Weihnachtsmärkte mit Barrieren: VdK fordert klare Vorgaben für ein inklusives Miteinander
Glitzernde Buden, Lichterglanz – doch für viele ist der Weihnachtsmarkt kein Ort der Freude. Wo Barrieren bleiben, fehlt Teilhabe. Der VdK fordert: Adventszauber für alle statt Hindernislauf. Wie weit sind wir davon entfernt?

Unerreichbarer Weihnachtszauber
Wenn in Innenstädten der Duft von gebrannten Mandeln liegt und Lichterketten die frühen Winterabende erhellen, beginnt eine der stimmungsvollsten Zeiten des Jahres. Weihnachtsmärkte versprechen Wärme, Gemeinschaft und das Gefühl, dass die Welt für einen Moment zusammenrückt. Doch für zahlreiche Externer Link:Menschen mit Behinderung oder ältere, mobilitätseingeschränkte Menschen bleibt dieser Zauber zu oft unerreichbar.
„
Externer Link:Barrierefreiheit
muss endlich zur Selbstverständlichkeit werden und keine Ausnahme bleiben“
, mahnt VdK-Präsidentin Verena Bentele. Barrieren sind aber im Alltag – und auch in der Adventszeit – leider oft ernüchternde Realität. Ein wirklich inklusives Miteinander beginnt aber immer dort, wo alle Menschen am öffentlichen Leben teilhaben können.
VdK fordert konsequente Umsetzung von Barrierefreiheit
Doch vielerorts zeigt sich ein anderes Bild: Für Rollstuhlnutzerinnen und -nutzer wird der Weg zur Bratwurstbude ein Hindernisparcour über holpriges Kopfsteinpflaster, unüberwindbare Stufen oder durch enge Gassen. Gut sichtbare Externer Link:Behindertenparkplätze oder Externer Link:barrierefreie Toiletten sind oft Wunsch statt Wirklichkeit. Blinde und sehbehinderte Menschen wiederum kämpfen mit unmarkierten Hindernissen, fehlenden Leitsystemen oder Übersichtsplänen und einer Geräuschkulisse, die Orientierung erschwert.
Der VdK fordert daher klare Vorgaben und ihre konsequente Umsetzung: tastbare Leitlinien, ebene Wege, nutzbare Toiletten, ausreichend breite Marktgassen, ruhige Rückzugsorte für Menschen mit sensorischen Empfindlichkeiten und tieferliegende Theken, die auch im Sitzen erreichbar sind.
„Barrierefreiheit ist für niemanden störend, sie ist für alle Menschen ein Gewinn“
, sagt Bentele. Auch Eltern mit Kinderwagen, ältere Menschen oder Besucherinnen und Besucher mit temporären Einschränkungen profitieren davon.
"Stille Stunde" bei immer mehr Weihnachtsmärkten
Doch es gibt auch ermutigende Entwicklungen: Immer mehr Weihnachtsmärkte in Deutschland integrieren eine sogenannte stille Stunde – meist am frühen Nachmittag. In dieser Zeit werden Musik und Lautsprecherdurchsagen reduziert, blinkende Lichter gedimmt und das Marktgeschehen bewusst ruhiger gestaltet. Das Angebot richtet sich an Menschen mit erhöhter Geräusch- und Reizsensibilität, etwa Autistinnen und Autisten, Menschen mit ADHS oder Angststörungen sowie Familien mit kleinen Kindern. Ein Schritt, der zeigt, dass Rücksichtnahme und Inklusion auch ohne große Umbauten gelingen können.
Dennoch ist der Weg noch weit, was ein Blick auf die Zahlen zeigt. Von mehr als 3250 registrierten Weihnachtsmärkten in Deutschland gelten gerade einmal 19 als barrierefrei. Pflicht statt Kür „
Externer Link:Barrierefreiheit
entsteht nicht einfach so“
, betont Bentele. „Es braucht gesetzliche Verpflichtungen.“
Orte des gemeinsamen Erlebens
Der VdK fordert Politik und Veranstalter auf, Barrierefreiheit nicht länger als freiwillige Kür zu behandeln. Schließlich sollten Weihnachtsmärkte Orte eines gemeinsamen Erlebens sein, nicht Orte der Ausgrenzung.
Damit aus weihnachtlicher Stimmung echte gesellschaftliche Teilhabe wird, braucht es vor allem eines: den festen Willen, niemanden zurückzulassen.