig Geld haben, wird das helfen, mobil zu bleiben“, sagt Bentele. Gleichzeitig warnt sie aber auch, dass sich manche ein Ticket in dieser Preisspanne nicht werden leisten können. Der derzeitige Regelsatz in der Grundsicherung und bei Hartz IV reicht dafür nicht aus. Er sieht gerade einmal knapp 40 Euro für den Bereich „Verkehr“ vor. Dies müsse im neuen Bürgergeld berücksichtigt werden, fordert sie.

Doch ein bezahlbares Ticket ist nur ein Baustein einer sozialverträglichen Mobilitätswende. Es hat sich gezeigt, dass der öffentliche Nah- und Regionalverkehr mit einer so hohen Nachfrage überfordert ist – eine Zumutung für Reisende und Beschäftigte. Deshalb fordert der VdK, der im Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende aktiv ist, massive Investitionen in den Ausbau von Infrastruktur, Personal und von Fahrzeugen.

Zudem brauchen mobilitätseingeschränkte Menschen endlich ein passendes Angebot: mehr Stell- und Stehplätze für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen in allen Zügen, einen funktionierenden Mobilitätsservice sowie barrierefreie Bahnhöfe.

Kristin Enge

Am 5. Oktober, 16 Uhr veranstaltet das Bündnis „Sozialverträg­liche Mobilitätswende“ ein Fachgespräch zum Neun-Euro-Ticket. Zum Online-Stream: www.vdk.de/mobilitaetswende


Verkehrswende: Mobilitätswende barrierefrei? Ein Test mit dem Rollstuhl

Das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende setzt sich für die Stärkung des öffentlichen Verkehrs ein. Gerade in puncto Barrierefreiheit gibt es noch große Lücken. Das weiß Martin Grannemann nur allzu gut: Der Niedersachse sitzt seit 2007 im Rollstuhl und ist daher auf einen gut erreichbaren Nahverkehr angewiesen. Gemeinsam mit Claudia Hilscher-Meinert vom Sozialverband VdK macht er den Praxistext: Wie gut ist der barrierefreie Nahverkehr?

Schlagworte ÖPNV | 9-Euro-Ticket | Mobilität

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Minijobs - Tickets in die Armut

Die sogenannten Minijobs sollten ursprünglich mal den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erleichtern. Stattdessen sind sie zur Armutsfalle geworden.

Armut ist eine der größten sozialen Katastrophen im Land.

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Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
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