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Mit Gedanken zu neuer Selbstständigkeit: Michael Mehringer als Pionier der Hirn-Computer-Schnittstelle

Von: Robert Manu

Erstmals in Europa erhielt ein querschnittgelähmter junger Mann eine Hirn-Computer-Schnittstelle. Michael Mehringer trainiert nun mit KI und Robotik für mehr Selbstständigkeit – eine Studie, die Hoffnung macht.

Michael Mehringer (vorne, im Rollstuhl) sitzt in einem Forschungslabor vor mehreren Monitoren mit wissenschaftlichen Messdaten. Hinter ihm steht Prof. Dr. Simon Jacob im weißen Laborkittel. Beide wirken freundlich und konzentriert in der technischen Umgebung.“
Michael Mehringer mit Prof. Dr. Simon Jacob beim Training im Labor - mit viel Hoffnung auf mehr Selbstständigkeit. © Kathrin Czoppelt / TUM Klinikum

Pionieroperation in Europa

Der 25-jährige Michael Mehringer ist seit einem schweren Motorradunfall vor neun Jahren vom Hals abwärts gelähmt. Nun haben ihm Neurochirurginnen und -chirurgen am Klinikum der Technischen Universität München (TUM) in einer fünfstündigen Operation eine Hirn-Computer-Schnittstelle implantiert – zum ersten Mal in Europa bei der Diagnose Querschnittslähmung. 

Über einen speziellen Messkopf werden die Signale der Nervenzellen an einen Computer übertragen. Mithilfe künstlicher Intelligenz lernen Algorithmen, den Zusammenhang zwischen den Signalen der Nervenzellen und den Bewegungsabsichten von Michael Mehringer zu erkennen. Für das junge Externer Link:VdK-Mitglied wäre das ein großer Schritt hin zu mehr Autonomie und Lebensqualität.

Hoffnung als Antrieb

Die eigentliche Arbeit hat erst nach dem Eingriff begonnen: Michael Mehringer trainiert nun regelmäßig mit einem Team von Forscherinnen und Forschern. „Ich wünsche mir natürlich wieder vollständige Selbstständigkeit, aber ich bin Realist“, sagt Mehringer. „Wenn ich mit dem Roboterarm trinken oder auch essen könnte, wann ich möchte, wäre das für mich schon ein sehr großer Fortschritt und viel Freiheit.“

Hoffnung, so erzählt Mehringer, sei sein Antrieb: „Ich bin schon immer ein positiver Mensch. Das Vertrauen darauf, dass es in Zukunft wieder besser wird, gibt mir sehr viel Kraft. Jetzt habe ich die Chance bekommen, selbst dazu beizutragen.“

Mehr Studienteilnehmende gesucht

In München suchen Forscherinnen und Forscher weitere junge und engagierte Erwachsene mit schwerer Querschnittslähmung zur Teilnahme an einer Studie – so wie Michael Mehringer bereits mitwirkt. Wichtig zu wissen: Es handelt sich nicht um eine bewährte Therapie, sondern um eine Forschungsteilnahme, betont Simon Jacob, Professor für Translationale Neurotechnologie am TUM Klinikum. Mehr Informationen auf der Website des Klinikums: 

Externer Link:Hirn-Computer-Schnittstelle für Patient mit Querschnittslähmung

Info

Auf Externer Link:www.bochmo-verlag.de erhalten Sie weitere Einblicke in Michael Mehringers Leben sowie eine chronologische Übersicht seiner Diagnosen, Behandlungen und Therapien. Und das Wichtigste: Michael „Michi“ Mehringer spricht selbst – in der Leseprobe seines Buches „Seit dem Tag danach: Hallo, ich bin immer noch DER Michi.“ Lassen Sie sich von seiner Stimme, seinen Gedanken und seinem Mut bewegen.