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Wer einen demenzkranken Menschen begleitet, kann sich gemeinsam mit ihm auf eine spannende Entdeckungsreise in dessen bewegende Lebensgeschichte begeben. „Biografische Schlüssel“ helfen, einen Zugang zu Erinnerungen zu bekommen.
Ursula Möller-Stransky ist Mitglied im Verein Solidar in Bremerhaven, der auf die Betreuung von Menschen mit Demenz ausgerichtet ist. Aber auch das Umfeld wird einbezogen. So läuft seit Oktober ein Projekt, bei dem Angehörige beraten werden. Dass der Bedarf groß ist, wundert die gelernte Fachkraft für Gerontopsychiatrie nicht: „Demenz ist ein Tabuthema. Meist kommt man damit erst in Berührung, wenn man selbst betroffen ist. Deshalb sind Aufklärung und Unterstützung so wichtig.“
Die Ehrenamtliche ist Expertin auf dem Gebiet der Demenz. Als sie noch berufstätig war, hat sie im „Haus im Park“, einer Pflegeeinrichtung für Menschen mit Demenz, gearbeitet. Dort hat sie die Erfahrung gemacht, dass Familienmitglieder oft verunsichert sind. Vor allem bei Angehörigen, die dem Demenzkranken sehr nahestehen, beobachtet sie Enttäuschung und Unverständnis. „Ehefrau und Kinder können oft nicht damit umgehen, wenn der Ehemann beziehungsweise der Vater sich ganz anders verhält als früher.“
Ursula Möller-Stransky und das Team des Vereins Solidar helfen den Familienmitgliedern in einer solchen Situation, die Krankheit und den Menschen mit Demenz besser zu verstehen: „Die Erkrankung beeinträchtigt kognitiv. Aber sie schmälert nicht die Lebensleistung. Der Mensch bleibt die Person, die sie schon immer war“, betont sie.
Ein wichtiger Baustein ihres Engagements für Demenzkranke ist die Biografiearbeit. Diese ermöglicht den Angehörigen, einen Zugang zum Familienmitglied mit Demenz zu gewinnen.
Während das Wissensgedächtnis durch die Demenz beeinträchtigt ist, funktioniert das Langzeitgedächtnis meist gut. So bleiben Gefühle und Sinneseindrücke erhalten und können den demenziell erkrankten Menschen aktivieren und motivieren. „Individuelle Schlüssel in die Vergangenheit rufen Erinnerungen wach“, weiß die Demenz-Expertin. Sie nennt ein einfaches Beispiel: Eine demenzkranke Frau ist mit ihrer Familie jedes Jahr in den Süden gereist. Zwar kann sie sich nicht mehr an das konkrete Urlaubsland und das Datum erinnern, aber die wohltuende Wärme und besonders schöne Urlaubserlebnisse sind noch präsent und erfreuen sie. Die Familie kann gemeinsam mit ihr Urlaubsfotos anschauen und ein mediterranes Gericht, das sie besonders mag, für sie kochen.
Weitere „biografische Schlüssel“ können Personen, Tiere, Gegenstände, Märchen, Berufe oder Hobbys betreffen. Auch Humor hilft. Besonders begeistert ist Ursula Möller-Stransky von der Magie der Musik: „Musik ist der Königsweg zur Demenz und ein Super-Schlüssel“, sagt sie.
Biografiearbeit sei nicht wie ein Puzzle, bei dem jedes Teil stimmen muss, denn es kommt nicht auf Details an. Überhaupt gibt es kein Richtig und Falsch. „Wichtig ist, auf Gefühle des demenzkranken Menschen einzugehen und ihn aufzufangen“, sagt Ursula Möller-Stransky. Ob ein Schlüssel passt, kann das Umfeld oft an der Mimik und Gestik seines Angehörigen ablesen.
Die Fachfrau betont außerdem, dass man Menschen mit Demenz nicht in Watte packen muss. „Wir wollen ja, dass die Betroffenen am Alltag teilhaben – und dazu gehören auch negative Gefühle.“ So war eine Angehörige besorgt, wie der Demenzkranke wohl auf einen Trauerfall in der Familie reagiert. „Mein Ratschlag: Teilen Sie es ihm mit und veranstalten Sie eine Trauerstunde mit Musik.“ Diese Lösung half allen Beteiligten.
Elisabeth Antritter
Schlagworte Demenz | Erinnerungen | Übungen | Erinnern | Lebensgeschichte
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