Viele Menschen rutschen unter die Armutsgrenze
Immer mehr Menschen in Deutschland können sich immer weniger leisten. Laut Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands muss fast jeder sechste Mensch in Deutschland als arm eingestuft werden.

13 Millionen unterhalb der Armutsgrenze
Die Zahlen, die der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem Externer Link:aktuellen Armutsbericht vorgestellt hat, sind ernüchternd: Rund 13 Millionen Menschen lebten in Deutschland im Jahr 2024 unterhalb der Armutsgrenze. Das heißt, fast jeder sechsten Person stand weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. Alleinlebende Personen ohne Kinder zählen beispielsweise als einkommensarm, wenn sie im Monat weniger als 1381 Euro zur Verfügung haben. Für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Armutsschwelle bei 2900 Euro.
Sinkende Einkommen
Im Jahr 2020 hatte das mittlere Einkommen von Personen unterhalb der Armutsschwelle noch bei 981 Euro im Monat gelegen, im vergangenen Jahr waren es inflationsbereinigt 921 Euro. Im Vergleich zum Jahr 2023 ist der Anteil einkommensarmer Menschen um 1,1 Prozent gestiegen. Mit 19,4 Prozent ist fast jede fünfte Person ab 65 Jahren von Armut betroffen, bei den Alleinerziehenden sind es sogar 27 Prozent. Von den 18- bis 24-Jährigen lebt fast jede vierte Person unterhalb der Armutsschwelle.
Als eine Hauptursache für diese Entwicklung nennt der Armutsbericht die Inflation. „Die Kaufkraftverluste der vergangenen Jahre verschärfen die schon schwierige finanzielle Lage von Millionen Betroffenen“
, erklärte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.
Rund fünf Millionen Menschen leben dem Bericht zufolge sogar „in erheblicher materieller Entbehrung“
. Das heißt, sie können es sich etwa nicht leisten, ihre Wohnung zu heizen oder alte Kleidung zu ersetzen. Zu dieser Gruppe der besonders Armen zählen 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche, 1,2 Millionen Vollzeiterwerbstätige sowie rund eine dreiviertel Million Altersrentnerinnen- und Altersrentner.
Der Bericht zeigt auch, dass es große Unterschiede gibt zwischen den Bundesländern. Während in Bayern nur etwa jeder Achte von Armut betroffen ist, ist es in Sachsen-Anhalt mehr als jeder Fünfte und in Bremen sogar jeder Vierte.
Was fordert der VdK?
Dem Sozialverband VdK berichten viele ältere oder erwerbsgeminderte Menschen mit kleinen Renten, dass sie am Ende des Monats nicht mehr wissen, wovon sie noch eine ordentliche warme Mahlzeit bezahlen sollen. VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert, dass insbesondere Mieten und Lebensmittel auch mit kleinen Einkommen bezahlbar bleiben müssen. „Deshalb brauchen wir viel mehr sozialen Wohnungsbau, eine effektive und dauerhafte Mietpreisbremse sowie einen besseren Kündigungsschutz für Mieterinnen und Mieter.“
Mit Blick auf die steigenden Armutszahlen gerade unter älteren Menschen fordert Bentele: „Neben der Stabilisierung der Renten ist endlich die Vollendung der Mütterrentenregelung notwendig. Denn insbesondere Frauen sind von Altersarmut betroffen, weil sie viele Jahre unbezahlt Kinder versorgt und Angehörige gepflegt haben.“