
Wer wird uns pflegen?
Pflegenotstand? Drei junge Menschen zeigen, dass es Hoffnung gibt. Immer mehr entscheiden sich für den Pflegeberuf – aus Überzeugung und mit Herz. Der VdK fordert bessere Arbeitsbedingungen, um diesen Trend zu stärken.

Ausbildungszahlen machen Hoffnung
Alle reden vom Fachkräftemangel. Insbesondere in der Altenpflege wird der Bedarf an Pflegekräften weiterwachsen, weil mehr Menschen pflegebedürftig werden. Diese Entwicklung stellt die Gesellschaft vor große Herausforderungen. Hoffnung machen die jüngsten Zahlen vom Ausbildungsmarkt.
Im vergangenen Jahr habenExterner Link: laut Statistischem Bundesamt 37.400 Frauen und Männer ihre Ausbildung zur Pflegefachkraft abgeschlossen. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 3830. Zudem haben im Jahr 2024 neun Prozent mehr die Ausbildung begonnen als im Jahr 2023.
Wer sind die jungen Menschen, die sich für diesen Beruf entscheiden?
Michelle: Mit Menschen arbeiten
Michelle legt in diesem Oktober ihre letzten Prüfungen ab. Dann ist sie Pflegefachfrau in der Altenpflege und wird in einer stationären Pflegeeinrichtung der Vivantes Hauptstadtpflege in Berlin arbeiten, die zu dem kommunalen Vivantes-Netzwerk gehört.
Die 21-Jährige hat sich früh für den Pflegeberuf entschieden. Als sie jünger war, hat sie bei der Pflege des Großvaters geholfen. Blutdruck messen, Medikamenteneinnahme überwachen – das ist nicht neu für sie. Mit 17 Jahren bewarb sie sich bei Vivantes für eine Ausbildung. Das Unternehmen bot der jungen Frau zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Sie sollte erproben, ob das der richtige Beruf für sie ist. Er war es.
„Ich wollte schon immer mit Menschen arbeiten“
, sagt sie. Ein gutes Gefühl gebe ihr, dass die Bewohnerinnen und Bewohner sie kennen. Sie arbeitet in dem Haus, in dem sie ihre Ausbildung gemacht hat. „Das erleichtert die Kommunikation, die in diesem Beruf sehr wichtig ist.“
Teamfähig und stressresistent sein, keine Berührungsängste haben – das seien weitere Voraussetzungen, die man in diesem Beruf mitbringen muss.
Julius: Helfen ist seine Motivation
Das bestätigt Julius, der als Krankenpfleger in der Allgemein- und Viszeralchirurgie im Vivantes-Krankenhaus in Berlin-Kaulsdorf arbeitet. Er könne sich keinen anderen Beruf vorstellen, sagt der 23-Jährige. „Ich möchte Menschen in unangenehmen Situationen und schweren Krankheitsphasen helfen. Das ist für mich Motivation.“
Auch er hat die Ausbildung zur Pflegefachkraft im Jahr 2024 beendet, und sich dann für die Krankenpflege entschieden. Zu seinen Aufgaben gehört die Wundversorgung: Dekubitus, Abszesse, Narben. „Die Menschen, mit denen ich arbeite, haben oft akute Schmerzen. Da ist es wichtig, ruhig seine Arbeit zu machen und empathisch zu sein.“
Er hat auch eine Ausbildung bei der Feuerwehr gemacht. Mittlerweile kann er sich aber keinen anderen Beruf mehr als den in der Pflege vorstellen.

Quynh Anh: Verständnis und Geduld
Quynh Anh ist seit 2021 in Berlin. In Hanoi war die 29-Jährige Hebamme. „Daher weiß ich: Menschen, die Hilfe brauchen, brauchen auch viel Verständnis und Geduld. Das nützt mir bei meiner Arbeit in der Pflege“
, sagt sie.
Nach einem Deutschkurs am Goethe-Institut konnte sie sich bei der Vivantes Hauptstadtpflege um eine Ausbildung bewerben. In dem Pflegeheim in Kaulsdorf, in dem sie zur Pflegefachkraft ausgebildet wurde, arbeitet sie heute auch.

VdK setzt sich für weitere Verbesserungen ein
Die Anwerbung von Fachkräften im Ausland ist ein wichtiger Baustein, um den Fachkräftebedarf zu decken. Wichtig war auch die Einführung der generalistischen Ausbildung zur Pflegefachkraft im Jahr 2020. Sie hat den Beruf attraktiver gemacht, weil er den Pflegekräften mehr Flexibilität bei der Arbeitsplatzsuche bietet. Auch das gestiegene Einkommen ist für viele ein Grund, den Beruf zu ergreifen. Das Durchschnittsgehalt einer Pflegefachkraft liegt bei gut 4000 Euro brutto im Monat.
Der Sozialverband VdK wirbt für weitere Verbesserungen in der Personalausstattung und bei den Arbeitsbedingungen. Diese sind notwendig, um nachhaltig den Personalbedarf decken zu können und eventuell ausgeschiedene Pflegekräfte zur Rückkehr in den Beruf zu bewegen.