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Das fordert Autorin Rebekka Endler und kritisiert, dass Frauen wegen ihres Geschlechts benachteiligt sind
Schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Pionierinnen der modernen Frauenbewegung an verkrusteten gesellschaftlichen Strukturen gerüttelt. Vieles hat sich dank der mutigen Vorkämpferinnen in Sachen Gleichberechtigung getan. Dass es aber immer noch viel Luft nach oben gibt, zeigt das Buch „Das Patriarchat der Dinge – Warum die Welt Frauen nicht passt“ von Rebekka Endler. Die VdK-ZEITUNG hat mit der Journalistin darüber gesprochen.
Was haben Polizeiuniformen, Fußballschuhe und Klimaanlagen gemeinsam? Antwort: Sie sind für die Bedürfnisse des Durchschnittsmanns gestaltet worden. Frauen kamen bei Planung und Entwurf nicht vor. „Design ist also nicht neutral, sondern politisch so gewollt und sagt viel darüber aus, wie ungleich gesellschaftliche Macht verteilt ist“, kritisiert Rebekka Endler.
In einer Episode beschreibt die Journalistin etwa, dass das Angebot an qualitativ hochwertigen Fußballschuhen für Frauen gleich Null ist. Für Fußballspieler gibt es hingegen einen riesigen Markt. Rebekka Endler sprach mit Laura Youngson, einer Fußball-Amateurin, die sich für die Entwicklung von Schuhwerk einsetzt, das auf die Bedürfnisse von Frauenfüßen, die anders geformt sind, zugeschnitten ist. Sie hat unter den Spielerinnen viele Mitstreiterinnen gefunden, die sich nicht mehr länger mit mangelhafter Qualität zufriedengeben oder sich in Männerfußballschuhe zwängen wollen, von denen sie Blasen und Schrunden bekommen. Worum es den Spielerinnen geht? Nicht um eine Extrawurst, sondern um bequeme, hochwertige Schuhe und gleiche Rechte auf dem Rasen.
Bei ihren Recherchen zum Thema Berufskleidung stößt Rebekka Endler auf ähnliche Ungleichheiten: Ob Richterroben oder Polizeiuniformen – das Maß dafür sei bis heute der männliche Körper.
Endler beleuchtet ebenfalls, dass die Welt der Wissenschaft traditionell patriarchale Strukturen aufweist – was für Frauen lebensgefährliche Folgen haben kann. So werde die Fahrzeugsicherheit überwiegend mit „männlichen“ Crashtest-Dummies getestet.
In der Medizin seien die biologischen Geschlechterunterschiede zwar wahrgenommen, aber nicht weiter berücksichtigt worden. Beispielsweise sind die Symptome bei einem Herzinfarkt bei Frauen und Männern völlig unterschiedlich, Medikamente wirken ebenfalls anders. Trotzdem würden Studien zur Entwicklung von Arzneimitteln überwiegend an jungen männlichen Versuchstieren durchgeführt sowie bis vor einigen Jahren ausschließlich an männlichen, menschlichen Probanden.
Die Autorin berührt auch die Themen soziale Teilhabe und Inklusion, die ihr sehr am Herzen liegen. „Wen wir in der Öffentlichkeit sehen wollen und wen nicht, ist eine bewusste politische Entscheidung“, bemängelt Endler.
Es seien oft die alltäglichen Dinge im öffentlichen Raum, die mit Hürden verbunden sind, wie der Mangel an öffentlichen Toiletten, die Frauen auch nachts zugänglich sind, oder abgesenkte Randsteine. „Mehr Barrierefreiheit würde allen zugutekommen“, ist Endler überzeugt.
Dass ihre feministische Lektüre nur Frauen erreicht, befürchtet Rebekka Endler nicht. Die Kölnerin macht gerade die Erfahrung, dass ihre Themen geschlechter- und generationenübergreifend zum Debattieren anregen. Seit der Veröffentlichung Mitte April hat die 37-Jährige viele Reaktionen erhalten. Sie erzählt von älteren Ehepaaren, die hitzig über ihr Buch diskutieren, oder Eltern, die mit ihren Teenager-Kindern ins Gespräch kommen. „Das freut mich riesig“, sagt Rebekka Endler.
Elisabeth Antritter
Schlagworte Frauen | Medizin | Geschlechtergerechtigkeit
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