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Die Volksweisheit „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sollte nicht in der Arztpraxis gelten. Denn die eigentliche Behandlung beginnt schon mit der Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Und wenn es hier hakt, kann sich das auch auf den Erfolg einer Therapie auswirken.
Im Behandlungszimmer sitzt der Patient seinem Arzt gegenüber, doch der schaut ihn kaum an. Er blickt auf den Computerbildschirm und tippt auf der Tastatur. Wenige Minuten später drückt ihm der Arzt ein Rezept in die Hand. Mit einem unguten Gefühl geht der Patient nach Hause und fragt sich: „Hat der Arzt mir zugehört?“ „Habe ich das richtige Medikament bekommen?“
Laut Barmer-Arztreport dauert ein durchschnittliches Arzt-Patienten-Gespräch etwa acht Minuten. Und diese Zeit reicht offensichtlich nicht, um eine vertrauensvolle Verbindung zu seinem Arzt aufbauen zu können.
„Genau diese ist aber wichtig, denn nur mit ihrer Hilfe empfinden Patienten die Entscheidung des Arztes als das Ergebnis einer gemeinsamen Aufgabe und halten sich auch an seine Therapieempfehlung“, so Roland Sing, Vizepräsident des Sozialverbands VdK und gesundheitspolitischer Experte. Mangelnde Kommunikation sei ein Faktor, der die Kosten im Gesundheitswesen nach oben treibt. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums gehen jährlich zwischen neun und 15 Milliarden Euro verloren, weil die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten nicht ausreichend funktioniert. „Ärztinnen und Ärzte sind auf eigene Intuition und Erfahrung angewiesen. Wenn es daran mangelt, kann es zu Situationen kommen, in denen sich Menschen nicht ernst genommen fühlen“, sagt Sing.
Das bestätigen auch Studien. Mehr als die Hälfte der Deutschen hat demnach erhebliche Mühe, die ständig wachsende Fülle gesundheitsrelevanter Informationen zu verstehen und daraus Entscheidungen für die eigene Gesundheit abzuleiten, so das Ergebnis einer Studie der Universität Bielefeld. Die gleiche Befragung hatte zuvor in anderen Ländern deutlich höhere Kompetenzwerte für Patienten ergeben, zum Beispiel in den Niederlanden, Dänemark, Irland und in Polen.
Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung der Ärzte sei eine Kommunikation auf Augenhöhe mit dem Patienten besonders wichtig. Denn für den einzelnen Arzt könne es sehr schwer sein, alle Erkrankungen oder auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten im Blick zu behalten. Der Arzt sei folglich auf die Information durch den Patienten angewiesen. Zudem erfordere eine medizinische Behandlung auch immer eine Informationsübermittlung an den Patienten und die Anleitung, wie mit der Krankheit umzugehen ist, zum Beispiel bezogen auf die Lebensführung oder die Einnahme von Medikamenten.
Fazit: Der Erfolg ärztlicher Entscheidungen hängt neben dem medizinischen Fachwissen auch in besonderem Maße davon ab, was der Arzt über den Patienten, dessen Empfinden, Ängste und Wertvorstellungen weiß. Eine aufmerksame Kommunikation zwischen Arzt und Patient mit Achtsamkeit, Empathie und einer heilsamen Sprache erfordert nicht viel mehr Zeit als ein schlechtes Gespräch oder gar keines. Denn es geht hier gar nicht um das „viel reden“, sondern um die psychische Präsenz. „Es kommt letztendlich nicht nur darauf an, was der Arzt seinem Patienten sagt, sondern auch, wie er es sagt“, so der VdK-Vizepräsident.
Gelingt es, eine solche Ebene im Arzt-Patienten-Verhältnis herzustellen, gebe es gleich zwei Gewinner: den Arzt, weil der Patient nicht so viel und so oft nachfragt. Und den Patienten, weil er seine Zeit nicht mit unnötigen Grübeleien und Ängsten vergeuden muss. Darüber hinaus habe der Patient eine größere Chance, wieder gesund zu werden.
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Ines Klut
Schlagworte Gesundheit | Arzt | Arzt-Patient-Gespräch | Patient
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