15. Februar 2023
VdK-Zeitung

Teilen als Geschäftsmodell

„Sharing Economy“: Unternehmen verdienen heute viel Geld damit, das Teilen zu organisieren

Längst haben Unternehmen das Prinzip „Teilen statt besitzen“ für sich entdeckt. Die sogenannte „Sharing Economy“, zu übersetzen mit „Wirtschaft des Teilens“, boomt dank des Internets. Im Interview mit der VdK-Zeitung erklärt Jonas Pentzien vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung in Berlin, wie sie funktioniert.

Symbolfoto: Gabeln machen sich an das Zerkleinern eines in vier Stücke zerteilten Pflaumenkuchens
© IMAGO / McPHOTO/Baumann

Wie würden Sie die Idee der „Sharing Economy“ beschreiben?

Die Idee lässt sich anhand von Beispielen illustrieren: Das durchschnittliche Auto in Deutschland steht den Großteil des Tages ungenutzt auf der Straße. Ein Bohrer wird über seine Lebensspanne durchschnittlich nur zwölf Minuten genutzt. Die „Sharing Economy“ propagiert, dazu beizutragen, unseren Bedarf an Gütern wie dem Auto oder dem Bohrer so zu organisieren, dass nicht alle die gleichen Güter besitzen müssen, sondern wir auf diese nur dann zugreifen, wenn wir sie benötigen.

Geteilt wird auf diese Art und Weise seit Jahrtausenden. Neu ist eher, was dem heutigen Sharing zugrunde liegt. Und das ist das Internet, das einen Austausch auf großer Ebene zwischen verschiedenen Gruppen und über Entfernungen hinweg ermöglicht. Da sprechen wir über sogenannte Sharing-Plattformen – Unternehmen, die Inter- und Transaktionen zwischen Nutzenden vermitteln. Da ist beispielsweise „Airbnb“ zu nennen, eine weltweit agierende Plattform, auf der Privatleute Touristen gegen eine Gebühr ihre Wohnung vermieten, oder „Uber“, wo Privatleute die Beförderung von Personen mit ihrem eigenen Auto anbieten, ähnlich einem Taxi.

Hilft Teilen dabei, Ressourcen zu schonen?

Formen des Teilens können dazu beitragen, dass wir weniger konsumieren und bewusster mit Ressourcen umgehen. Dies ist grundsätzlich positiv zu bewerten.

Wenn es um die Nachhaltigkeit der „Sharing Economy“ geht, muss man sauber differenzieren. Zuerst muss man klar sagen, dass es sich bei der Plattform um ein Geschäftsmodell handelt. Das heißt: Die Betreiber wollen Geld verdienen. Und das geht in den Kategorien am besten, wo viele Transaktionen zwischen Individuen vermittelt werden können. Denn jede Transaktion eröffnet das Potenzial, entweder Gebühren einzunehmen oder Daten zu gewinnen.

Wer zum Beispiel bei Airbnb bucht, verrät der Plattform ja nicht nur, welche Unterkunft man bevorzugt, sondern auch, von wo man auf die Plattform zugreift, wie häufig man sie checkt und wieviel Geld man bereit ist, für eine Unterkunft zu zahlen. Diese Daten werden durch die Plattformen aufgearbeitet und für kommerzielle Zwecke genutzt. So machen die Unternehmen Geld.

Das heißt im Umkehrschluss, dass Sharing dort funktioniert, wo Verbraucher Geld sparen wollen und die Plattformbetreiber Gewinnmöglichkeiten sehen. Wenn man das aus Nachhaltigkeitsperspektive betrachtet, heißt das aber auch: Die kommerziell ausgerichteten Plattformen verlangen ein „Mehr“, während die Nachhaltigkeit eher ein „Weniger“ braucht.

Profitieren von der Sharing-Idee nur technikaffine Großstädter?

In Deutschland gibt es rund 100 digitale Plattformen für das Teilen von Privat zu Privat. Viele davon zielen explizit darauf ab, Interaktionen in ländlichen Gebieten zu ermöglichen, beispielsweise wenn es um das Car-Sharing geht.

Um über Plattformen teilen zu können, braucht es zweierlei: Einerseits eine gewisse digitale Kompetenz, um sich auf diesen Plattformen überhaupt erst zurechtzufinden. Vor allem, weil man ja neu lernen muss, wie das mit den Bewertungen funktioniert. Daraus kann man erst ablesen, welche Angebote vertrauenswürdig erscheinen – und welche nicht. Andererseits gilt, wer nichts besitzt, kann auch nichts teilen. Als Einkommensquelle sind Sharing-Plattformen nur für bestimmte Personen interessant, so dass bestehende Ungleichheiten auch im digitalen Raum reproduziert werden.

Interview: Jörg Ciszewski

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  • VdK-Mediadaten_2023.pdf (1,90 MB, PDF-Datei)

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