29. Mai 2018
SOZIALE GERECHTIGKEIT

„Gute Arbeit“ längst noch nicht für alle

Mehr Niedriglöhner, ständige Erreichbarkeit und viele befristete Stellen: Die Arbeitswelt zahlreicher Menschen hat sich hierzulande in den vergangenen Jahren deutlich verändert und steht nun vor großen Herausforderungen. Das geht aus dem aktuellen „Atlas der Arbeit“, der gemeinsam von DGB und der Hans-Böckler-Stiftung herausgegeben wurde, hervor.

Ein Fahrradfahrer fährt auf der Straße, auf seinem Rücken eine
Manche Jobs sind sehr weit entfernt von der Vorstellung guter Arbeit. | © imago/Ralph Peters

Entgegen der ursprünglichen Idee hätten sich Minijobs nicht als Einstieg zu guter Arbeit erwiesen, resümieren die Autoren des „Atlas der Arbeit“, herausgegeben vom DGB und der Hans-Böckler-Stiftung. Deutschland habe den größten Niedriglohnsektor Westeuropas. Rund 1,2 Millionen Beschäftigte bekämen zusätzlich Hartz IV.

Niedriglohnsektor in Deutschland: zu wenig zum Leben

Der Sozialverband VdK sieht in dieser Entwicklung ein trauriges, aber eindeutiges Zeichen. „Es ist beschämend, dass in einem reichen Land wie Deutschland trotz des wachsenden Wohlstands und der Erfolgszahlen der Wirtschaft viele Menschen arm sind, obwohl sie arbeiten“, kritisiert Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. Aus Einkommensarmut werde später Altersarmut. Wenn die Politik nicht endlich gegensteuere, dann seien viele dieser Beschäftigten die armen Rentner von morgen.

Aus Sicht des VdK ist es nötig, eine Reihe von Maßnahmen umzusetzen, um die in der Erwerbsphase liegenden Ursachen von Altersarmut zu bekämpfen. Dazu gehört die Anhebung des Mindestlohns auf mindestens zwölf Euro. „Das ist ein wichtiger Schritt, damit Erwerbstätige eine armutsfeste Rente erwirtschaften können“, sagt die VdK-Präsidentin.

Zudem müssen prekäre Beschäftigungsverhältnisse wie Minijobs eingedämmt werden. Wer für den Mindestlohn arbeitet, könne beispielsweise in vielen Großstädten als Alleinstehender oft ohne zusätzlichen Hartz-IV-Bezug nicht über die Runden kommen..

Der Atlas zeigt, wie weit wir in Deutschland von dem Ziel entfernt sind, allen Beschäftigten gute Rahmenbedingungen und gleiche Rechte bei der Arbeit zu bieten“, so Bentele. Generell arbeitet jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland in einem atypischen Arbeitsverhältnis. Gemeint sind damit befristete oder Teilzeitjobs, geringfügige Beschäftigung und Zeitarbeit.

Deutsche Arbeitswelt führt oft zu Altersarmut

Diese Arbeitsverhältnisse sind schlechter bezahlt und weniger stabil und die soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit und im Alter ist meist mangelhaft. Besonders viele Frauen bestreiten aber so ihren Lebensunterhalt und erhalten später nur eine kleine Rente. Laut „Atlas der Arbeit“ kommt hinzu: Der Anteil der Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, wird zunehmend größer.

Die Einkommensmitte dünnt immer stärker aus, während die Gruppe der Menschen mit hohem Einkommen wächst. Die Löhne der unteren 40 Prozent der Einkommensbezieherinnen und -bezieher nehmen nicht stark genug zu, um die steigenden Preise – allen voran die Mieten – zu kompensieren. „Die Angst vor Altersarmut treibt viele um – leider nicht ohne Grund“, sagt Verena Bentele.

Lesen und sehen Sie mehr:

SOZIALE GERECHTIGKEIT
Geldscheine und Münzen als Symbole für Einkommen und Reichtum.
Im Dezember veröffentlichten Wissenschaftler um den Ökonomen Thomas Piketty den weltweiten Ungleichheitsbericht. Wie sieht die Lage in Deutschland aus? | weiter
17.01.2018 | ime

Soziale Spaltung stoppen! - Armut

Über 16 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Besonders betroffen sind Kinder, ältere, alleinerziehende und langzeitarbeitslose Menschen. Der Sozialverband VdK fordert: Armut muss bekämpft werden!

