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VdK-Standpunkt: Gesundheit

Arbeitnehmer und Rentner tragen steigende Kosten allein

Die paritätische Finanzierung der Kosten im Gesundheitswesen wird nach und nach ausgehebelt. Zusatzbeiträge und Zuzahlungen belasten immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen. Gesundheit wird zu einem Gut, das sich viele nicht mehr leisten können.

Derzeit werden alle Kostensteigerungen alleine von den Arbeitnehmern und Rentnern über den Zusatzbeitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) finanziert. Dieser liegt derzeit durchschnittlich bei 1,1 Prozent des Brutto-Monatseinkommens. Doch das wird angesichts des demografischen Wandels und des medizinisch-technischen Fortschritts nicht ausreichen: Die Krankenkassen haben bereits Anhebungen angekündigt, sodass künftig bis zu 1,8 Prozent von Arbeitnehmern und Rentnern zusätzlich aufgebracht werden müssen, während Arbeitgeber weiterhin geschont werden.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Arbeitgeber- und der Arbeitnehmerbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung zwischen 2005 und 2019. Während der Beitrag der Arbeitgeber seit 2010 konstant bei 7,3 Prozent liegt, ist der Beitrag der Arbeitnehmer stetig angestiegen. In 2005 lag der Arbeitgeberbeitrag bei 6,45 Prozent, in 2019 wird er geschätzt bei 7,3 Prozent liegen. Bei den Arbeitnehmern lag der Beitrag in 2005 bei 7,35 Prozent; in 2019 wird er geschätzt bei 9,1 Prozent liegen.
Entwicklung der Arbeitgeber- (AG) und der Arbeitnehmerbeiträge (AN) in der gesetzlichen Krankenversicherung. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken. | © VdK

Hinzu kommt, dass zahlreiche Leistungen, die das gesamte Gesundheitssystem betreffen – Krankenhausstrukturfonds, Innovationsfonds, Patientenberatung, Prävention, beitragsfreie Mitversicherung von Kindern und Ehegatten, verbesserter Pflegeschlüssel im Krankenhaus – allein von den gesetzlich Krankenversicherten über deren Krankenkassenbeiträge finanziert werden, obwohl die gesamte Gesellschaft davon profitiert. Dies treibt die Beiträge zusätzlich in die Höhe.

In der Arztpraxis werden Patienten zusätzlich zur Kasse gebeten. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) wie Knochendichtemessung oder PSA-Test werden ihnen als notwendige Vorsorge empfohlen und „verkauft“, doch die Krankenkassen übernehmen diese Kosten nicht.

Für notwendigen Zahnersatz bezahlen die Krankenkassen derzeit 50 Prozent (bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bis zu 80 Prozent) des Preises der so genannten Regelversorgung – einem einfachen und zweckmäßigen Zahnersatz. Allerdings ist die Regelversorgung zum letzten Mal vor zwölf Jahren angepasst worden und wird von den Zahnärzten in der Realität überhaupt nicht mehr angeboten. Patienten sind gezwungen, sich privatärztlich behandeln zu lassen, wenn sie eine zeitgemäße Versorgung erhalten wollen. Wer sich dies nicht leisten kann, muss auf Zahnersatz derzeit komplett verzichten.

Der Sozialverband VdK fordert

  • Rückkehr zur Parität. Die Arbeitgeber müssen an der Finanzierung der Kostensteigerungen in der GKV genauso beteiligt werden wie Arbeitnehmer und Rentner.
  • Hände weg vom Gesundheitsfonds. Leistungen für das gesamte Gesundheitssystem müssen von allen Bürgern bezahlt werden und nicht nur von den GKV-Versicherten.
  • Prüfung aller IGeL-Leistungen. Sinnvolle Leistungen müssen in den Katalog der GKV aufgenommen werden, sinnlose dürfen nicht mehr angeboten werden.
  • Zeitgemäßer Zahnersatz. Die Regelversorgung, nach der die GKV ihre Festzuschüsse berechnet, muss auf dem heutigen Stand der Zahnmedizin erfolgen.

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Symbolfoto: Viele Tabletten-Blister liegen übereinander.
Gesetzlich versicherte Erwerbstätige und Rentner müssen erhebliche Kosten für Arznei- und Hilfsmittel selbst tragen. Der VdK fordert deutliche Entlastungen. | weiter


  • Themenblatt Gesundheit.pdf (480,26 KB, PDF-Datei)

    VdK-Standpunkt und Forderungen zum Thema Gesundheit. Die paritätische Finanzierung der Kosten im Gesundheitswesen wird nach und nach ausgehebelt. Zusatzbeiträge und Zuzahlungen belasten immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen. Gesundheit wird zu einem Gut, das sich viele nicht mehr leisten können.

Schlagworte paritätische Finanzierung | Forderungen | Soziale Spaltung stoppen | Zuzahlungen | Krankenkassen | Krankenversicherung | GKV | Mehrkosten | ungerecht | Arbeitnehmer | paritätisch | Gesundheitssystem | Bundestagswahl 2017

Ausführliches Themenblatt Gesundheit herunterladen:

  • Themenblatt Gesundheit.pdf (480,26 KB, PDF-Datei)

    VdK-Standpunkt und Forderungen zum Thema Gesundheit. Die paritätische Finanzierung der Kosten im Gesundheitswesen wird nach und nach ausgehebelt. Zusatzbeiträge und Zuzahlungen belasten immer mehr Menschen mit niedrigem Einkommen. Gesundheit wird zu einem Gut, das sich viele nicht mehr leisten können.


Soziale Spaltung stoppen! - Gesundheit (UT)

Version mit Untertiteln: Die Forderungen des Sozialverbands VdK zur Bundestagswahl 2017 zum Thema Gesundheit auf einen Blick: Rund 27 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer oder mehreren chronischen Erkrankungen. Gesundheit muss für alle bezahlbar sein!

Rente
Symbolfoto: Vier Seniorinnen und Senioren sitzen nebeneinander auf einer Bank, ein Rollator steht daneben.
Die gesetzliche Rente muss Altersarmut verhindern und zukunftssicher gemacht werden. Davon profitieren auch künftige Generationen von Rentnerinnen und Rentnern.
Pflege
Symbolfoto: Eine junge Hand hält die Hand einer Seniorin
Es gilt auch nach den eingeleiteten Pflege-Reformen, für Pflegebedürftige, pflegende Angehörige und das Pflegepersonal Nachbesserungen durchzusetzen.
Behinderung
Symbolfoto: Junger Mann im Rollstuhl steht am Fuß einer Treppe
Die UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet Deutschland, das gleichberechtigte Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung umzusetzen.
Armut
Symbolfoto: Hände einer Seniorin zählen Kleingeld.
Armut ist ein wachsendes Problem in Deutschland. Besonders betroffen sind Kinder, ältere, alleinerziehende und langzeitarbeitslose Menschen.
Finanzierung
Symbolfoto: Ein Taschenrechner auf einem Haufen Euro-Münzen und -scheine
Um eine soziale Balance zu schaffen, sind gezielte Investitionen für die ärmere Hälfte der Bevölkerung notwendig. Finanzierbar ist dies durch eine gerechtere Steuerpolitik.

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