
Rollatoren im Test: Kassenmodelle sind oft schwer und unhandlich
Stiftung Warentest hat kürzlich Rollatoren genauer untersucht. Die Standardmodelle, die die gesetzliche Krankenkasse zahlt, konnten hier nicht überzeugen.

Ein passendes Rollator-Modell kann im Alltag Freiräume eröffnen. Wie man ein solches findet, erklärt Christine Gaszczyk. Sie berät seit mehr als 20 Jahren beim Sozialverband VdK Berlin-Brandenburg zu Hilfsmitteln (Externer Link:Zur Beratungsstelle Hilfsmittel und Wohnraumanpassung).
Christine Gaszczyk empfiehlt, sich vor dem Kauf zu überlegen, welche Defizite die Gehhilfe ausgleichen soll und wofür sie am häufigsten gebraucht wird. Die Nutzung – ob drinnen oder draußen –, eigene körperliche Einschränkungen und das Budget bieten eine gute Orientierung.
Rollatoren kann man privat kaufen oder über die Krankenkasse beziehen. Diese übernimmt bei gesetzlich Versicherten in der Regel die Kosten für ein Standardmodell. Wer ein leichtes, gut faltbares und geländetaugliches Modell möchte, muss den Aufpreis selbst zahlen. Auch Ankipphilfen, gefederte Rahmen oder leichtgängige Bremsen kosten meistens extra.
Schnitten schlecht ab: Standardmodelle
Standardmodelle schnitten in dem Test der Stiftung Warentest schlecht ab. „Sie sind groß, schwer und unhandlich“
, fasst Projektleiterin Anke Scheiber das Ergebnis zusammen. „Sie sind eine gute Stütze und helfen beim Transport von Speisen, haben aber sonst keine Vorteile. Sie eignen sich daher als Zweitrollator für zu Hause.“
Hilfsmittel wie Rollatoren sollen die Mobilität, Selbstständigkeit und Teilhabe ihrer Nutzerinnen und Nutzer sicherstellen. „Wenn Standardmodelle diesen Zweck nur unzureichend erfüllen, muss die Finanzierung von Hilfsmitteln durch die gesetzliche Krankenversicherung auf den Prüfstand“
, fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele. Hier müsse auch der Aspekt der gesellschaftlichen Teilhabe berücksichtigt werden.

Besondere Anforderungen müssen verordnet werden
Mit einer Verordnung, die die Hausärztin oder der Hausarzt oder bei Muskelerkrankungen eine Neurologin oder ein Neurologe ausstellt, liegt die Pauschale, die die Krankenkassen zahlen, meist bei 60 bis 100 Euro. Die Modelle bleiben Eigentum der Krankenkasse und werden als Leihgabe bereitgestellt. Für die Versicherten fällt eine Zuzahlung zwischen fünf und zehn Euro an.
„Besondere Anforderungen müssen als medizinisch notwendig begründet und auf dem Rezept vermerkt werden“
, erklärt Gaszczyk. Das können ergonomisch geformte Griffe und leichtgängige Bremsen bei Arthritis oder eine Rückenstütze für sicheres Sitzen bei einer Durchblutungsstörung sein.
Sie empfiehlt, die Verordnung für alle Fälle zu kopieren oder zu fotografieren und bei der Krankenkasse einzureichen. Dort erfahren Versicherte, welche Sanitätshäuser Vertragspartner ihrer Krankenkasse sind und erhalten den vollständigen Schriftverkehr.
Vor dem Kauf: Ausprobieren, testen und prüfen
„Man sollte verschiedene Modelle ausprobieren“
, sagt die Expertin. Das ist in Sanitätshäusern, Hilfsmittelzentren, auf Messen und Aktionstagen möglich, oft auch im Bekanntenkreis. „Das Modell, mit dem man besser laufen kann als ohne, ist oft das richtige.“
Auch die Bremsen, das Sitzen und Zusammenfalten sollte man testen.
Wer ein gebrauchtes Modell kaufen oder einen Rollator im Internet oder Discounter erwerben möchte, sollte sich von Bekannten mit technischem Sachverstand unterstützen lassen. „Es ist wichtig, die Gehhilfe auf die richtige Körpergröße einzustellen, Bremsen und Schrauben zu prüfen“
, sagt Gaszczyk.

Fachgerechte Einführung wichtig und sinnvoll
Die Pauschale der Krankenkassen enthält die Kosten für Anschaffung, Wartung und Reparatur. Gesetzlich Versicherte haben einen Anspruch auf eine fachgerechte Einführung in den Umgang mit der Gehhilfe. Dehalb sollte im Sanitätshaus die Griff- und Sitzhöhe individuell angepasst und das richtige Fahren, Sitzen und Bremsen erklärt werden. Dort sind auch Fragen, wie etwa nach Stolperfallen oder zum sicheren Manövrieren auf unebenem Gelände, sinnvoll. „Es ist wichtig zu wissen, dass man im Rollator läuft und ihn nicht vor sich herschiebt“
, erklärt Gaszczyk.
„Es lohnt sich, etwas mehr für den Rollator auszugeben“
, ist sie überzeugt. Doch niemand solle sich bei der Auswahl unter Druck setzen lassen. Sie rät, hier jemand Vertrauten zur Unterstützung mitzunehmen. Wer sich unsicher ist, sollte den Lieferschein nicht unterschreiben und sich erneut beraten lassen. Ein Umtausch ist oft schwierig. Und wer trotz Verordnung nicht das passende Modell erhält, sollte sich zur Beratung an die VdK-Geschäftsstellen vor Ort wenden.
Rollator-Test
Der Test ist in der September-Ausgabe (2025) von Stiftung Warentest erschienen. Zudem kann er kostenpflichtig auf der Webseite heruntergeladen werden: Externer Link:www.test.de/rollatoren