VdK-TV: Der Mindestlohn - zu wenig fürs Alter

Der VdK fordert, den gesetzlichen Mindestlohn auf mindestens 12 Euro anzuheben und ihn an die Lohnentwicklung anzupassen. Jeder hat das Recht, nach 45 Jahren Arbeit auch von seiner Rente leben zu können!

ikl

Schlagworte Armut | Alterarmut | Niedriglöhne | Niedriglohnbereich | prekäre Beschäftigung | Frauenarmut

  • Sozialrecht
    Ob Rente, Gesundheit und Pflege, Teilhabe und Behinderung, Leben im Alter oder soziale Sicherung: Der Sozialverband VdK ist für seine Mitglieder ein kompetenter Ratgeber und Helfer in allen sozialrechtlichen Belangen. | weiter
  • Rente
    Der VdK will die Rente zukunftssicher machen und Altersarmut verhindern. Lesen Sie hier alles rund um die Themen Rente, Alterssicherung und unsere rentenpolitischen Forderungen. | weiter
  • Soziale Gerechtigkeit
    Rund 15,3 Millionen Menschen sind in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht - das ist fast jeder Fünfte! Der Sozialverband VdK kämpft für soziale Gerechtigkeit und setzt sich gegen die fortschreitende soziale Spaltung ein. | weiter
  • Behinderung
    Der VdK setzt sich für gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung in allen Lebensbereichen ein. Lesen Sie mehr zu Inklusion, Behindertenpolitik und Barrierefreiheit. | weiter
  • Pflege
    Wir finden: Die Situation Pflegebedürftiger und Pflegender muss sich dringend verbessern. Lesen Sie hier mehr zum Thema Pflegepolitik, pflegende Angehörige, häusliche Pflege und Pflegeleistungen. | weiter
  • Gesundheit
    Wir brauchen ein Gesundheitssystem, das an den Bedarfen der Menschen ausgerichtet ist. Lesen Sie mehr zu Gesundheitspolitik, Prävention, Gesundheitsleistungen, Hilfsmitteln und Versorgung. | weiter
  • Frauen
    Frauen erhalten 49 Prozent weniger Einkommen und 53 Prozent weniger Rente als Männer. Der VdK setzt sich für mehr Gerechtigkeit für Frauen ein, kämpft für Gleichberechtigung und Gleichstellung. | weiter
  • Familie
    Wir brauchen Verlässlichkeit für Familien. Der VdK setzt sich unter anderem für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, für familiengerechte Arbeitszeiten, den Ausbau der Kinderbetreuung und für ein Rückkehrrecht in Vollzeit. | weiter
  • Ukraine-Hilfe
    Auf dieser Seite haben wir Basis-Informationen für ukrainische Geflüchtete und Helfer zusammengestellt. Zu allen Informationen gibt es weiterführende Links. | weiter
    09.01.2023

Minijobs - Tickets in die Armut

Die sogenannten Minijobs sollten ursprünglich mal den Einstieg oder Wiedereinstieg ins Arbeitsleben erleichtern. Stattdessen sind sie zur Armutsfalle geworden.

Armut ist eine der größten sozialen Katastrophen im Land.

Wir sagen Ihnen, was Ihnen laut Sozialrecht zusteht und kämpfen für Ihr Recht. Bundesweit. Jetzt Beratung vereinbaren!

Der VdK
Eine Frau gibt einer anderen Frau zur Begrüßung die Hand. Sie stehen am Eingang eines Gebäudes mit der Aufschrift "VdK Service Point"
Finden Sie mit der Beratungsstellen-Suche die nächste Rechtsberatungsstelle des Sozialverbands VdK - auch in Ihrer Nähe!
DER VdK
Symbolfoto: Zwei Frauen und ein Mann ziehen gemeinsam an einem Seil, an dessen Ende auch jemand zieht.
Wir machen uns stark für soziale Gerechtigkeit. Wir vertreten Ihre sozialpolitischen Interessen und kämpfen für Ihre Rechte. Unsere Stärke: Unabhängigkeit und Neutralität.

Presse
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter mit Informationen zu Sozialpolitik und Sozialrecht sowie aktuellen Infos rund um den Sozialverband VdK.

Datenschutzeinstellungen

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind notwendig, während andere uns helfen, unser Onlineangebot zu verbessern.

  • Notwendig
  • Externe Medien
Erweitert

Hier finden Sie eine Übersicht über alle verwendeten Cookies in externen Medien. Sie können Ihre Zustimmung für bestimmte Cookies auswählen.