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Die Deutschen gelten eigentlich als Sparweltmeister. Doch die aktuellen Preisentwicklungen bringen die Bürgerinnen und Bürger ins Straucheln, wie mehrere Studien belegen. Dabei wurde während der Corona-Pandemie so viel Geld wie nie auf die hohe Kante gelegt.
Nach einer aktuellen Analyse des ifo-Instituts haben die Menschen in Deutschland während der Corona-Jahre 2020 und 2021 deutlich mehr gespart als in den Jahren davor. Die Ökonomen sprechen von einer „Überschussersparnis“ auf deutschen Sparbüchern. Demnach wurden knapp 200 Milliarden Euro mehr zurückgelegt als in den Jahren vor Corona. Eigentlich die beste Voraussetzung, um mit diesem Geld durch privaten Konsum die Konjunktur wieder anzukurbeln. Doch dieser Motor ist nicht angesprungen. Um den normalen Lebensstandard zu halten, wurden bis zum Ende des ersten Quartals 2022 diese zusätzlichen Rücklagen fast schon wieder verbraucht. Nun geht es an die eisernen Reserven. „Entsparen“ nennen Fachleute diesen Vorgang.
Die Entwicklung ist vor allem den enormen Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Benzin-, Heiz- und Energiekosten geschuldet. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im August 2022 lag die Inflationsrate bei 7,9 Prozent. Teuerungen in dieser Höhe sind im Nachkriegsdeutschland fast unbekannt. Vergleichbar ist die Inflation nur mit der während der Ölkrise im Winter 1973/1974 in der damaligen BRD.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband beobachtet ebenfalls einen rasanten Rückgang der Spartätigkeit, weil immer mehr Menschen ihr Geld gezwungenermaßen sofort ausgeben. So mussten im Sommer 2021 nur 15 Prozent der Haushalte alles verfügbare Einkommen zur Deckung der Lebenshaltungskosten verwenden, aktuell sind es 60 Prozent. Die Lage wäre noch dramatischer, hätte es nicht staatliche Stützmaßnahmen, wie die vorübergehende Absenkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, den Tankrabatt oder das 9-Euro-Ticket, gegeben.
Auch die Lohnabschlüsse waren eigentlich ordentlich. Die Gehälter stiegen in der ersten Jahreshälfte 2022 um durchschnittlich 2,9 Prozent. Wegen der Inflation ergab sich aber ein Reallohnverlust von
3,6 Prozent, wie die Hans-Böckler-Stiftung errechnete.
Noch ist keine Steigerung der privaten Überschuldungen zu erkennen. Creditreform, Herausgeber des jährlichen SchuldnerAtlas, geht jedoch von einem Verzögerungseffekt aus. Bald dürfte sich der Überschuldungsanteil von derzeit 8,86 Prozent in der erwachsenen Bevölkerung deutlich erhöht haben.
Dr. Bettina Schubarth
Schlagworte Inflation | Armut | Krise | Ersparnisse
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