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Es ist ein tief gehendes Gefühl, gegen das keine Haustiere oder kein laut laufender Fernseher helfen. Von Einsamkeit Betroffene fühlen sich alleine gelassen und nicht mit der Außenwelt verbunden. Fachleute entwickeln im Kompetenznetzwerk Einsamkeit neue Strategien für Betroffene.
Es ist häufig nicht auf den ersten Blick sichtbar, wenn Menschen sich einsam fühlen. Betroffene sprechen ungern darüber. Dabei ist Einsamkeit weit verbreitet und macht vor keiner Alters- und Bevölkerungsgruppe halt.
Fachleute gehen davon aus, dass rund ein Fünftel der Bevölkerung das Gefühl der Einsamkeit kennt. Ein wesentlicher Faktor, der dieses Gefühl verstärkt und fördert, ist Armut. Studien zeigen, dass sich weitaus mehr armutsgefährdete Menschen einsam fühlen, nämlich ein Drittel dieser Betroffenen. Pflegebedürftige und pflegende Angehörige sind einem hohen Risiko zu vereinsamen ausgesetzt.
Dr. Irina Volf, Psychologin im Kompetenznetzwerk Einsamkeit, das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, erklärt: „Armut ist ein strukturelles Problem, ebenso wie Einsamkeit.“ Hinter beiden Phänomenen steht kein persönliches Versagen. Grund hierfür sind grundlegende gesellschaftliche Veränderungen.
Das Bundesfamilienministerium erarbeitet zurzeit eine übergreifende Strategie gegen Einsamkeit. Im Herbst soll die Bundesregierung konkrete Maßnahmen beschließen, mit denen Einsamkeit aktiv bekämpft wird. Andere europäische Länder sind da schon weiter: Großbritannien hat beispielsweise ein eigenes Ministerium, um die Vereinsamung zu erforschen und zu bekämpfen.
Dr. Volf weiß aus ihren Studien, wie stark dieses Thema tabuisiert wird und wie schwer es vielen Betroffenen fällt, darüber zu reden – ganz nach der Devise: „Arm sind die anderen, einsam bin ich auch nicht.“
Einsamkeit hat weitreichende Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit. Leben Menschen in chronischer Einsamkeit, haben sie ein erhöhtes Risiko für seelische und körperliche Erkrankungen.
Dazu kommt, dass es mit geringem Einkommen und kleinen Renten schwierig ist, am sozialen oder kulturellen Leben teilzuhaben. Studienergebnisse zeigen, dass einsame Menschen ein geringeres Interesse an Politik haben und sich weniger an der Demokratie beteiligen. Kinder, die in armutsbetroffenen und isolierten Familen aufwachsen, entwickeln sich häufig anders und weisen eher Entwicklungsdefizite auf. Die Politikerin Ulrike Bahr, Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Bundestag, fasst zusammen: „Einsamkeit ist eine Art von Ausgrenzung. Sie benachteiligt viele Menschen.“
Betroffene sehen häufig keinen Weg aus ihrem Leid. Umso wichtiger ist es, dass die Bekämpfung von Einsamkeit den Weg in die Politik findet. Manchmal kann schon ein Angebot in einem Stadtteilzentrum ein erster Schritt aus der Einsamkeit sein, aber häufig braucht es viel Zeit und tiefgreifende persönliche Veränderungen, um diesem Gefühl dauerhaft zu entkommen.
Julia Frediani
Schlagworte Einsamkeit
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