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Der Klimawandel führt zu einem weltweiten Temperaturanstieg. Das stellt das Gesundheitssystem auch in Deutschland vor große Herausforderungen.
Wenn es gut läuft, gelingt es den Industrienationen, den Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen radikal zu senken. Dann könnten sie das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch erfüllen. Läuft es schlecht, steuert die Erde auf eine globale Durchschnittstemperatur zu, die am Ende des Jahrhunderts um bis zu 3,2 Grad Celsius höher liegt als heute.
So dramatisch wie für die Inselgruppe der Seychellen, die unterzugehen droht, dürfte sich der Klimawandel zwar auf Deutschland nicht auswirken. Doch auch hier werden die Folgen zu spüren sein.
Wenn die globale Temperatur um zwei Grad steigt, werden sich Extremwetterereignisse häufen. Die Winter werden weniger kalt, im Sommer drohen Hitzewellen. Sogenannte Tropennächte, in denen die Temperaturen kaum mehr unter 20 Grad sinken, werden normal. Besonders die Städte können überhitzen, da Gebäude und zubetonierte Flächen die Wärme speichern. Auch der Autoverkehr trägt seinen Teil bei. Schon im Jahr 2050 soll es sich in Berlin anfühlen wie in Toulouse, in München wie in Mailand und in Stuttgart wie in Marrakesch, sagen Experten.
Unter diesen Bedingungen werden all jene besonders leiden, die Vorerkrankungen haben, zur Generation 65 plus gehören oder noch sehr jung sind, wie Säuglinge und Kleinkinder. So starben in Deutschland während der Hitzewelle 2018 über 20.000 Seniorinnen und Senioren, wie das Institute of Global Health schätzt. Und eine Analyse unter AOK-Versicherten ergab, dass schon an Tagen mit Temperaturen über 30 Grad mehr Menschen ins Krankenhaus eingewiesen werden. Das sind vor allem Patientinnen und Patienten, die älter und kränker sind als die durchschnittlichen Versicherten. Dabei sind mehr Männer als Frauen betroffen.
Der Klimawandel wird sich sogar auf die Einnahme von Medikamenten auswirken: Manche Tabletten entwässern den Körper, sodass er schneller dehydriert. Schmerzmittel können nicht vollständig über die Nieren ausgeschieden werden, weil starkes Schwitzen dies verhindert, so wirken sie überdosiert. Schlafmittel, Parkinson-Medikamente oder Antiallergika können zu Überhitzung führen, weil sie die natürliche Temperaturregulierung im gesamten Körper hemmen. Schlimmstenfalls droht ein Hitzschlag.
Hitzestress und hohe Ozonkonzentrationen am Boden werden zunehmen. Manche Infektionskrankheiten, die Mücken und Zecken übertragen, könnten sich weiter ausbreiten. Das gilt für Erkrankungen wie die Frühsommer-
Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose, aber auch für das Dengue-Fieber oder Infektionen durch das Zika- und das West-Nil-Virus. Durch die höheren Temperaturen wird sich die Pollensaison verlängern und Allergiker belasten. Gleichzeitig könnte sich die Grippe- und Erkältungssaison verkürzen.
„Oberstes Ziel muss es sein, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Damit sind die Herausforderungen für Kommunen und das Gesundheitssystem groß: Klimaanlagen werden in vielen Einrichtungen wie in Altenheimen, Krankenhäusern und Schulen gebraucht, für alte und pflegebedürftige Menschen gilt es, Hitzeschutzpläne zu entwickeln, und in Städten sind gekühlte Räume notwendig. Wer in Gesundheitsberufen arbeitet, muss für die Wechselwirkungen von Arzneimitteln und Hitze sensibilisiert und über neue Infektionskrankheiten aufgeklärt werden. Letztere könnten meist geheilt werden, sofern die Diagnose rechtzeitig erfolgt.
Kristin Enge
Schlagworte Klimaschutz | Erderwärmung | Klimawandel
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