
VdK setzt für Mitglied Mutter-Kind-Kur durch
Die Pflege ihres schwerbehinderten Sohnes hat Tanja Freter und ihren Mann stark belastet. Dank des VdK Nord kann die Familie nun eine ärztlich verordnete Kur antreten, die die Krankenkasse zunächst abgelehnt hatte.

Ein Leben im Ausnahmezustand
Wenn Tanja Freter von ihrer Schwangerschaft und den ersten Lebensjahren ihres Sohnes Jarik spricht, wird deutlich: Für die Familie war in den vergangenen vier Jahren der Ausnahmezustand die Normalität. Noch im Mutterleib musste ihrem ungeborenen Kind ein Katheter gesetzt werden, weil seine Harnblase zu platzen drohte. Mit dem Katheter konnte das Baby Urin ins Fruchtwasser abgeben.
In der 39. Schwangerschaftswoche kam der Junge mit einem komplexen Fehlbildungssyndrom zur Welt: Neben einer Harnabflussstörung wurde festgestellt, dass die Speiseröhre nicht durchgängig und die Luftröhre zu weich ausgebildet war. Jarik hatte zudem keinen Darmausgang und die Wirbelsäule war nicht voll entwickelt.
Zeitaufwändige Pflege, hohe Belastung
Die Sorgen um Jarik belasteten die Familie sehr. Die ersten Monate nach der Geburt waren geprägt von Operationen und Klinikaufenthalten. Den Ärztinnen und Ärzten gelang es, die Organfehlbildungen weitgehend zu korrigieren. Doch Jarik, der einen Externer Link:Pflegegrad 3 und einen Externer Link:Grad der Behinderung von 100 hat, braucht besondere Aufmerksamkeit.
Wegen der instabilen Luftröhre muss er langsam kauen. Verschluckt er sich, kann er daran ersticken. Seine Mutter musste ihn schon fünfmal durch Beatmung und Herzdruckmassagen reanimieren. Im Vergleich zur Versorgung eines gesunden Gleichaltrigen ist Jariks Pflegebedarf wesentlich höher: Medikamente geben, Mahlzeiten genau überwachen, Sauerstoffsättigung im Blut überprüfen, Urinbeutel leeren und neu anschließen – das alles beansprucht viel Zeit. Hinzu kommen Physiotherapie und ein bis zwei Arztbesuche wöchentlich. Tanja Freter und ihr Mann arbeiten in Teilzeit, um den Bedürfnissen von Jarik und seinem vier Jahre älteren gesunden Bruder besser gerecht werden zu können.

Die mentale Belastung der Eltern ist groß. „Wir sind ständig in Habachtstellung, weil etwas passieren kann“
, sagt die 46-Jährige. Die anstrengende Zeit habe sich körperlich niedergeschlagen. „Ich hatte oft Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Verspannungen und brauchte dringend eine Auszeit.“
Mit den Verordnungen der Haus- und Kinderärzte beantragte ihr Mann mit dem älteren Sohn eine Vater-Kind- und sie mit Jarik eine Mutter-Kind-Kur. „Wir haben an einem Montagabend, als die Kinder im Bett waren, die Anträge ausgefüllt und an die Krankenkassen geschickt. Am Donnerstag hatte ich schon die Mail mit der Absage“
, erinnert sie sich.
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Unterstützung durch den VdK
Freter hatte den Eindruck, dass ihr Antrag nicht ernsthaft geprüft worden war. Die Krankenkasse ihres Mannes bewilligte die Kur anstandslos. Daher wandte sie sich an den Externer Link:VdK in Lübeck. Sozialrechtsreferentin Sabine Welge legte Widerspruch gegen die Ablehnung ein. Darin machte sie deutlich, dass die Versicherte unter der extrem hohen Belastung als Intensivpflegerin für ihren schwerkranken Sohn gesundheitlich leidet, und wies die „lapidaren Äußerungen im Ablehnungsbescheid“
zurück. Die Kur würde dem Erhalt der Gesundheit und der Linderung von körperlichen und psychischen Beschwerden dienen.
Zwei Monate später erhielt Freter schließlich die Zusage ihrer Krankenkasse für die Kostenübernahme. Ihre Erleichterung ist groß. Die Suche nach einer Einrichtung, die Jariks Versorgung gewährleisten kann, dauert allerdings immer noch an.
Update: Klinik bietet nach Bericht Kurplatz an
In der Novemberausgabe der VdK-Zeitung berichteten wir über die Mutter eines schwerbehinderten Kindes (siehe Bericht auf dieser Seite). Der VdK Nord hatte die Kostenübernahme für eine Mutter-Kind-Kur erstritten. Die Suche nach einem Platz blieb aber zunächst erfolglos.
Doch nach dem Bericht in der VdK-Zeitung meldete sich bei Tanja Freter die Leiterin einer Kurklinik in Bayern, die ihr einen Familienkur-Platz anbot. „Diese Initiative hat mich sehr berührt“, so Freter. Wegen eines Klinikaufenthalts ihres Sohns habe sie das kurzfristige Angebot leider nicht annehmen können. Sie hat aber mittlerweile die Zusage einer Klinik in Thüringen für eine Familienkur im Februar 2026. „Vielen Dank für die Unterstützung“, schreibt sie dem VdK.





