VdK-Umfrage zur Barrierefreiheit: 63 Prozent fühlen sich politisch schlecht vertreten
63 Prozent der Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen fühlen sich politisch schlecht vertreten, wenn es um Barrierefreiheit geht. Das ist das Ergebnis einer Befragung im Auftrag des VdK.

Befragung zeigt: Viele Barrieren, schlechte politische Vertretung
Der VdK hat Anfang August 2025 über das Umfrageinstitut Civey 1000 Menschen mit dauerhaften körperlichen Einschränkungen zum Stand der Barrierefreiheit in Deutschland befragt und die barrierereichsten Lebensbereiche in Erfahrung gebracht:
In welchen Lebensbereichen erleben Sie aufgrund Ihrer körperliche Beeinträchtigung die größten Barrieren?
Darüber hinaus wurde die politische Wahrnehmung des Themas Barrierefreiheit erfragt:
Wie gut fühlen Sie sich aktuell in Ihren Belangen bezüglich Barrierefreiheit von der Politik vertreten?
Größte Hürden sehen über 40 % im Bereich Mobilität, z. B. fehlende Aufzüge, unlesbare Fahrpläne oder nicht barrierefreie Automaten. Auch Freizeit (knapp 30 %) und Arbeit (17,4 %) sind oft nicht inklusiv. Generell fühlt sich die Mehrheit der Befragten, nämlich 63 %, von der Politik schlecht vertreten, wenn es um ihre Belange zur Barrierefreiheit geht.
VdK-Präsidentin Bentele kritisiert, dass schwerbehinderte Menschen auf der politischen Agenda keine Rolle spielen und die geplante Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes ausblieb. Der VdK fordert klare gesetzliche Vorgaben, auch für private Anbieter, sowie eine umfassende Strategie, um Barrierefreiheit und gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen sicherzustellen.
Umfrageergebnisse
In welchen Lebensbereichen erleben Sie aufgrund Ihrer körperliche Beeinträchtigung die größten Barrieren?
Bildbeschreibung: Die Grafik zeigt die Ergebnisse einer Civey-Umfrage unter 1.000 Menschen mit dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen zu den größten Barrieren im Alltag. 40,7 % nennen Mobilität (z. B. öffentliche Verkehrsmittel) als größte Hürde, 29,9 % Freizeit (z. B. Kino, Theater) und 17,4 % Arbeit. Weitere Barrieren sind Einkaufen (16,2 %), offizielle Termine (14,4 %) und Wohnen (12,8 %). 29,3 % geben andere Bereiche an, 17,9 % wissen es nicht oder machten keine Angabe.
Wie gut fühlen Sie sich aktuell in Ihren Belangen bezüglich Barrierefreiheit von der Politik vertreten?
Bildbeschreibung: Die Grafik zeigt die Ergebnisse einer Civey-Umfrage unter 1.000 Menschen mit dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen zur politischen Vertretung ihrer Anliegen in Bezug auf Barrierefreiheit. 2,2 % fühlen sich sehr gut vertreten, 14,1 % eher gut, 25,5 % eher schlecht und 37,3 % sehr schlecht. 20,9 % wissen es nicht oder machten keine Angabe.
Wie bewertet der VdK die Ergebnisse?
Die Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGGkurz fürBehindertengleichstellungsgesetz) stand im Sofortprogramm der Bundesregierung und hätte vielen Menschen den Weg zu mehr Teilhabe bereitet. Dass dieses Reformversprechen auf sich warten lässt, ist eine Enttäuschung für rund 7,9 Millionen Menschen mit einer Schwerbehinderung – passt aber zu dem, was viele von ihnen von der Politik halten.
63 Prozent fühlen sich laut der aktuellen VdK-Befragung schlecht vertreten: VdK-Präsidentin Verena Bentele nennt das Ergebnis „ein Armutszeugnis für Deutschland“
. Besonders kritisieren die Befragten mit über 40 Prozent Barrieren in der Mobilität. „Fehlende Aufzüge oder nur einseitig fahrende Rolltreppen sind für Rollstuhlfahrer ein KO-Kriterium. Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Sehbehinderungen können Fahrpläne oder Haltestellenanzeigen oft nicht erfassen. Millionen Menschen stehen rund um die Uhr vor Barrieren, deren Ausmaß viele nicht erfassen können“
, erklärt Bentele. Fast 30 Prozent der Befragten geben an, dass der Bereich Freizeit vielfältige Hindernisse bereithält, für das Arbeitsleben bemängelt dies jeder sechste.
Die VdK-Präsidentin fordert eine umfassende politische Strategie, die Menschen mit Behinderungen besser einbezieht. „Dafür muss die Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes endlich ernsthaft angegangen werden.“
Über die Befragung
Befragungszeitraum: 31.7. bis 3.8.2025
Befragte Grundgesamtheit (Stichprobengröße): 1000 Personen, die dauerhaft durch körperliche Beeinträchtigung in ihrem Leben eingeschränkt sind