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Zuzahlung ist die Regel - Zahl der kostenfreien Medikamente sinkt

Gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten müssen für Medikamente immer häufiger eine immer höhere Zuzahlung leisten. Der Sozialverband VdK fordert, dass die Kassen die Kosten für notwendige Arzneimittel komplett übernehmen.

Bunte Tabletten und 20-Euro-Schein
© IMAGO / McPHOTO

Die gesetzliche Zuzahlung zu Medikamenten wurde 1977 eingeführt. Sie sollte zum einen die Krankenkassen entlasten und zum anderen den hohen Arzneimittelverbrauch senken. Während letzterer Zweck nie erfüllt wurde, sind die Beiträge der Versicherten mittlerweile fester Bestandteil bei den Einnahmen der Krankenkassen. Seit vielen Jahren beträgt die Summe der Zuzahlungen mehr als zwei Milliarden Euro. Für jedes verschreibungspflichtige Arzneimittel zahlen Patientinnen und Patienten zehn Prozent des Verkaufspreises dazu, mindestens fünf, höchstens zehn Euro.

Stetig gesunken ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Medikamente, die ohne Eigenleistung erhältlich sind: Waren es 2009 noch rund 11 000 Präparate, so sind es derzeit etwa 4500. Auch die Höhe der durchschnittlichen Zuzahlung pro Packung ist gestiegen: von 2,80 Euro im Jahr 2015 auf aktuell 3,10 Euro. Gesunken ist hingegen die Zahl der Patientinnen und Patienten, die zuzahlungsbefreit sind: von 9,6 (2014) auf 7,9 Prozent (2019).

Versicherte werden aber auch durch Aufzahlungen erheblich belastet. Sie werden fällig, wenn es für diese Arzneimittelgruppe einen sogenannten Festbetrag gibt, der Preis für das konkrete Medikament aber teurer ist. Problematisch werden Eigenleistungen immer dann, wenn das Einkommen niedrig und/oder die Zahl der Medikamente hoch sind.

Der Sozialverband VdK fordert hier dringend Verbesserungen. “Gesundheit und Lebenserwartung der Bürgerinnen und Bürger hängen immer stärker von ihrer finanziellen Situation und auch von der sozialen Schicht ab, der sie angehören”, stellt VdK-Präsidentin Verena Bentele fest. Sie appelliert an die Bundesregierung, ihre Gesundheitspolitik so zu gestalten, dass Ärmere nicht benachteiligt werden. “Es darf nicht sein, dass Patientinnen und Patienten für notwendige Medikamente erhebliche Summen aus eigener Tasche zahlen müssen”, bekräftigt Bentele. “Die gesetzlichen Krankenkassen müssen künftig auch wieder die Kosten für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel übernehmen. Ältere und chronisch kranke Menschen können sie sich oft kaum leisten, auch wenn sie ärztlich empfohlen wurden.”