Vertrauen in den Sozialstaat ist erschüttert
Studien zeigen: Eine große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger hat ein geringes Vertrauen in den deutschen Sozialstaat – sowohl in seine langfristige Finanzierbarkeit als auch in die Gerechtigkeit der Verteilung von sozialen Leistungen.

Geringes Vertrauen und geringes Einkommen hängen zusammen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Konstanz kommen in verschiedenen aktuellen Studien zu dem Ergebnis, dass das Vertrauen bei Menschen mit niedrigen Einkommen besonders gering ist, beispielsweise beim Thema Externer Link:Rente: Eine Mehrheit von ihnen nimmt eine starke Ungleichbehandlung wahr.
„Scheinbar gibt es eine weit verbreitete Unsicherheit und Unzufriedenheit mit der Leistung des Rentensystems, die die neue Bundesregierung zum Anlass nehmen sollte, das System durch langfristig orientierte Reformen nachhaltig abzusichern“
, ordnet Marius R. Busemeyer, Politikprofessor der Universität Konstanz, die Ergebnisse ein.
VdK-Präsidentin Verena Bentele sieht angesichts der Ergebnisse Handlungsbedarf: „Eine langfristige Absicherung und eine signifikante Erhöhung der Rente könnten helfen, verlorenes Vertrauen wieder herzustellen.“
Soziale Ungleichheit bedroht die Demokratie
85 Prozent der Befragten geben an, dass Politikerinnen und Politiker sich nicht darum kümmern, was „einfache Leute”
denken, 82 Prozent sind der Meinung, dass jene sich nicht um einen engen Kontakt zur Bevölkerung bemühen. 81 Prozent sind der Meinung, dass die Einkommensunterschiede in Deutschland zu groß sind. Ein Zusammenhang besteht zwischen Ungleichheit und politischer Teilhabe. Menschen aus unteren Einkommensschichten sind weniger zuversichtlich, sich selbst in politische Debatten einbringen zu können: Viele haben das Gefühl, abgehängt worden zu sein.
„Soziale Ungleichheit unterspült im Ergebnis das demokratische Fundament des deutschen Sozialstaats”
, fasst Busemeyer zusammen. Für den VdK zeigen die Ergebnisse, dass das Thema der sozialen Ungleichheit in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger eines der wichtigsten Themen ist.
„Im zurückliegenden Wahlkampf dominierten die Themen Migration und Wirtschaft. Dabei ist die wahrgenommene Ungleichheit das entscheidende Thema für die Demokratie“
, meint Bentele. „Um diesem Trend etwas entgegenzusetzen, sollten Politikerinnen und Politiker so sprechen, dass die Bürgerinnen und Bürger sie verstehen. Und es muss darum gehen, alle Menschen besser und wirksamer in Mitbestimmungs- und Entscheidungsprozesse einzubinden“
, sagt Bentele.