
Nicht gleichgestellt: Frauen sind in Deutschland noch immer strukturell benachteiligt
Nur 13 Prozent der Deutschen halten die Gleichstellung von Männern und Frauen hierzulande für verwirklicht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos.

Lohneinbußen durch Carearbeit – bis zur Altersarmut
VdK-Präsidentin Verena Bentele ist von dem Externer Link:Ergebnis wenig überrascht: „Zwar haben Frauen und Männer laut Grundgesetz die gleichen Rechte. Doch das spiegelt sich in ihren Lebenswirklichkeiten nicht wider“
, kritisiert sie.
Frauen leisten eineinhalbmal so viel Sorgearbeit wie Männer. Laut Externer Link:Ipsos sind 49 Prozent der rund 1000 Befragten in Deutschland der Ansicht, dass Hausarbeit vorwiegend Frauensache ist, während 42 Prozent meinen, dass sich beide Geschlechter zu gleichen Teilen beteiligen sollten. Kinderbetreuung und Angehörigenpflege betrachten 43 Prozent als Frauensache, 41 Prozent als Aufgabe beider Geschlechter. „Diese Aufgaben sind für eine Gesellschaft unverzichtbar. Aber wer sich um Haushalt, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmert, nimmt oft Lohneinbußen und schmale Renten bis hin zur Altersarmut in Kauf. Das ist nicht gerecht“
, sagt Bentele.
67 Prozent der befragten Frauen und 49 Prozent der Männer gaben laut Ipsos an, dass ihnen die Gleichstellung der Geschlechter persönlich wichtig ist. Der Aussage, dass Deutschland schon genug für die Gleichstellung von Frauen getan hat, stimmten 51 Prozent der Männer, aber nur 35 Prozent der Frauen zu. Vier von zehn Männern fühlen sich diskriminiert, wenn die Gleichstellung von Frauen gefördert wird.
Frauen in Deutschland sind strukturell benachteiligt
In Deutschland ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung weiblich. „Doch Frauen sind in Deutschland noch immer strukturell benachteiligt. Das zeigt sich in der schlimmsten Form: als Gewalt gegen Frauen“
, so Bentele. „Das darf die Politik nicht länger außer Acht lassen. Es braucht endlich Strukturen, um Armut von Frauen über Erwerbsbiografien hinweg bis hin zur Rente wirksam zu bekämpfen und um der Gewalt gegen Frauen ein Ende zu setzen.“
Ob die neue Bundesregierung die Gleichstellung von Männern und Frauen vorantreiben wird, wird sich zeigen. Laut Ipsos stimmten 59 Prozent der Frauen und 42 Prozent der Männer der Aussage zu, dass es der Gesellschaft gut tun würde, wenn es mehr Frauen in Führungspositionen in Politik und Wirtschaft gäbe. Allerdings sind im aktuellen Bundestag laut Statistischem Bundesamt nicht einmal ein Drittel aller Abgeordneten weiblich. Ähnlich sieht es in den Parlamenten der Länder und Kommunen aus. Das kritisiert Bentele: „Frauen müssen an politischen Entscheidungen gleichberechtigt teilhaben können.“