Hochschule errechnet den Wert der Pflegeleistungen von Angehörigen

Von: Julia Frediani

Häusliche Pflege ist unverzichtbar: Laut einer Studie der Hochschule Zittau/Görlitz betrug der Wert der Pflegeleistungen von Angehörigen 2023 rund 206 Milliarden Euro.

Ein alter Mann sitzt auf der Kante seines Bettes, man sieht nur seine nackten Unterschenkel, die Füße stecken in beigen Filzpantoffeln.
© IMAGO / photothek / Ute Grabowsky

Angehörige pflegen überwiegend unbezahlt

Geldleistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung, die an Pflegehaushalte in Form von Pflegegeld ausgezahlt werden, betrugen 16,2 Milliarden Euro im Jahr 2023. Das ist deutlich weniger als ein Zehntel des Geldwerts, der für die Externer Link:häusliche Pflegearbeit errechnet wurde, stellt das Forschungsteam rund um den Altersforscher Professor Andreas Hoff an der Hochschule Zittau/Görlitz heraus (Externer Link:zur Studie). Zudem werde die Arbeit von der Öffentlichkeit unbeachtet erbracht wird.

Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts erhalten nur 22 Prozent der Haushalte mit einem pflegebedürftigen Menschen Unterstützung von einem ambulanten Pflegedienst. Das Forscherteam betont, dass die Pflegeleistungen der Angehörigen überwiegend unbezahlt und nur zu einem sehr geringen Teil kompensiert werden. Altersforscher Hoff fordert wie der Sozialverband VdK einen Externer Link:Pflegelohn

Einsparungs-Pläne sind Schlag ins Gesicht

VdK-Präsidentin Verena Bentele kritisiert: „Angesichts der enormen Summe unentgeltlich erbrachter Pflegeleistungen sind aktuelle Debatten um Einsparungen in der Pflege ein Schlag ins Gesicht der pflegenden Angehörigen. Sparpläne sind kein Ersatz für politische Fantasielosigkeit und vor allem nicht für fehlende Strategien. Wenn sich nichts ändert, werden es auch in Zukunft die pflegenden Angehörigen sein, die den Laden am Laufen halten.“

Die Expertinnen und Experten von der Hochschule Zittau/Görlitz verdeutlichen in der Studie auch, dass die häusliche Pflege in den kommenden Jahrzehnten eine immer größere Rolle spielen wird. Immer mehr Menschen aus den geburtenstarken Jahrgängen nach dem Zweiten Weltkriegen werden pflegebedürftig und der Fachkräftemangel in der professionellen Pflege wird immer größer werden.

Was fordert der VdK?

Der Sozialverband VdK fordert eine deutliche Stärkung und Anerkennung pflegender Angehöriger ebenso wie verbindliche und nachhaltige Lösungen zur Absicherung der Pflegeversicherung. Dazu gehört, dass Angehörige entlastet werden — finanziell, institutionell und durch bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Der VdK setzt sich zudem für eine Externer Link:einheitliche Pflegeversicherung ein, in die alle Bürgerinnen und Bürger einzahlen.

Zur Studie

Zur Studie des Forschungsinstituts „GAT – Gesundheit, Altern, Arbeit, Technik“ der Hochschule Zittau/Görlitz: 

Externer Link:Der monetäre Wert der Pflegeleistungen von An- und Zugehörigen in Deutschland (PDF)

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