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Dr. Susanne Weg-Remers leitet den Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Ihre Abteilung kümmert sich um Patienten, Angehörige und Ratsuchende, die Fragen zum Thema Krebs haben. Pro Jahr beantwortet ihr Team etwa 33 000 Anfragen. Im Interview mit der VdK-Zeitung erklärt die Expertin, wie Krebsmediziner eine Fatigue bei Tumorpatienten feststellen und wie man Betroffenen helfen kann.
Wann sprechen Mediziner von einer tumorbedingten Fatigue?
Darunter versteht man eine besonders ausgeprägte Form der Erschöpfung, die selbst durch Ausschlafen oder Schonung nicht besser wird. Der Patient bringt oft die Kraft für alltägliche Dinge nicht mehr auf. Fatigue ist ein häufiges Symptom im Rahmen der Krebstherapie. In 70 bis 90 Prozent der Fälle tritt sie während und nach der Krebsbehandlung auf. Die Begleiterkrankung kann ein kurzes Phänomen sein. Manche Patienten leiden jedoch mehrere Jahre darunter.
Wie sehr kann die Müdigkeit den Patienten beeinträchtigen?
Der Betroffene fühlt sich ständig abgeschlagen. Dass er sein gewohntes Pensum trotz bestem Willen nicht schafft, trifft oft auf Unverständnis – vor allem dann, wenn Krebsbehandlung und Reha bereits hinter dem Betroffenen liegen. Das Umfeld erwartet dann häufig von ihm, dass er wieder alles mitmachen kann. Er sieht ja nicht mehr krank aus. Dadurch entsteht großer Leidensdruck.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Der behandelnde Onkologe setzt verschiedene Fragebögen ein. Die Art der Krebserkrankung und der Therapie spielen eine Rolle. Gibt es aufgrund der Therapie eine Mangelernährung? Krebsmedikamente können eine Fatigue nach sich ziehen. Hat der Patient Schmerzen? Und leidet der Betroffene unter einer psychischen Belastung? Der Mediziner sollte die Symptome sorgfältig zur Depression abgrenzen. Zudem führen Patienten ein Fatigue-Tagebuch.
Welche anderen Ursachen können hinter der Müdigkeit stecken?
Es kann sein, dass körperliche Ursachen festgestellt werden, die zu der starken Abgeschlagenheit führen. Gibt es etwa Blutbildstörungen wie Blutarmut? Dann steht die Behandlung der Anämie im Vordergrund. Bei Tumoren, die die Geschlechtsorgane betreffen, also Brust, Gebärmutter, Eierstöcke oder Prostata, kann es zu Störungen im Hormonhaushalt kommen, die derart müde machen.
Worauf sollten Menschen achten, die an einer Fatigue leiden?
Ganz wichtig ist körperliche Aktivität. Wenn man sich immer öfter aufs Sofa legt, kann das dazu führen, dass man hinterher noch mehr erschöpft ist und die Muskeln abbauen. Ein angepasstes Ausdauer- und Krafttraining ist ratsam. Es hilft schon, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen, also zu Fuß gehen, Fahrradfahren. Jeden Tag ein bisschen was. Yoga und kognitive Verhaltenstherapien sind ebenfalls zu empfehlen.
Zudem sollte man keine unrealistischen Erwartungen an sich selbst haben und mit der Energie sparsam umgehen. Das heißt: Prioritäten setzen und Unwichtiges verschieben. Täglich etwas Schönes zu machen, hat Vorrang.
Bei körperlich anstrengenden Alltagspflichten sollte man um Hilfe bitten. Das ist übrigens auch eine gute Möglichkeit, Angehörige einzubinden.
Wie sollten Angehörige mit der Erkrankung umgehen?
Man kann sein Familienmitglied fragen: „Was kann ich für dich tun, damit es dir besser geht?“ Wenn man einen Spaziergang macht, sollte man sich bewusst vornehmen, dass sich das Gespräch nicht nur um die Krankheit dreht.
Interview: Elisabeth Antritter
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